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„Wir sollten die Fußgängerzone entrümpeln!“

„Wir sollten die Fußgängerzone entrümpeln!“

Wird jetzt die Fußgängerzone umgebaut und wie soll sie gestaltet werden? Was macht eigentlich die Videoüberwachung? Und glaubt Uli Hess weiterhin an den Bau des Meschede-Centers? Diese und weitere Fragen beantwortet der Bürgermeister in unserem Interview.

Meschede. 

Binnen weniger Monate ist Meschede umgebaut worden, und noch immer rollen die Bagger. Doch auch unabhängig von der Regionale gibt es die ein oder andere Baustelle für Rat und Stadtverwaltung. Ein Interview mit Bürgermeister Uli Hess.

Frage: Die Fußgängerzone hat Jubiläum, sie ist so vor 25 Jahren eröffnet worden. Was würden Sie dort am liebsten ändern?

Uli Hess: Wir sollten die Fußgängerzone entrümpeln! Die Mauern weg, die Bäume stutzen, dazu dasselbe Pflaster wie im Bereich der Ruhrbrücke legen. Für alle weiteren Ideen bin ich offen. Daher sollten wir gemeinsam mit Grundstücksbesitzern und Einzelhandel ins Gespräch kommen und Ideen entwickeln, wie wir die Fußgängerzone weiterentwickeln können. Das geht aber nur im Gleichklang mit allen Beteiligten – auch finanziell. Wenn alle an einem Strang ziehen, wird auch die Stadt Meschede ihren Beitrag leisten – zum Beispiel, indem wir die Fußgängerzone „umbaufertig“ machen. Für mich ist aber wichtig: Was wollen Eigentümer und Kaufleute?

Sie sagen, ein Umbau wäre möglich, wenn sich die Eigentümer und Geschäftsleute beteiligen. Wieviel müssten sie aufbringen und herrscht so viel Einigkeit?

Zunächst werden wir bis zum Herbst mögliche Kosten ermitteln, dann kann die Diskussion geführt werden. Ich würde mich freuen, wenn die Werbegemeinschaft „Meschede aktiv“ als Säule der Gewerbetreibenden dafür stimmen würde. Schön wäre es, wenn sich auch Filialisten beteiligen. Die Ruhrstraße ist der Eingangsbereich unserer Stadt, die gute Stube der Gewerbetreibenden. In den 80er-Jahren hatte die heutige Gestaltung ihren Reiz, jetzt sollten wir sie gemeinsam neu gestalten. Wenn jeder Geld in einen Topf gibt, wäre es außerdem ein Signal an die Dörfer, dass Projekte auch hier in der Kernstadt mit Eigeninitiative umgesetzt werden.

Wird es künftig eine Videoüberwachung in Meschede geben?

Persönlich bin ich weiterhin dafür. Im September werden wir politische Experten aus dem Landtag einladen und mit ihnen darüber diskutieren, ob die heutigen Datenschutzvorschriften noch zeitgemäß sind. Ich glaube, dass Reformbedarf besteht. Außerdem werden wir den Datenschutzbeauftragten und das Unternehmen, das die neuartige Technik mit verschlüsselten Aufzeichnungen anbietet, dazu holen. Darüber hinaus haben wir unser Vorhaben auch juristisch geprüft. Am Ende wird der Stadtrat entscheiden.

Nicht voran geht es mit dem Hertie-Haus. Mal ganz ehrlich: Glauben Sie noch, dass das Projekt umgesetzt wird und wenn ja, wann?

Ja, ich glaube weiterhin daran. Der Investor arbeitet nach wie vor an dem Projekt. Natürlich bin auch ich ungeduldig. Und ich kann nachvollziehen, dass einige Leute nicht mehr daran glauben. Ich sehe aber auch, dass nicht nur der Investor, sondern auch potenzielle Mieter sich am Standort Meschede engagieren wollen. Die Umsetzung ist und bleibt also möglich.

Was würde dennoch mit dem Komplex passieren, wenn das Meschede-Center nicht kommt?

Das können wir uns alle nicht wünschen. Niemand wünscht sich das, und ich setze darauf, dass das in der Praxis auch nicht passiert. In solch einem Fall müssten die Eigentümer einen neuen Investor finden. Wenn jemand gute Ideen und Konzepte mitbringt, würden wir als Stadt mit ihm zusammenarbeiten. Das tun wir auch jetzt mit Hubert Bövingloh.

In Schederberge protestieren Dorfbewohner zurzeit gegen einen geplanten Putenmastbetrieb. Was sagen Sie dazu?

Beide Seiten vertreten ihre Interessen – das ist ihr gutes Recht. Wir müssen hier aber die juristische und die politische Seite voneinander trennen. Zunächst einmal: Die Genehmigung ist keine politische Entscheidung, das geht streng nach Recht und Gesetz, nach Bauvorschriften. Wir haben zudem beide Seiten an einen Runden Tisch gebracht, und ich würde mir wünschen, wenn ein wenig Dampf herausgenommen würde. Hier kommt es aber nicht auf die Stadt, sondern auf die Beteiligten an. Persönlich bin ich der Meinung, dass auch für Betriebe im ländlichen Raum gewisse Entwicklungen möglich sein müssen.

In Meschede hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel getan: Was ist Ihr Lieblingsprojekt, das vollendet wurde?

Das ist die Regionale mit allem, was dazu gehört. In unserer finanziellen Situation war das nicht einfach. Wir dürfen nicht das Ziel aus den Augen verlieren, bis zum Jahr 2022 den Haushalt auszugleichen. Ich habe daher immer gesagt: Wir benötigen Fördergelder und die Mithilfe von Ehrenamtlichen, wie bei den Mescheder Stadtgesprächen. Wir haben mit geringen Mitteln das Maximale für die Stadt und die Dörfer herausgeholt. Jetzt muss es dort weitergehen.

Was soll geschehen?

Wir müssen auch die Dörfer weiterentwickeln – gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern. Dafür ist es wichtig, dass sich die Orte strukturell aufstellen, dass die Bewohner darüber diskutieren, wie sie leben wollen und was sie dafür benötigen. In Remblinghausen hat so ein Prozess jetzt begonnen, es folgen Calle, dann auch Grevenstein. In Freienohl müssen wir uns noch einmal mit der Ortsdurchfahrt, unter anderem im Bereich des „Pausenhofs“ an der Kirche und den angrenzenden Wohnquartieren, beschäftigen.

Wäre jetzt nicht ein toller Zeitpunkt, als Architekt eines neuen Meschede in Erinnerung zu bleiben und nach dem Ende der Amtszeit im Herbst 2015 nicht mehr zu kandidieren? Oder ist es genau anders: Es läuft gerade so gut, dass eine erneute Amtsperiode besonders reizvoll wäre?

Mein Fahrplan ist, dass ich mich im Herbst zu dieser Frage äußern werde. Und diesen Fahrplan halte ich auch ein.