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Warum Manufactum Waltrop besser findet als Hamburg

Warum Manufactum Waltrop besser findet als Hamburg

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Manufactum Zentrale in Waltrop Foto: Kai Kitschenberg/WAZ FotoPool
Gerade in Deutschlands Metropolen ist Manufactum präsent. Manufactum-Warenhäuser sind in Düsseldorf, Berlin, Köln, Frankfurt und München. Seit 2008 gehört Manufactum zur Hamburger Otto-Gruppe. Doch die Firmenzentrale soll dauerhaft in Waltrop bleiben, beteuert Manufactum-Geschäftsführer Ritter im Interview.

Waltrop. 

Der Manufactum-Katalog gilt längst als Kultobjekt. „Es gibt sie noch, die guten Dinge.“ So lautet der Leitspruch von Manufactum. Die Produktpalette des Versandhändlers aus Waltrop reicht von klassischer Schulkreide über hochpreisige Armbanduhren aus U-Boot-Stahl bis zu elchledernen Wanderbeuteln oder schmiedeeisernen Bratpfannen.

Seit 2008 gehört die Firma mit ihren rund 450 Mitarbeitern vollständig zur Hamburger Otto-Gruppe. Manufactum genieße allerdings „eine uneingeschränkte inhaltliche Unabhängigkeit“, betont Manufactum-Geschäftsführer Manfred Ritter. Die Warenhäuser, die Manufactum betreibt, befinden sich in den Großstädten Düsseldorf, Berlin, Köln, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart und München. Doch die Firmenzentrale soll dauerhaft in Waltrop bleiben, beteuert Ritter im Interview. Ein Umzug nach Hamburg sei „kein Thema“.

„Es gibt sie noch, die guten Dinge.“ So lautet der Leitspruch von Manufactum. In dem Satz schwingt mit, früher sei vielleicht nicht alles, aber vieles besser gewesen als heute. Ihre These lautet, es gebe kaum ein Qualitätsprodukt, das nicht durch jämmerlich schlechte, aber viel billigere Konkurrenten und Nachahmungen gefährdet sei. Ist das nicht ein bisschen viel Kulturpessimismus?

Manfred Ritter: Uns leitet nicht ein verklärter Blick auf vergangene, angeblich bessere Zeiten. Wir wollen Antworten auf Fragen von heute geben, nicht von gestern. Und deshalb sagen wir: Viele Produkte, die nach hergebrachten Standards hergestellt werden, sind besonders gebrauchstüchtig, langlebig, reparierbar und damit auch umweltverträglich. Ich denke an Haushaltswaren, Möbel, Kleidung und Lebensmittel.

In ihrem aktuellen Warenkatalog zitieren Sie den Firmengründer Thomas Hoof, der vor mehr als 20 Jahren die kurze Lebenszeit der Gegenstände beklagt, mit denen wir täglich umgehen. Mit anderen Worten: Es geht um ein Plädoyer gegen die Wegwerfgesellschaft. Widerspricht das nicht dem Ziel von Manufactum, möglichst viele Produkte zu verkaufen?

Ritter: Uns geht es vor allem um einen inhaltlichen Auftrag. Natürlich achten wir auch auf den wirtschaftlichen Erfolg, aber unser Ziel ist nicht, möglichst viel Geld zu verdienen. Die wirtschaftlichen Ergebnisse sind lediglich Folge und Voraussetzung dessen, was wir tun.

Schön formuliert, aber spielt dabei auch der heutige Manufactum-Eigentümer, die Hamburger Otto-Gruppe, mit?

Ritter: Wir haben ein hohes Maß an grundsätzlicher Übereinstimmung und genießen eine uneingeschränkte inhaltliche Unabhängigkeit. Manufactum ist zufriedenstellend profitabel, eine Goldgrube ist das Unternehmen nicht. Unsere Ziele sind nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg und maßvolles, kontinuierliches Wachstum.

Geht es ein bisschen genauer? Nicht einmal im Bundesanzeiger veröffentlichen Sie eine Bilanz. Viel Geheimniskrämerei in einer Zeit, in der Transparenz zur Recht groß geschrieben wird.

Ritter: Für die Otto-Gruppe sind die Zahlen bekannt. Den Schätzungen, die zu Manufactum kursieren, würde ich auch nicht vehement widersprechen. Und schließlich: auch wenn es bei uns gut läuft, stellen unsere Zahlen im Otto-Geschäftsbericht ja letztlich nicht viel mehr als eine Rundungsdifferenz dar.

Manufactum bietet online rund 8500 Produkte an. Achten Sie dabei auch auf gute Arbeitsbedingungen bei den Herstellern, fairen Handel und Umweltverträglichkeit?

Ritter: Unser Sortiment besteht zu einem großen Teil aus Klassikern, die langlebig sind – nicht nur aufgrund von Technik und Material, sondern auch, weil sie über allen Moden und Trends stehen. Wenn ein Produkt langlebig ist und sich gut reparieren lässt, schont das auch die Ressourcen. Etwas möglichst billig zu bekommen, spielt für uns keine Rolle. Das hilft natürlich auch den Menschen, die an der Entstehung eines Produkts beteiligt sind.

Wie viele Produkte, die Manufactum anbietet, kommen aus China?

Ritter: Es gibt das eine oder andere Produkt, das ganz oder in Teilen in China produziert worden ist, weil es woanders nicht mehr zu bekommen ist. Verglichen mit unserem gesamten Sortiment sprechen wir aber über eine verschwindend kleine Minderheit.

Die Ansprüche von Manufactum sind ähnlich groß wie die Fallhöhe. Mit einem Fahrradschloss haben Sie unlängst ein PR-Desaster erlebt. Wie die Stiftung Warentest herausgefunden hat, ließ sich das 180 Euro teure Schloss innerhalb von wenigen Sekunden knacken.

Ritter: Das Ganze war uns natürlich äußerst unangenehm, weil wir unserern eigenen Ansprüchen nicht gerecht geworden sind. Von einem PR-Desaster würde ich aber nicht sprechen. Im Gegenteil: Weil wir schnell reagiert haben und offen mit dem Thema umgegangen sind, hat das unserer Glaubwürdigkeit nicht geschadet. Wir haben unseren Fehler eingeräumt, und unsere Kunden konnten das Fahrradschloss gegen Erstattung des Kaufpreises zurückgeben, oder – wenn sie wollten – auch behalten.

Haben Sie darüber hinaus Konsequenzen gezogen?

Ritter: Der Fall hat uns nochmal daran erinnert, wie wichtig es ist, sorgfältig auf jedes einzelne Produkt in unserem Sortiment zu achten. Wir arbeiten mit rund 2000 Lieferanten zusammen. Die hohe Komplexität erfordert eine sehr genaue Arbeit.

Heißt das, Manufactum ist besonders fehleranfällig?

Ritter: Nein, aber Fehler lassen sich nie völlig ausschließen. Natürlich müssen wir versuchen, ähnliche Fälle zu vermeiden. Wichtig ist aber auch, richtig zu handeln, wenn einmal ein Fehler passiert.

Manufactum hat den Ruf, eine elitäre Veranstaltung zu sein.

Ritter: Es ist nicht Ziel unseres Handelns, uns über andere zu stellen. Dass wir manchen elitär erscheinen, ergibt sich vielleicht als Folge unserer Überzeugungen. Und dass die Produkte, die wir anbieten, zuweilen teurer sind als anderswo, nehmen wir in Kauf, um keine Kompromisse machen zu müssen.

Was machen Sie im Unternehmen anders als in den Gründerjahren Ende der 1980er-Jahre?

Ritter: Im Kern haben wir uns kaum verändert. Unser aktueller Katalog sieht ähnlich aus wie der erste, 1988 veröffentlichte Manufactum-Katalog. Verändert hat sich viel um uns herum. Für uns bedeutet das: Wir sind nicht mehr so exotisch wie vor 25 Jahren.

Manufactum ist einmal als Vorläufer von Schwarz-Grün bezeichnet worden.

Ritter: In diesen Kategorien denken wir nicht. Auch unsere Kunden sind nicht in solchen Schubladen zu finden.

Sind Sie eigentlich am Standort Waltrop zufrieden? Das Geschäft von Manufactum ließe sich wohl auch aus Hamburg führen, wo sich der Sitz der Otto-Gruppe befindet.

Ritter: Grundlage unseres Erfolges sind die Menschen, die hier arbeiten. Ein Umzug nach Hamburg ist deshalb kein Thema. Wir sind sehr zufrieden in Waltrop. Hier haben wir auch die Ruhe und Distanz zum hektischen Geschehen. Das hilft uns, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Anders als die Filialen, die sich Düsseldorf, Berlin, Köln, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart und München befinden, versprüht Waltrop nicht gerade Großstadtflair. Finden Sie genügend gute Mitarbeiter jenseits der Metropolen?

Ritter: Grundsätzlich ja. Die Frage ist eher, ob Menschen bereit sind, sich voll und ganz auf Manufactum einzulassen. Es geht nicht nur um einen Job, sondern um eine Aufgabe. Dazu gehört auch ein Leuchten in den Augen, wenn es um Manufactum geht.

Bleibt die Zahl der bundesweit acht Manufactum-Warenhäuser stabil? Sind Neueröffnungen oder Schließungen geplant?

Ritter: Mit den acht Warenhäusern sind wir bundesweit gut vertreten und zufrieden.

Wo steht Manufactum in zehn Jahren?

Ritter: Hoffentlich inhaltlich noch da, wo wir auch heute stehen, gerne noch selbstverständlicher in der Mitte der Gesellschaft.