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Immer mehr Landwirte bauen in Deutschland Sojapflanzen an

Immer mehr Landwirte bauen in Deutschland Sojapflanzen an

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dpa Picture-Alliance-61003507-HighRes.jpg Foto: picture alliance / dpa
Mit einem Feldversuch will eine große Sojafirma die Produktion in Deutschland ankurbeln. Bei den Kunden ist das heimische Soja beliebt.

Berlin. 

Verbraucher achten verstärkt auf regionale Lebensmittel. So hat auch der deutsche Sojaanbau stark zugelegt. Zum Durchbruch soll ihm nun ein großer Feldversuch verhelfen. Das Projekt „1000 Gärten“ ruft Landwirte und Hobbygärtner dazu auf, verschiedene Sojasorten anzupflanzen und ihre Ergebnisse zu dokumentieren. Mehr als 2000 Gärtner beteiligten sich an dem bundesweiten Feldversuch. Ziel: die besten Sorten für den heimischen Anbau zu finden.

Auf den Beeten im Kleingarten von Sabine Dobre in Berlin-Tempelhof wuchsen in diesem Jahr bis zu 1,20 Meter hohe Sojapflanzen. Ihr Testfeld umfasst zwei Hochbeete, nur etwa drei Quadratmeter, aber die Entwicklung der Pflanzen dokumentierte die Hobbygärtnerin ganz genau: Wann sind sie gekeimt, wann begann die Blüte, welchen Farbton hatten die Blätter, wie viele Bohnen befanden sich in den Hülsen. Vorher war Sabine Dobre unerfahren in der Sojazucht. Heute weiß sie: „Der Anbau läuft absolut problemlos.“

Soja wird meist aus Südamerika importiert

Erkenntnisse wie die aus den Tempelhofer Hochbeeten sammelt Martin Miersch von Gärtnern und Bauern in ganz Deutschland. Miersch leitet das landwirtschaftliche Zentrum für Sojaanbau und -entwicklung des Tofuproduzenten Taifun in Freiburg, nach eigenen Angaben größter Hersteller von Bio-Tofu in Europa, der zusammen mit der Uni Hohenheim das Sojaprojekt auswertet.

Soja ist in Deutschland besonders als Viehfutter gefragt, muss aber meist aus Nord- oder Südamerika importiert werden, wo die weltgrößten Anbaugebiete liegen. Auf deutschen Äckern ist die beigegelbe Bohne bisher kaum zu finden. In diesem Jahr wurde Soja in Deutschland auf knapp 17.000 Hektar Fläche angebaut.

Zum Vergleich: Weizen wuchs auf über 3,2 Millionen Hektar. Dabei hat sich die Sojasaatfläche hierzulande in den letzten vier Jahren mehr als verdreifacht. „Unsere deutschen Kunden honorieren, wenn wir Produkte ausschließlich aus deutschem Soja herstellen“, erklärt Miersch.

Hülsenfrucht mag feuchtwarmes Klima

Gerne sähe Taifun die Anbauflächen seiner heimischen Vertragsbauern erweitert. „Doch bisher gibt es für viele Regionen noch nicht die passende Sorte“, so Miersch. Die ursprünglich aus China stammende Hülsenfrucht mag feuchtwarmes Klima. Mit den Bedingungen in Deutschland kommt sie nicht immer zurecht.

Zwar hat sich die Eiweißpflanze gerade bei Bauern in wärmeren süddeutschen Gefilden mittlerweile etabliert. Doch Miersch sieht hierzulande weit mehr Potenzial: „Schon heute ließe sich jedes Jahr auf einer Million Hektar Soja anbauen.“ An Oberrhein und Donau, in Sachsen, dem südlichen Sachsen-Anhalt und der rheinischen Bucht gedeihe die Bohne gut.

Hoffnungen setzt Miersch vor allem auf den Bio-Bereich, wo die Kunden bereit sind, für Tofu aus Deutschland gerne etwas tiefer ins Portemonnaie zu greifen. So könne sich Soja für die Bauern lohnen und im Anbau gegen andere Pflanzen behaupten.

Konventionelle Bauern fangen mit Sojazucht an

Doch auch viele konventionelle Landwirte in Deutschland gaben der Bohne in den letzten Jahren eine Chance. Wie Jürgen Unsleber aus Würzburg. Seit 2009 baut er Soja an, derzeit auf 13 Hektar. „Bei den Bedingungen in meiner Region ist die Sojabohne ideal.“ Unsleber hegt die Hülsenfrucht nicht nur auf dem eigenen Acker.

Der Pflanzenbauingenieur ist auch überregionaler Berater des Sojanetzwerks, einer vom Bund mit drei Millionen Euro geförderten Initiative. Als solcher hält er Vorträge zum Pflanzenschutz und unterstützt Landwirte im ganzen Land.

Rekordernten zwangen Soja-Preis in die Knie

Der Sojastandort Deutschland berge Chancen, leide aber aktuell unter einem Überangebot. Der riesige Bedarf in China trieb die Weltmarktpreise in die Höhe. Seit der Jahrtausendwende stieg der jährliche Import im Reich der Mitte von 10 auf mehr als 86 Millionen Tonnen. Der Preis kletterte lange mit, von 160 auf zwischenzeitlich gut 620 Dollar pro Tonne – bis ihn drei weltweite Rekordernten von über 320 Millionen Tonnen in die Knie zwangen.

Für konventionelle deutsche Viehzüchter, mit 5,6 Millionen Tonnen die größten Abnehmer hierzulande, lohnt sich bei diesem Preisniveau das teurere Soja aus Deutschland nicht – solange die Kunden nicht eine ausschließlich heimische Produktion fordern. Martin Miersch ist zufrieden mit den ersten Ergebnissen der deutschen Sojaproduktion in Berlin und anderswo. Aus dem Projekt entwickeln sich neue Anbausorten, sagt er. Und daraus noch mehr Sojapflanzen auf deutschen Feldern.