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Nach Ärzten werden auch Pflegekräfte im HSK knapp

Nach Ärzten werden auch Pflegekräfte im HSK knapp

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Foto: Oliver Eickhoff
Im Hochsauerlandkreis fehlen nicht nur Ärzte, auch Pflegerinnen, Pfleger und anderes medizinisches Fachpersonal werden in naher Zukunft knapp werden. So das Fazit der Podiumsdiskussion „Patient (im) HSK“.

Meschede. 

Im Hochsauerlandkreis fehlen nicht nur Ärzte, auch Pflegerinnen, Pfleger und anderes medizinisches Fachpersonal werden in naher Zukunft knapp werden. Insbesondere die Krankenhäuser werden sich noch mehr um Nachwuchs bemühen müssen, wenn sie ihr Niveau halten wollen. Das ist das Fazit einer Podiumsdiskussion unserer Zeitung gemeinsam mit Radio Sauerland. Das Thema: „Patient (im) HSK – Wie krank ist unsere medizinische Versorgung?“

Die Ausgangslage

Es gibt neun Krankenhäuser im Hochsauerlandkreis – sie haben nach Einschätzung von Dr. Peter Kleeschulte, dem Leiter des HSK-Gesundheitsamtes, ein sehr gutes Angebot. „Wir können nicht alles und sind keine Konkurrenz zu Uni-Kliniken, aber wir bieten in den aller meisten Fällen genauso gute medizinische Behandlung wie große Kliniken und haben auch Spezialisten in verschiedenen Bereichen“, sagte Anja Rapos, die Geschäftsführerin des St.-Walburga-Krankenhauses. 80 bis 85 Prozent der Krankheitsbilder könnten vor Ort behandelt werden, pflichtete ihr Dr. Ulrich Schmidt, Ärztlicher Direktor am Krankenhaus Brilon, bei.

Die Politik

„Alle Krankenhäuser ächzen unter unglaublichem Kostendruck“, berichtete Schmidt. „Man ist mit der Vergütung bewusst nicht hinterher gekommen, um die Krankenhaus-Landschaft so zu bereinigen.“ Ein Beispiel: das St.-Georgs-Krankenhaus in Bad Fredeburg. Es musste 2012 schließen. „Der Politik fehlt es an Ehrlichkeit und Offenheit“, sagte Dr. Hans Heiner Decker, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung. Und aus Sicht von Rapos wird von der Politik oftmals der Eindruck erweckt, Patienten müssten einfach nur alles einfordern. „Zugleich müssen wir wirtschaftlich arbeiten.“

Der Nachwuchs

Das größte Problem: „Früher hatte ich jeden Tag Bewerbungen von Assistenzärzten, heute ist es eine Seltenheit“, sagte Schmidt. Kleeschulte ergänzte: „Der demographische Wandel macht vor den Ärzten nicht halt, es werden weniger.“ Werner Kemper, Sprecher der Geschäftsführung Klinikum Arnsberg, erklärte: „Die Region wirkt auf viele leider nicht anziehend. Und auch um den Pflege- und Funktionsbereich müssen wir uns kümmern.“ Rapos bestätigte: „Die Zahl der Bewerbungen geht zurück, es wird problematischer, junge Leute für die Ausbildung in der Pflege zu gewinnen.“

Lösungen

Der Hochsauerlandkreis vergibt Stipendien an junge Mediziner unter der Bedingung, dass sie eine gewisse Zeit vor Ort bleiben. „Das ist ein großes Erfolgsmodell“, berichtete Kleeschulte. Zugleich bemühen sich alle Beteiligten, die Vorzüge der Region zu betonen. Meistens werden auf diese Weise junge Mediziner zurückgeholt, die ihre Wurzeln in der Region haben. Bei der Ausbildung von Pflegekräften gibt es jetzt schon Kooperationen zwischen Krankenhäusern, weitergehende werden diskutiert, ebenso eine fachliche Aufwertung des Berufsbildes durch eine Zusammenarbeit mit Hochschulen.

Marketing

Das Klinikum Arnsberg betreibt ein eigenes Programm, um Bewerbern und ihren Partnerinnen und Partnern die Vorzüge der Region vorzustellen. Meschedes Geschäftsführerin Rapos brachte es wie folgt auf den Punkt: „Man muss morgens nur mal Staumeldungen hören, da bin ich so froh, dass ich durch das Sauerland fahre.“ Kleeschulte verweist regelmäßig auf die besseren Karrierechancen in den überschaubaren Krankenhäusern. Und eine Liebeserklärung an die Region machte Schmidt: „Ich habe es nie bereut, ich will hier nie wieder weg.“

Hausärzte

Es gibt bereits Engpässe, beispielsweise in Brilon und Olsberg. Aber „so pessimistisch wie vor ein paar Jahren“, ist Dr. Hans Heiner Decker, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung, nicht mehr. Auch hier gibt es Modelle der Kassenärztlichen Vereinigung, um Mediziner mit finanziellen Anreizen auf das Land zu holen. Zuletzt wurde es in Bödefeld angewendet. Der entscheidende Trend aber ist: „Der Einzelkämpfer auf dem Land ist ein Auslaufmodell“, so Decker. Hausärzte gingen heute Kooperationen ein, mehrere Kollegen betrieben einen Praxis oder vernetzten sich miteinander und nutzten eine gemeinsame EDV. So sei die Arbeitsbelastung zu schaffen, und es bleibe wieder ausreichend Zeit für die Patienten.