Die Abspaltung der Privatkundensparte und der Postbank ist nur eine von drei Optionen für den Radikalumbau der Deutschen Bank.
Frankfurt/Main.
Anshu Jain und Jürgen Fitschen halten sich bedeckt. Derzeit arbeite man „mit Nachdruck“ an der nächsten Phase der Strategie, sagt Jain, mit Fitschen Co-Chef der Deutschen Bank. Tatsächlich ist der Umbau der Bank eine Enttäuschung. Ihre Ergebnis- und Renditeziele haben Jain und Fitschen verfehlt, weltweit hinken sie weit hinter den Konkurrenten aus den USA hinterher. Hierzulande gilt die Postbank eher als Last, denn als wertvoller Bestandteil der Bank. Am Freitag diskutierte der Aufsichtsrat dem Vernehmen nach über die Strategie, vor allem über das Privatkundengeschäft. Wird es sogar abgespalten?
Das Investmentbanking – das Kapitalmarktgeschäft und die Betreuung von Großkunden bei ihren weltweiten Geschäften, bei Börsengängen und Emissionen und bei Übernahmen – stehen nicht zur Debatte. Damit scheint klar: Die neue Strategie, die Jain und Fitschen vermutlich bis Ende April präsentieren werden, zielt fast allein auf die Privatkundensparte. Dem Vernehmen nach werden drei Ideen debattiert.
Deutsche Bank 24 scheiterte nach drei Jahren
Option eins, angeblich die wahrscheinlichste: Zusammen mit der Postbank wird eine Privat- und Geschäftskundenbank geformt, die abgespalten und an die Börse gebracht werden soll. Es wäre mit 27 Millionen Kunden in Deutschland und anderen europäischen Ländern ein schlagkräftiges Institut. Wirklich neu ist die Idee nicht: 1999 hatte der damalige Vorstandssprecher Rolf Breuer die Privatkundensparte in die Deutsche Bank 24 ausgegliedert. Nur drei Jahre später wurde das Modell wieder ad acta gelegt.
Käme es zu dieser Lösung wäre die Deutsche Bank vermutlich zwar weiter Hauptaktionär der neuen Privatkundenbank. Aber sie würde sich direkt nur noch mit dem Investmentbanking, dem Zahlungsverkehr und der Betreuung reicher Kunden befassen. Das aber widerspricht dem Konzept einer weltweit tätigen Universalbank, das vor allem Co-Chef Fitschen hochhält.
UmbaupläneVerkauf der Postbank möglich
Deshalb gibt es Option zwei: Dabei würde die bisherige Tochter Postbank vollständig in die Privatkundensparte integriert. Auf diesem Weg ist die Deutsche Bank mit der Zusammenführung der jeweiligen IT schon ein großes Stück vorangekommen. Allerdings hätte eine Integration dem Vernehmen nach einen erheblichen Stellenabbau zur Folge, in der Management-Etage und in den Filialen. Eine Postbank-Zentrale mit eigenem Vorstand und eigene, derzeit in Postfilialen angegliederte Postbank-Ableger würden überflüssig. Erheblicher Widerstand der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat, der Betriebsräte und der Gewerkschaften wären sicher.
Bliebe Option drei: Die Deutsche Bank verkauft die Postbank. Es müsste ein Käufer gefunden werden, der bereit wäre, mindestens 6,4 Milliarden Euro auf den Tisch zu legen. So viel hatte die Bank vor fünf Jahren dafür gezahlt.
Kein radikaler Schnitt erwartet
Beobachter rechnen nicht mit einem wirklich radikalen Schnitt. „Eine Neuausrichtung der Bank erwarten wir ebenso wenig wie einen Verkauf der Postbank“, sagt Stefan Bongardt, Analyst bei Independent Research. Ein Patt im Aufsichtsrat zwischen Investmentbankern und Anhängern des Universalbank-Modells sieht Dieter Hein vom Analysehaus Fairesearch. „Am Ende wird nicht viel passieren, bis auf eine weitere Restrukturierung“. Dabei seien Jain und Fitschen mit ihrem bisherigen Konzept „krass“ gescheitert.
Für die Misere der Deutschen Bank macht nicht nur Hein die Investmentbanker verantwortlich. Sie werden für milliardenschwere Vergleiche und Rechtsstreitigkeiten, deren Ende noch nicht absehbar ist, verantwortlich gemacht.