Der chinesische Computerkonzern Lenovo hat eine Offerte für den deutschen Elektronik-Großhändler Medion abgegeben. Lenovo biete 13 Euro je Aktie in bar, teilte der weltweit viertgrößte PC-Hersteller am Mittwoch überraschend mit.
Essen.
Der chinesische Computerhersteller Lenovo will das für den Bau von Aldi-PCs bekannte deutsche Elektronikunternehmen Medion für rund 629 Millionen Euro übernehmen. Je Aktie sollen 13 Euro in bar gezahlt werden, wie der weltweit viertgrößte Computerkonzern am Mittwoch mitteilte. Beabsichtigt sei, Medion komplett zu übernehmen, mindesten jedoch 51 Prozent des Grundkapitals. Mit der Übernahme würden die Chinesen ihren Anteil am deutschen Computermarkt verdoppeln und zum weltweit drittgrößten PC-Hersteller aufsteigen.
Ihrem Ziel sind die Chinesen bereits ein gutes Stück nähergekommen: Es sei bereits ein Kaufvertrag über rund 36,7 Prozent des Grundkapitals mit dem Mehrheitsaktionär und Vorstandschef der Medion AG, Gerd Brachmann, geschlossen worden, hieß es. 80 Prozent des Kaufpreises werden den Angaben nach bar bezahlt, die restlichen 20 Prozent erhält der Medion-Chef in Form von Lenovo-Aktien. Über die restlichen von Brachmann gehaltenen Papiere sei eine langfristige Call- und Put-Option vereinbart worden. Der nächst größere Anteilseigner mit rund 15 Prozent ist die Fondsgesellschaft Orbis. Derzeit würden Gespräche mit Orbis über einen möglichen Erwerb der Anteile geführt, sagte ein Lenovo-Sprecher.
Die Offerte für den Aldi-Lieferanten steht nach Angaben von Lenovo noch unter Vorbehalt der wettbewerbsrechtlichen Genehmigung und Erreichung der Mindestannahmeschwelle.
14 Prozent am deutschen PC-Markt
Lenovo-Chef Yang Yuanqinq bezeichnete die Offerte als „weiteren offensiven Schachzug“ des Konzerns. Mit der Übernahme der Essener werde Lenovo sein Kerngeschäft – den Verkauf von PCs – um neue Geschäftssparten erweitern, die wesentlich für weiteres Wachstum seien. Mit der Übernahme erreicht Lenovo den Angaben nach einen Anteil von 14 Prozent am deutschen und 7,5 Prozent am europäischen PC-Markt.
Medion produziert neben Pcs, Notebooks und Druckern auch Fernseher, Flach- und Plasmabildschirme, DVD-Player, Telefone, Faxe und Anrufbeantworter. Das Geschäftsmodell der Essener zielt darauf ab, Kunden ein funktionales und qualitativ hochwertiges Produkt zu niedrigen Preisen zu bieten.
Der chinesische Konzern, dem auch die Computersparte des US-Konzerns IBM gehört, hatte in der vergangenen Woche eine glänzende Jahresbilanz vorgelegt. Im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr 2010/2011 verbuchte der Konzern einen Umsatzzuwachs von 30 Prozent auf mehr als 21 Milliarden Dollar (15,2 Milliarden Euro). Den Jahresgewinn konnte Lenovo den Angaben zufolge auf 273 Millionen Dollar mehr als verdoppeln. (dapd/rtr)