In einem Brief an Bundeskanzlerin Merkel hat der Vorstandsvorsitzende der RWE AG, Jürgen Großmann, offenbar gegen den Atomausstieg protestiert. Die Atomkonzerne befürchten, dass sie ihnen zustehenden Reststrommengen nicht mehr ausnutzen können.
Hamburg.
Die Kernkraftbetreiber beschweren sich offenbar immer heftiger über die Art der Berliner Energiewende. RWE-Chef Jürgen Großmann sandte nach Informationen der „Financial Times Deutschland“ noch am Sonntag einen Protestbrief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), in dem er den Atomausstieg in mehreren Punkten kritisiert. Im Mittelpunkt stehen laut der Zeitung Befürchtungen, dass die Atomkonzerne die ihnen zustehenden Reststrommengen nicht mehr ausnutzen können, nachdem die Bundesregierung für jeden einzelnen Reaktor ein definitives Abschaltdatum festgelegt hat.
Schaden zwischen 3,6 und 4,8 Milliarden Euro
Dem Bericht zufolge bleiben die vier Kernkraft-Unternehmen E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall nach Befürchtungen der Branche auf Lizenzen zur Produktion von 60 bis 80 Terawattstunden Atomstrom sitzen, wenn der letzte Meiler abgeschaltet wird. Bei heutigen Strompreisen von rund 60 Euro je Megawattstunde entspräche das nach Konzernrechnungen einem Schaden zwischen 3,6 und 4,8 Milliarden Euro.
Großmann moniere in dem Schreiben zudem, so die Zeitung weiter, dass die Wahl der Abschaltdaten nicht nachvollziehbar sei. So solle der Reaktor Gundremmingen C im Jahr 2021 vom Netz, während der baugleiche und nur wenige Monate früher in Betrieb gegangene Block B bereits 2017 abgeschaltet werden solle. An beiden Kraftwerken ist RWE zu 75 Prozent und E.ON zu 25 Prozent beteiligt. (dapd)