- Amateur-Filmer Fritz Witzel filmte während des Zweiten Weltkriegs in Essen
- Obwohl Videoaufnahmen von Trümmern streng verboten waren
- Sein Sohn gab das Material nach 75 Jahren frei
Essen.
Trümmer und Schutt statt Kraft und Endsieg.
Amateur-Filmer Fritz Witzel fing das ein, was die Kriegspropaganda im Dritten Reich nicht abbildete: Die Zerstörung des Ruhrgebiets durch die Luftangriffe der Alliierten im Zweiten Weltkrieg.
Dank des im Jahr 1901 geborenen Esseners gibt es Bewegtbilder aus der Umgebung der Heinickestraße um das Jahr 1942. Mit den Dreharbeiten riskierte der Orthopädie-Techniker sein Leben.
Streng verboten!
Videos aus dieser Zeit sind extrem rar. Das Hitler-Regime verbot die Erstellung jeglichen Bildmaterials, welches das Ausmaß der Zerstörung in den deutschen Städten dokumentierte.
————————————-
• Mehr Themen aus Essen:
Elf magische Orte in Essen, die du kennen musst
Seltsame Ampelschaltung in Essen: Darum zeigen viele Fußgängerampeln vor dir noch Grün, aber hinter dir schon Rot
Essen: Seltsame Aktion! Darum haben zwei Supermärkte ab 5.59 Uhr geöffnet
————————————-
„Wer sich dem widersetzte, musste mit der Todesstrafe rechnen“, erklärt sein Sohn Friedhelm Witzel.
Versteckte Filmkunst
Doch sein Vater hielt mit seiner „Cine Nizo 8“ drauf – in ständiger Angst beim Filmen erwischt zu werden: „Deswegen sind die Aufnahmen so verwackelt“, mutmaßt sein Sohn.
Zum Vergleich demonstriert Friedhelm Witzel weiteres Material seines Vaters.
Bilder einer friedlicheren Zeit im Ruhrgebiet: Familienausflüge in den Grugapark, zum Baldeneysee oder ins Solbad Raffelberg in Mülheim. Filme mit Liebe zum Detail sind das – mit kunstvollen Perspektiven.
Düstere Bilder der Zerstörung
Dagegen wirken die schwarz-weiß-Bilder aus dem Krieg gespenstisch. Zu sehen sind zerbombte Dächer ganzer Häuserreihen und riesige Trümmerhaufen in der Umgebung der Heineckestraße.
Beim Anblick der Videos ist es kaum zu glauben, dass der Zweite Weltkrieg noch Jahre so weiter gehen sollte.
Lebendige Erinnerung
Witzels 75 Jahre alte Aufnahmen bezeugen ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte, deren Zeitzeugen mit jedem Jahr seltener werden.
Umso wichtiger sind solche Dokumente. Sie schärfen das Bewusstsein für die Grausamkeit eines Krieges, der einst tausende Menschen in Essen, Deutschland und ganz Europa obdachlos machte und zur Flucht zwang.
Dieser Artikel erschien zuerst im Mai 2017 auf DER WESTEN.