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Der Wettkampf der Antriebssyteme im Auto

Wettkampf der Antriebssysteme im Auto

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Essen. 

Seit 1898 lädt der Pariser Salon zum Schaulaufen der Schönen und Schnellen. Einen solchen Wettstreit konkurrierender Systeme um den Autoantrieb der Zukunft wie im Jahr 2010 hat die selbst er­nannte Weltausstellung noch nicht gesehen. Und alle Autohersteller müssen sich an dem enteilenden Öko-Pionier To­yo­ta messen lassen.

Pünktlich zur am Samstag offiziell beginnenden Automobilmesse kündigte Toyota ei­nen weiteren Zug seiner Hybrid-Offensive an. Den zusätzlichen elektrischen Antrieb werden die Japaner bereits in zwei Jahren in ihren Kleinwagen Yaris verpflanzen. Erst seit wenigen Wochen verkauft Toyota in der Golf-Klasse einen sogenannten Vollhybrid, mit dem man sich auf kurzen Strecken rein elektrisch und damit emissionsfrei fortbewegen kann. Und das für vergleichsweise günstige 23 000 Euro.

Bei alternativ angetriebenen Wagen für ein größeres Publikum hinken die Deutschen weit hinterher. Die ersten Vollhybride von Volkswagen sowie den durch eine Kooperation verbundenen Teilzeitpartnern Mercedes und BMW stecken in teuren Geländewagen-Abkömmlingen. Die­ als SUV bekannten Allrad-Schwergewichte verbrauchen auch mit einem Hybridantrieb unzeitgemäß viel. Schlimmer noch für Benz und BMW: mehr als das entsprechende Modell von Toyotas Premiummarke Lexus. Auch wenn dessen theoretischer Normverbrauch von 6,3 Liter in der Fahrpraxis unerreichbar ist. Eher sind es 50 Prozent mehr.

Mercedes und BMW kooperieren auch beim nur unterstützend wirkenden Mildhybrid. Rein elektrisch fahren kann man damit nicht. Den „Hybrid light“ setzen beide in jeweils einer einzigen Vorzeigeversion ihrer Ober­klas­se­flagg­schif­fe ein. Das Sprit­spar­er­geb­nis enttäuscht, was angesichts der Einschätzung des Mildhybrid-Erfinders Honda kein Wunder ist. Der ewige Toyota-Rivale hält sein simpleres und billigeres System nur für kleinere Autos bis zur Mittelklasse für geeignet. Jetzt steckt es Honda erstmals in einen Kleinwagen im Polo-Format, zu sehen als Premiere auf dem Pariser Salon und angeblich 18 000 Euro billig.

Das seit 1997 marktreife Toyota-System, inzwischen 300 000 Mal in Europa verkauft, kommt auch über Umwege auf den Markt. Ford bedient sich über Lizenzen der Vollhybrid-Technik und wird 2013 volkstümliche Vans mit der Spartechnik verkaufen.

Minimalmotor bei Fiat wie früher in der Ente – aber mit 85 PS

Andere Massenhersteller können da nicht mithalten. Renault setzt ausschließlich auf den noch ungewissen Erfolg des Batterieautos. Fiat investiert mehr in die Optimierung des konventionellen Verbrennungsmotors. Im kleinen Fiat 500 will man den Kunden einen hoch effizienten Zweizylindermotor schmackhaft machen. So eine Minimalmotor hatte zuletzt Citroëns selige Ente, aber nicht mit 85 PS.

Der Peugeot-Citroën-Konzern fährt zweigleisig und übernimmt von Mitsubishi Elektroautos. Selbst hat man den ersten Vollhybriden entwickelt, bei dem statt eines Benziners ein Diesel neben dem Elektromotor arbeitet.

Ein Diesel kommt prinzipiell mit weniger Sprit aus, kostet aber mehr. Auf dem Papier vollbringt der Diesel-Hybrid keine Wunder. Der Peugeot-Van bleibt nach Normverbrauch deutlich über dem CO2 -Ausstoß des Benzin-Hybriden Toyota Prius.

Die nähere Zukunft dürfte den bald erscheinenden Vollhybridautos mit modernem Lithium-Ionen-Akku gehören, die sich einfach an der Steckdose für rund 50 Kilometer elektrische Fahrt aufladen lassen. „Plug-In“ nennt sich die Kombination aus den Vorteilen des reinen Elektroautos, das eine zu teure und schwere Riesenbatterie benötigt, und dem sparsamen wie uneingeschränkt einsetzbaren Vollhybrid. Dem Opel Ampera zum Beispiel. Oder – da ist er wieder, wie beim Rennen von Fuchs und Hase – dem Toyota Prius.