Hagen.
Während sich die Deutsche Umwelthilfe darüber beklagt, dass manche Geschäfte das Verkaufsverbot für Glühlampen ignorieren, suchen und nutzen entnervte Verbraucher jede Möglichkeit, an die begehrten, konventionellen Lichtspender zu kommen.
„Wir haben keine mattierten Glühbirnen und klare auch nur bis 60 Watt“, erklärt die Verkäuferin in einem Hagener Elektromarkt mit Bedauern. „Versuchen Sie es doch in kleineren Fachgeschäften.“ Jeden Tag kämen Kunden und suchten Leuchtmittel für ihre Lampen, würden aber in dem überschaubaren und teuren Angebot an Energiesparlampen nicht fündig. Die Folge: Der Handel mit Restbeständen floriert, vor allem im Internet. Das EU-Verbot, das seit September alle konventionellen Glühbirnen über 60 Watt verbietet und im nächsten Jahr auch die 60-Watt-Exemplare aus den Regalen vertreibt, weckt Kreativität.
Auf dem Markt sind seitdem so skurrile Produkte wie „EU-Umgehungslampen“ (ein Hochvolt-Halogenbrenner mit aufsteckbarer Hülle) – ganz normale Glühbirnen, die augenzwinkernd als elektrische Kleinheizgeräte verkauft werden, oder „Allgebrauchslampen für Spezialzwecke“. Oder die Leute gehen gleich zu Glühbirnen-Hamsterkäufen in der von unbegreiflichen EU-Gesetzen freien Schweiz über.
„Die Kunden sind nicht glücklich mit der Regelung, und der Fachhandel ist enttäuscht“, erklärt Claudia Runte aus Iserlohn. Sie ist Geschäftsführerin des Lichthauses Runte und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Technik des Einzelhandels. Jeden Tag muss sie Kunden erklären, dass sie ihnen keine Ersatzlampen mehr für ihre Designleuchten verkaufen kann. „Soffitten sind völlig vom Markt verschwunden, aber auch Dekolampen, beispielsweise mit Eiskristallen, dimmbare oder Designlampen gibt es nicht mehr, und LED-Lampen sind zu teuer. Früher hatten wir 750 verschiedene Typen am Lager, heute kommen täglich neue Ausführungen, aber sie decken den Bedarf nicht vollständig.“ Zu teuer, zu dunkel, zu hässlich, und die Lichtqualität taugt auch nichts. J
Jahrzehntelang konnten sich die Energiesparlampen – eigentlich sind es ja kompakte Leuchtstoffröhren – am Markt nicht durchsetzen, nun sind sie zwangsverordnet. „Ich glaube, dass einfach nicht bedacht wurde, dass Lampen nicht nur Licht erzeugen, sondern auch ein Designelement sind“, sagt Claudia Runte.
Hinzu kommt, dass Energiesparlampen bekanntlich Quecksilber enthalten und deswegen nicht in den Hausmüll dürfen. Aus demselben Grund empfiehlt sich auch höchste Vorsicht, wenn so ein Ding zu Bruch geht. Diese Probleme dürften aber bald überholt sein, denn die EU-Lampen sind nur Übergangslösungen: „Die Zukunft gehört der LED, die Hersteller entwickeln sie mit Hochdruck weiter“, weiß Claudia Runte.
Derweil konstatiert Jürgen Resch von der Umwelthilfe, der Handel untergrabe die Gesetze und nutze jedes Schlupfloch für Profit . Er fordert gar „Vollzugsbehörden auf, gegen diesen Verstoß des Klimaschutzrechts vorzugehen.“ Dabei liegt nicht einmal ein Verstoß vor: Lagerbestände dürfen noch verkauft werden. 100-Watt-Kleinheizgeräte mit E-27-Fassung sowieso.