Eine Studie des Bundeskartellamts stützt Medienberichten zufolge den Verdacht, dass es zwischen den fünf großen Mineralölkonzernen keinen echten Wettbewerb mehr gibt. Zieht einer die Preise an, folgen die anderen innerhalb kürzester Zeit.
Berlin.
Eine neue Studie des Bundeskartellamts stützt mehreren Medienberichten zufolge den Verdacht, dass es die Verbraucher im deutschen Tankstellengeschäft mit einem marktbeherrschenden „Oligopol“ zu tun haben. Der „Spiegel“ und die „Bild am Sonntag“ zitierten am Wochenende aus dem Kartellamts-Bericht, der am Dienstag offiziell vorgestellt werden soll.
Demnach sehen die Wettbewerbshüter „Marktstrukturen zum Nachteil des Verbrauchers“. „Eine weitere Konzentration werden wir nicht zulassen“, zitierte der „Spiegel“ Kartellamtspräsident Andreas Mundt.
Rauf gehen die Preise schnell, runter nur langsam
Der Studie zufolge folgen die Preiserhöhungsrunde der führenden fünf Mineralölanbieter fast immer demselben Muster: Ein Unternehmen, meist einer der beiden Marktführer Aral und Shell, prescht vor, die anderen ziehen innerhalb weniger Stunden nach. Bei Preissenkungen laufe es genauso, nur langsamer.
Nach Erkenntnissen des Kartellamts unterhalten die Konzerne dafür ein weitverzweigtes Konkurrenzbeobachtungs- und Meldesystem. Illegale Geheimabsprachen in Hinterzimmern würden so überflüssig. „Preise absprechen ist verboten, Preise abgucken nicht“, zitierte die „BamS“ einen Mineralölmanager.
Fusionskontrolle soll verschärft werden
Demgemäß sind auch die Eingriffsmöglichkeiten des Bundeskartellamts begrenzt. Laut „BamS“ und „Spiegel“ müssen die Konzerne lediglich mit einer verschärften Fusionskontrolle rechnen. Der Zukauf von Tankstellen freier Anbieter solle ihnen nach Möglichkeit verwehrt werden, da diesen als Preisbrechern eine wichtige Rolle im Markt zukomme. So bröckelten die Preise häufig auch bei den Konzernen wieder, wenn mittelständische Anbieter und Supermarkt-Stationen dagegenhielten, hieß es im „Spiegel“. „Verbraucher, die gezielt bei günstigeren Anbietern tanken, stärken den Wettbewerb“, sagte Mundt dem Magazin.
Die „BamS“ verwies auch auf Schutzregeln im Ausland. So dürften in Österreich Preise nur einmal täglich verändert werden, in Australien müsse dies sogar einen Tag im voraus angekündigt werden. (afp)