Veröffentlicht inWirtschaft

Ein Frauenduo führt das Mülheimer Luftfahrunternehmen WDL

Ein Frauenduo führt das Mülheimer Luftfahrunternehmen WDL

50220636.jpg
Foto: fremd
Das Mülheimer Luftfahrtunternehmen WDL ist ganz in Frauenhand. Seitdem der Fiimengründer Theodor Wüllenkemper im Februar gestorben war, haben Inge Bachmann und Barbara Majerus das Ruder übernommen. Sie brachten auch das Luftschiff wieder an den Himmel.

Mülheim. 

Ein Wahrzeichen Nordrhein-Westfalens ist wieder am Himmel: das Luftschiff der Westdeutschen Luftwerbung (WDL) in Mülheim. Nach dem Tod des Firmengründers Theodor Wüllenkemper (86) im Februar ist das Unternehmen inzwischen rein in Frauenhand: Als geschäftsführende Gesellschafterinnen haben Inge Bachmann und Barbara Majerus das Ruder übernommen.

Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Süßwaren- und Kaffeeläden ihrer Eltern hatten die Betriebswirtin Bachmann und der Pilot Wüllenkemper die WDL 1955 gegründet. Majerus trat 1969 als kaufmännische Auszubildende ins Unternehmen ein. 1997 übernahm sie die Geschäftsführung der Luftschiffgesellschaft. Nach dem Tod des Luftfahrtpioniers Wüllenkemper geht der Betrieb wie gewohnt weiter.

„Wir brauchen Ruhe und haben sie behalten“, sagt Bachmann. Die Mitarbeiter und Kunden seien der WDL treu geblieben. Vom Flughafen Köln/Bonn aus fliegt das mittelständische Unternehmen mit eigenen Passagiermaschinen insbesondere für Air Berlin und German Wings. Regelmäßig chartern Fußballclubs Maschinen des Mülheimer Unternehmens. Die WDL transportiert in kleinem Rahmen auch Fracht – etwa Teile für das Ford-Werk in Valencia.

„Der Markt ist mit Flugzeugen gesättigt“

Die Branche bekommt die Finanzkrise zu spüren. Lufthansa fährt ein Sparprogramm, Air Berlin streicht Flugverbindungen. „Der Markt ist mit Flugzeugen gesättigt“, sagt WDL-Chefin Bachmann. Das bekommen auch die Mülheimer zu spüren. „Aber wir kämpfen“, zeigt sie sich optimistisch. Piloten und Stewardessen wurden gerade mit neuen Uniformen eingekleidet.

Die Luftschiffe, zweites Geschäftsfeld der WDL, haben indes nichts von ihrer Faszination verloren. Schon bevor die Saison mit etwas Verspätung Anfang August begann, gab es schon über 700 Vorbestellungen für Rundflüge. Einen Werbepartner, für den die WDL Reklame fliegt, gibt es in diesem Jahr nicht. „Für die Zukunft haben wir schon einige Anfragen“, sagt Geschäftsführerin Barbara Majerus. Möglicherweise in Kooperation mit der Fachhochschule Ruhr-West will die WDL ein LED-Lampensystem entwickeln, das auch tagsüber Werbung auf dem Luftschiff sichtbar macht.

Luftschiff seit 40 Jahren am Himmel

Die Reklame mit der fliegenden „Zigarre“ hat inzwischen seit 40 Jahren Tradition: Im August 1972 brachte der WDL-Gründer Wüllenkemper erstmals ein Luftschiff an den Himmel. Es löste die Werbung per Banner ab, das ein Flugzeug hinter sich her zog. Die damals verschärften Umweltauflagen schrieben Höhen vor, in denen die Schrift auf den Bannern vom Boden aus nicht mehr zu erkennen war.

Seither hat die WDL sechs 60 Meter lange und mit Helium gefüllte Prallluftschiffe gebaut, die auf allen Kontinenten der Welt im Einsatz waren. Der allererste 1972 flog Reklame für Wicküler-Bier, das die legendäre Musketiere anpriesen. Die Luftschiffe waren für etliche andere Brauereien, die Bundesregierung, Deichmann, McDonald’s, Banken, Versicherungen, WAZ und NRZ unterwegs. Den längsten und bekanntesten Auftrag vergab allerdings der Fotozubehör-Hersteller Fuji: Das grüne Luftschiff flog von 1981 bis 2005. Dann stellte Fuji die Filmproduktion ein, weil sich Digitalkameras durchsetzten. Das Luftschiff indes überlebte. Die Saison geht noch bis Oktober.