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Ein Metropolrad in Mülheim in einem Jahr nur 14 Mal bewegt

Ein Metropolrad in Mülheim in einem Jahr nur 14 Mal bewegt

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Foto: WAZ FotoPool

Mülheim. 

Wer den städtischen Radbeauftragten Helmut Voß fragt, ob die aktuellen Ausleihzahlen für das Metropolrad Ruhr das vom Bund geförderte Leihradsystem rechtfertigen, bekommt die Gegenfrage gestellt: „Wann hat Carl Benz das Auto erfunden und wie viele Leute sind im Jahr zwei des Autos mit dem Auto gefahren?“ Nicht die allermeisten.

Was Voß sagen will: Das Me­tropolrad Ruhr, bislang mit rund 3000 Rädern in neun zusammenhängenden VRR-Städten und in Hamm präsent, braucht noch Zeit, um sich zu etablieren. Auch in Mülheim werden in diesem Jahr weitere Stationen errichtet, an denen Räder entliehen und wieder abgestellt werden können. Es soll einfacher werden, sich einen Drahtesel zu borgen.

Seit Mitte 2010 können die Metropolräder auch in Mülheim entliehen werden. Immerhin verdreifacht haben sich die Nutzerzahlen im Vergleich 2011 zu 2010, doch berauschend sind sie (noch) nicht: Rund 2000 mal wurden im Vorjahr in Mülheim Räder ausgeliehen. Bei einer Zahl von 150 im Stadtgebiet verteilten Rädern bedeutet dies: Im Schnitt wurde jedes Rad nur an weniger als 14 von 365 Tagen bewegt. Trotzdem spricht die Betreiberfirma Nextbike von „einer guten Saison“.

Größere Nachfrage nötig

Klar ist: Das System bedarf größerer Nachfrage, um sich dauerhaft halten zu können. Bis Ende dieses Jahres wird das Projekt noch vom Bund gefördert, danach muss es sich selbst tragen – über die Einnahmen aus der Ausleihe und der Werbung, die Nextbike an den Rädern anbietet.

Im Endausbau, sagt Voß, sollen pro Quadratkilometer zwei Räder zur Verfügung stehen. Das sei nicht sonderlich viel – in der europäischen „Leihrad-Hauptstadt“ Paris seien 195 Räder pro Quadratkilometer zu finden. In Mülheim sollen im Endausbau 33 Entleihstationen mit 200 Rädern zur Verfügung stehen, bisher sind es 24 Stationen und 150 Räder, wobei in den Wintermonaten nur 80 Räder im Umlauf sind.

Inzwischen liegt ein Evaluationsbericht für das Metropolrad Ruhr vor, der dem System als städteübergreifendes Angebot zwar „eine beachtenswerte Leistung“ attestiert, aber Verbesserungen anmahnt. Am Bekanntheitsgrad sei noch deutlich zu arbeiten, die Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr zu stärken und das Angebot insgesamt attraktiver zu machen. Man arbeite daran, weiß Voß, die Anmeldung für das System in allen Kundencentern der öffentlichen Verkehrsbetriebe zu ermöglichen.

Flatrate geplant

Die Preisstruktur (1 Euro pro Stunde, 8 Euro pro Tag, erste halbe Stunde in Kombination mit einem ÖPNV-Ticket frei) soll ergänzt werden durch eine „Flatrate“: Für monatlich 8 Euro soll ein registrierter Kunde das Rad künftig täglich vier Stunden lang nutzen können. Es werde weitere Vergünstigungen zum Saisonstart geben, so Nextbike-Sprecherin Mareike Rauchhaus. An den Unis soll für eine Aufnahme des Metropolrads ins Leistungsspektrum der Semestertickets geworben werden.

In Kürze sollen alle Stationen mit elektronischen Verleihterminals ausgestattet werden. Das soll die Ausleihe für registrierte Nutzer leichter machen: Die ab März bestellbare Kundenkarte oder das VRR-E-Ticket ans Lesegerät des Terminals halten, das gewünschte Radkennzeichen eingeben, den Freischaltcode erhalten und losradeln – ohne telefonische Anmeldung. „Die Umrüstungen beginnen nächste Woche“, so Rauchhaus. In Nürnberg gebe es die Terminals seit Mai 2011, dort verzeichne man seither „einen sehr großen Erfolg“. Man habe die Verleihzahlen dadurch deutlich steigern können.

Bis zu acht neue Stationen in Planung

Mülheims Radbeauftragter Voß kündigt an, im März eine Vorlage für fünf bis acht neue Entleihstationen in die politischen Gremien einzubringen. Im Fokus dabei steht eine Verdichtung in Innenstadtlage, aber auch Standorte bei Siemens, an der provisorischen Container-Hochschule in Styrum und an der Ruhr zwischen Kettwig und Schleuseninsel – etwa an der Hahnenfähre – sind denkbar.

Voß hält es für „realistisch“, dass irgendwann einmal auch das Leihsystem des Metropolrades es schafft, ein Rad täglich zweimal auszuleihen. Er weiß aber: „Da sind wir noch weit von entfernt.“ Dafür müssten die Ausleihzahlen in Mülheim um mehr als das 50-fache steigen.