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Die Geld-Karawane zieht weiter

Die Stars des Frohsinns erhalten 3000 Euro pro Auftritt

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Der Profi-Frohsinn im Karneval hat seinen Preis. Bekannte Bands wie die Höhner, die Bläck Fööss oder Brings bekommen für einen 20-Minuten-Auftritt 3000 Euro oder sogar mehr. Alleinunterhalter wie Guido Cantz oder Bernd Stelter kommen auf bis zu 1700 Euro.

Essen. 

Wenn Kölsche Profibands vom Kaliber der „Höhner“ die Bühne einer Karnevalssitzung entern, hat das was von der Präzision eines SEK-Zugriffs. Die Jungs um Sänger Henning Krautmacher stürzen am Hintereingang des Saals aus dem Bandbus. Zwei, höchstens drei Minuten Zeit bleiben den Helfern nun, um aus dem zweiten Transporter Verstärker und Instrumente in den Saal zu hieven und die Band spielbereit zu machen.

Diese Zeit überbrücken Sitzungspräsident und Künstler beim Einmarsch mit Plaudern, Winkewinke und dem einen oder anderen Tusch. Nun bleiben den Künstlern knapp 20 Minuten, um die Narren in Stimmung zu bringen. Mit ihren Hits, den Songs der aktuellen Session. Die Show gehorcht einer strengen Dramaturgie, selbst die Witze werden sekundengenau platziert, um die nächste Rakete aus dem Publikum herauszuholen. Zugabe, Klatschmarsch, und schon zieht die Karawane weiter zum nächsten Saal.

Der Plan darf nicht aus dem Takt geraten. An diesen Tagen geht es für die Akteure in der Bütt und auf den Bühnen um Sekunden – und Millionen.

Der Profi-Frohsinn hat seinen Preis. Besonders die bekannten Bands und Büttenredner sind keine Schnäppchen. Für die Veranstalter von Prunksitzungen bilden sie oft den größten Kostenblock. Die Höhner, Bläck Fööss, Brings, Räuber und Paveier – in Köln als fünfblättriges Kleeblatt bekannt – nehmen etwa 3000 Euro je 20-Minuten-Auftritt. Pro närrischer Session (vom 11.11. bis Aschermittwoch) stürmen die Bands 200 Mal die Bühnen – macht 600 000 Euro. Beim Branchenführer Höhner sind es 3600 Euro für einen 20-Minüter. An den tollsten Tagen stürmen sie bis zu acht Mal die Bühne.

„Doch diese Summe müssen sich die Bandmitglieder teilen. Bei den Bläck Fööss sind es zum Beispiel sieben. Außerdem müssen Techniker, Fahrer und Management bezahlt werden. Hinzu kommen Steuern“, gibt Hubert Koch zu bedenken. Als Mitglied des Kölner Literatenstammtischs, in dem sich 15 Karnevalsgesellschaften zusammengeschlossen haben, um die Session zu organisieren, kennt er das Geschäft mit den Stars bestens.

Gebucht werde eineinhalb Jahre im Voraus, das sei in Köln ungeschriebenes Gesetz. Die Bands versuchten, ihre Touren möglichst kilometerschonend zusammenzustellen. Und Koch weiß, dass die Gagen in den vergangenen zehn Jahren schneller empor geschossen seien als Luftschlangen. „Was früher Mark war, ist heute Euro.“

Die Nachfrage bestimmt den Preis: Die Gäste der großen Kölner Sitzungen erwarteten, dass ein großer Name im Programm ist – mindestens. Bei den kleineren gehe es auch ohne. Koch zieht einen typisch kölschen Vergleich. „Wenn der FC ohne Poldi spielt, ist das Stadion ja trotzdem voll.“

Karnevalist Koch hat die Erfahrung gemacht, dass Kombos aus der zweiten Reihe versuchen, im Windschatten der Großen ihren eigenen Preis zu treiben. „Eine Nachwuchsband wollte mal 1500 Euro pro Auftritt“, erzählt Koch. Dafür gibt’s vom Veranstalter allerdings keinen Tusch: 800 Euro seien für B-Besetzungen drin. Höchstens.

Neulinge müssten eben die Ochsen-Tour absolvieren. Vor kleinem Publikum – mit noch kleinerer Gage. Dass es funktionieren kann, offenbaren mehrere Beispiele. So wollten Brings jahrelang nichts mit Karneval zu tun haben – bis sie 2001 den Hit „Superjeilezick“ landeten. Danach wechselten sie ihren Stil, weg vom Rock hin zur Partymusik. „Die sind zuerst kostenlos mit den Höhnern aufgetreten“, erinnert sich Koch. Inzwischen spielen beide – auch finanziell – in einer Liga. Und da der Karneval nur eine von fünf Jahreszeiten ist, haben Brings ihr Geschäftsmodell erweitert. Sie komponierten für die Kölner Haie eine Hymne, und zum Openair-Konzert im vergangenen Juli füllten 50 000 Fans das Kölner Fußballstadion.

Aus dem Karneval herausgewachsen sind auch Guido Cantz und Bernd Stelter, die als Büttenredner begannen. So präsentiert Cantz die ARD-Show „Verstehen Sie Spaß“, Stelter moderiert im WDR-Fernsehen das Quiz „NRW-Duell“. In diesen Tagen kehren beide zurück zu ihren Wurzeln. Bis zu vier Mal am Abend reißen sie ihre Witze. Die Gage: bis zu 1700 Euro.