Deutschlands Lokführer werden streiken. Noch dieses Woche wollen sie ihre Arbeit niederlegen. Zwar soll der Güterverkehr im Mittelpunkt stehen, aber auch Personenzüge werden bestreikt.
Berlin.
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will ihren Arbeitskampf ausweiten. Dafür sprachen sich mehr als 90 Prozent der Mitglieder in einer Urabstimmung aus, wie die GDL am Montag in Frankfurt am Main mitteilte. Bahnkunden müssen sich damit auf unbefristete Streiks einrichten. Für diesen Dienstag sei noch nichts geplant, sagte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky. In dieser Woche sei aber auf jeden Fall noch ein Streik geplant. Die Deutsche Bahn forderte unterdessen erneut, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Die GDL fordert in der seit Sommer 2010 andauernden Tarifrunde einheitliche Löhne und Gehälter für alle 26.000 Lokführer in Deutschland. Ihren Angaben zufolge nahmen 81 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder an der Abstimmung teil. Von den Lokführern, die bei der Deutschen Bahn angestellt sind, hätten 92 Prozent für weitere Arbeitskampfmaßnahmen gestimmt, bei den Angestellten der Privatbahnen seien es 96 Prozent gewesen.
Angesichts des drohenden flächendeckenden Stillstands im Bahnverkehr forderte der Fahrgastverband Pro Bahn die Gewerkschaften dazu auf, sich in Zukunft Gedanken über andere Formen des Arbeitskampfes zu machen. „Der Streik sollte vor allem die Bahnunternehmen treffen und nicht in erster Linie die Fahrgäste“, sagte Verbandsvorsitzender Karl-Peter Naumann der „Passauer Neuen Presse“. Es könne nicht sein, „dass die Kunden von den Gewerkschaften als Geiseln genommen werden, obwohl sie eigentlich dieselben Interessen haben wie die Gewerkschaften.“
Zwar hätten auch die Bahnkunden Verständnis für die Forderung nach einem Branchentarifvertrag. „Wenn Pendler jedoch wegen eines Streiks bei der Bahn nicht zur Arbeit kommen, ist das schon eine massive Einschränkung“, sagte Naumann.
Schlichtung abgelehnt
Das Angebot einer Schlichtung durch Ex-Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) hatte GDL-Chef Weselsky zurückgewiesen: „Ich sehe uns momentan nicht im Zustand einer Schlichtung. Wir haben gescheiterte Verhandlungen. So lange die Arbeitgeberseite keine veränderten Angebote macht, werden wir auch nicht von den Arbeitskämpfen ablassen.“
Die Gewerkschaft fordert in der seit Sommer 2010 andauernden Tarifrunde einheitliche Löhne und Gehälter für alle 26.000 Lokführer in Deutschland. In einem Flächentarifvertrag soll ein Entgelt festgeschrieben werden, das bei 105 Prozent des Niveaus der Deutschen Bahn liegt. Ziele sind ein einheitliches Mindesteinkommen auf dem Niveau des Marktführers Deutsche Bahn sowie weitere einheitliche Regelungen.
Pro Bahn: Streiks nicht auf Rücken der Bahnkunden austragen
Die angekündigte Ausweitung der Streiks auf den Güterverkehr könne nach Ansicht des Fahrgast-Verbandschefs Karl-Peter Naumann auf die Lokführer zurückschlagen. Wenn der Schienenverkehr nicht zuverlässig laufe, würden nicht nur Fahrgäste, sondern auch Unternehmen wieder verstärkt auf die Straße wechseln. Weniger Fahrgäste und Fracht bedeuteten aber auch weniger Bahnverkehr, und dann würden auch weniger Lokführer benötigt.
Mit Blick auf mögliche Auswirkungen auf die Wirtschaft durch ausgeweitete Streiks sagte Weselsky, man bestreike in erster Linie die Deutsche Bahn und die Arbeitgeber bei den anderen Eisenbahnverkehrsunternhemen. Mit der Wirkung auf die Produktion in verschiedenen Bereichen gehe man verantwortungsvoll um(dapd/afp)