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Die Turm-Galerie sollte alarmieren

Die Turm-Galerie sollte alarmieren

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Foto: WP
Seit fünf Jahren plant die Investoren-Familie Bövingloh das Meschede-Center – doch immer wieder verschiebt sich der Baustart. Nicht nur ein geplatztes ähnliches Projekt in Borken sollte die Politik alarmieren.

Meschede. 

November 2012: Im Rathaus in Borken werden Pläne für ein neues Einkaufszentrum vorgestellt. 15 Millionen Euro sollen investiert werden. Ein Gebäudekomplex mit einer Grundfläche von 7000 Quadratmetern soll mitten in der Innenstadt der 40 000-Einwohner-Kommune entstehen. Die Reaktionen aus der Politik: Zustimmung und Begeisterung. „Auf diesen Entwurf haben wir zehn Jahre lang gewartet“, jubilieren die Kommunalpolitiker. Die Ernüchterung folgt später.

Auch Borken hilft bereitwillig

Als Investor in Borken stellt sich damals Hubert Bövingloh aus Münster vor – der Seniorchef des Planungsbüros, der zwei Jahre zuvor auch in Meschede in die Öffentlichkeit getreten war und ein ähnlich großes Projekt ankündigt hatte.

In Borken erklärt Bövingloh: „Wir wollen das Projekt ziemlich schnell realisieren.“ Turm-Galerie lautet der Name. Auch in Borken plant die Kommune bereitwillig um das Projekt herum: eine deutliche Verkehrsberuhigung, eine schönere Optik, ein Café am Kopfende und deutlich weniger Parkplätze in der Öffentlichkeit, weil ja eine Tiefgarage im Einkaufscenter entstehen soll.

Sätze, die bekannt sind

Ein Zeitsprung. Inzwischen ist es 2013 und passiert ist nichts in Borken. Bövingloh wird zitiert mit Worten wie: „Gespräche mit potenziellen Mietern laufen, es gibt aber derzeit keinen neuen Sachstand.“ Das sind Sätze, wie sie auch in Meschede bekannt sind. Aber der Investor kündigt an: „Ein Baubeginn Mitte 2014 ist realistisch.“ In Borken wachsen die Zweifel. Es ist April 2014, als der Stadtrat rebelliert, und Bövingloh erklärt: „Ich kann die Ungeduld verstehen, aber das ist ein sehr komplizierter Prozess, der seine Zeit braucht.“

Versprochen wird ein Ankermieter. Die Mescheder werden an dieser Stelle aufhorchen: Bövingloh berichtet über Gespräche mit dem schwedischen Modelabel H&M – genau dieses Unternehmen sollte auch im Meschede-Center einziehen, zwischenzeitlich waren deshalb die Pläne überarbeitet und die Flächen vergrößert worden, ehe daraus doch nichts wurde.

Ein Blick ins benachbarte Warstein: Dort ist der Investor unterdessen mit anderen großen Plänen gescheitert. Ein Einkaufszentrum mit 8000 Quadratmetern wollte er dort bauen, wofür das Rathaus abgerissen, der Marktplatz und eine historische Straße überbaut werden sollten. Eine kleinere Version, wie von der dortigen Politik gefordert, kam für Bövingloh nicht in Frage. Am Ende verkauft er ein Filet-Grundstück im Ort mit Gewinn weiter, das er sich gesichert hatte. Die Zusammenarbeit ist beendet.

Das Aus mit einem kurzen Schreiben

Zurück nach Borken. Die Politik beobachtet Bövinglohs Bemühungen unterdessen mit einer Mischung aus Optimismus und Ungeduld. Dann ist es Ende Februar dieses Jahres. Mit einem kurzen und förmlichen Schreiben informiert Investor Hubert Bövingloh Borkens Bürgermeister darüber, dass er die Pläne für ein Einkaufszentrum nicht realisieren wird. Das Projekt Turmgalerie ist geplatzt. Bövingloh nennt keinen Grund für seinen Rückzug. Die Borkener wissen: Es wurden nicht genügend Mieter für die geplanten Geschäfte gefunden.

Ein Schwenk nach Hamm, mehr als 180 000 Einwohner, mitten in Westfalen. Hier gibt es die Ritterpassage, ein Einkaufszentrum, das in die Jahre gekommen ist und in dem Leerstand ein Problem ist. 2011 tritt Bövingloh als Investor auf: Er will das Gebäude, vergrößern, umbauen, es soll zum RitterCarrée werden. Große Pläne. In Hamm wartet die Kommune seitdem auf die Realisierung.

Investor will sich nicht äußern

Stadt und Kommunalpolitik geht es so ähnlich wie in Meschede. Einen Zeitpunkt für das Meschede-Center nennt der Investor schon längst nicht mehr. Gegenüber unserer Zeitung wollte sich Bövingloh nicht zu den Projekten äußern.