Das Thema Kinderbetreuung bewegt Eltern besonders. Das gilt auch für WAZ-Leserin Alexandra Schirm aus Saarn, die uns ihre Erfahrungen schildert:
„Die Frage nach einer Betreuung, ob Kindergarten oder Schulbetreuung, macht Familien schlaflose Nächte. Wenn Mülheim Familienstadt werden soll, dann sehe ich hier großen Optimierungsbedarf. Schlaflose Nächte beginnen früh, nämlich mit dem Hoffen auf einen Kindergartenplatz.
Unverschämter Weise wünscht man sich dann auch noch einen „guten“, der zum Kind und zur Familie passt. Gebrannt durch eine schlechte Erfahrung bei einer ersten Kita (U3) in 2012 (Abmeldung nach vier Tagen) und diverse Absagen im folgenden Kindergartenjahr erfolgte in unserem Fall glücklicherweise die Zuweisung durch die Stadt an einen hervorragenden städtischen Kindergarten in 2013. Trotzdem bin ich bereits jetzt sehr wachsam hinsichtlich der weiteren Betreuungsangebote in der Stadt, auch wenn mein ältester Sohn erst im nächsten Jahr schulpflichtig ist.
Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz besteht aus 35 Wochenstunden, meist Blockmodell von 7 bis 14 Uhr. Braucht man mehr, weil die Anforderungen an die Arbeit auch eine Anwesenheit über Mittag oder am Nachmittag vorsehen, benötigt man erst einmal einen flexiblen Arbeitgeber und ebensolche Kollegen.
Zumindest so lange, bis man im zweiten Kindergartenjahr einen 45-Wochenstunden-Platz bekommen kann.
Bei der mittelfristigen beruflichen Planung wünsche ich mir mehr Sicherheit. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass mein Sohn den nötigen Ganztagsplatz an einer Schule im übernächsten Jahr erhält. Schon allein wegen der Ferienbetreuung ist man als berufstätige Eltern darauf angewiesen. Es wäre gut, wenn seitens der Stadt bei der Einrichtung der Betreuungsangebote der jahrgangsweise Bedarf bedacht würde. Quasi: Einmal Ganztagsbetreuung, immer Ganztagsbetreuung.
Die Abhängigkeit von einem Betreuungsplatz führt dazu, dass die Kröte der Anwesenheitspflicht bis 16 Uhr geschluckt werden muss. Mein Wunsch ist jedoch der nach einer familienfreundlichen Handhabung, das heißt: flexible Nutzung. Ich brauche Betreuung nicht täglich bis 16 Uhr, denn ich arbeite Teilzeit, weil ich Zeit mit meinen Kindern verbringen möchte. Ein Kompromiss könnte sein, eine Kernzeit einzuführen, an der das Kind täglich teilnehmen muss, beispielsweise bis 14.30/15 Uhr, oder Festlegung auf eine Mindestanwesenheit von z.B. 75% der Betreuungszeit.
Wenn Mülheim sich als familienfreundliche Stadt profilieren möchte, begrüße ich das sehr. Es ist ein schönes Ziel. Allerdings müssen sich die Angebote wirklich an den Bedürfnissen der Familien orientieren und über das, was als Pflichtaufgabe der Kommunen vorgeschrieben ist, deutlich hinaus gehen.“