Wie sind die Lebensbedingungen für Menschen in den einzelnen Stadtvierteln? Wie sieht das Wohnumfeld aus, wie hoch ist der Grünanteil, wie weit ist der nächste Spielplatz entfernt? Jede Menge sozialräumliche Daten von Mülheim will die Stadt in vier bis sechs Wochen auf ihrer Homepage ins Netz stellen. Es ist ein Angebot für alle Bürger, für Politiker und für die Stadtbediensteten selbst, betont Ingo Kurosch vom Amt für Stadtforschung und Statistik.
Das Projekt wird von der Bertelsmann-Stiftung gefördert. Mülheim ist eine der ersten Städte, die eine so kleinräumige Darstellung zur Verfügung stellen. „Wir werden Daten zu etwa 50 Merkmalen anbieten“, sagt Kurosch. Es wird Zahlen geben, Grafiken, Diagramme – so etwa auch zum Thema Kinder mit Sprachproblemen. Für Politiker, die entscheiden müssen, wo sie welches Bildungsangebot schaffen oder auch streichen, könne das eine wertvolle Hilfe sein, heißt es.
Der Online-Atlas ist ein sich ständig entwickelnder, wie Kurosch sagt. Mit der Zeit können weitere Merkmale zur sozialräumlichen Entwicklung hingefügt werden. Ursprünglich hatte die Bertelsmann-Stiftung das Projekt, das unter dem Namen „Keck“ läuft, auf die Darstellung von Chancen und Risiken für Kinder in einer Kommune ausgerichtet. Darüber ging die Stadt mit ihren Daten hinaus auf alle Einwohner.
Die Stadt weist mehrere schwierige soziale Lagen aus. Arm und reich – die Spaltung ist in kaum einer anderen Kommune so ausgeprägt wie in Mülheim. Beispiel: Im Norden gibt es Viertel, in denen 50 Prozent der Kinder unter drei Jahren von sozialer Hilfe leben, im Süden sind es nicht einmal zehn Prozent. Ähnlich ist die Spaltung bei den Sprachproblemen oder etwa was die Mitgliedschaft in Sportvereinen anbelangt. Politiker, Vereine, Verbände, jeder, der sich in der Stadt engagieren wolle, könne aus den Daten hilfreiche Schlüsse ziehen, so Kurosch. Gerade Politik, ist man sich im Rathaus sicher, werde über jede Entscheidungshilfe froh sein.