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Die OB geht auf Abschiedsrunde

Die OB geht auf Abschiedsrunde

Vor vier Wochen machte sie noch einmal das, was sie gerne tut – Platz nehmen an der Spitze, ein wenig das Tempo bestimmen und den Kurs vorgeben. Dagmar Mühlenfeld fuhr da jedoch nur die neue Straßenbahn aus der MVG-Halle. In diesen Tagen dreht sie auf ihre Abschiedsrunde ein. Was im März 2003 mit einem knappen Wahlerfolg begann, endet nach über zwölf Jahren: Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld (64) leitet am heutigen Donnerstag ihre letzte Ratssitzung, am 20. Oktober ist auch ihre Zeit als Verwaltungschefin beendet. Was bleibt hängen?

Winfried Cleven hat lange Zeit mit ihr als Sport- und Sozialdezernent der Stadt zusammengearbeitet und lobt sie als sehr gute Chefin. „Sie hatte sich als Schulleiterin damals erstaunlich schnell in die Stadtverwaltung eingearbeitet“, erinnert sich Cleven und findet, dass sie von Beginn an sehr fleißig war: „Sie hat viel für Mülheim auf den Weg gebracht.“ Alle 23 Tage ein Projekt – das war mal eine Zwischenbilanz von Dagmar Mühlenfeld, die in Mülheim geboren wurde, hier aufwuchs, in der Luisenschule ihr Abitur machte und später dort als Schulleiterin feststellte: Mülheims Schulen sind in einem schrecklichen Zustand.

Viel für die Schulen getan

„Sie hat viel für die Erneuerung und Modernisierung der Schulen getan, so dass Arbeiten und Lernen dort wieder Spaß machen“, sagt Ratsfrau Eva Weber und ist sicher, dass dies auch in Erinnerung bleibe. Ebenso, dass Dagmar Mühlenfeld die Stadt nach außen sehr gut vertreten habe, unter anderem im Deutschen Städtetag oder als Sprecherin des Bündnisses „Raus aus den Schulden“. Nur gute Noten für die einstige Lehrerin? Nein. „Im Laufe der Jahre hat sie die Demokratie im Rat nicht mehr so ganz ernst genommen“, bedauert Eva Weber.

Ein Kompliment kommt von Hans Georg Hötger, Ratsherr der MBI und Stadtführer von Mülheim: Er attestiert ihr ein hohes Stehvermögen und lobt zum Beispiel ihren Einsatz für junge Familien, so beim 100-Häuser-Programm. Hängen bleibt für ihn aber auch Ruhrbania. Seine Note dafür: mangelhaft. „Das ist kein Ruhmesblatt für die Stadt.“

Bürgernähe mehr als ein Wort

Ein großes Anliegen der Sozialdemokratin Dagmar Mühlenfeld war von Beginn an, mehr Bürgernähe, mehr Bürgerservice zu schaffen. Klassenziel erreicht? Sie hat regelmäßig Runden mit Bürger- und Heimatvereinen durchgeführt. „Sie hat zugehört und unsere Wünsche in die Verwaltung gegeben“, berichtet Bernd Lüllau vom Bürgerverein Dümpten. Er ist überzeugt: „Bei ihr war Bürgernähe nicht nur ein Wort, es war echtes Bemühen.“

Am Ende einer langen politischen Zeit geht vieles in ein rosiges Licht: „Ich finde, dass wir im Großen und Ganzen gut miteinander zurecht gekommen sind, sagt Wolfgang Michels (CDU) ohne auf den Seitenhieb zu verzichten: „Sie hat einen schon hin und wieder die Schulleiterin spüren lassen.“ Und: Bei der Umsetzung von Ratsbeschlüssen sei sie zuweilen sehr zögerlich gewesen.

Am Ende überwiegt reichlich Lob, so auch beim Sprecher der Mülheimer Wirtschaft, Hanns-Peter Windfeder: „Sie hat mit Unternehmern auf Augenhöhe geredet, hat nicht nur gefordert, sondern auch gegeben, sie kam nicht mit einer vorgefertigten Meinung. Sie hatte Ideen, an denen gemeinsam gearbeitet wurde, und sie war offen für Ideen.“ Der Leitbildprozess für die Stadt, die Entwicklung zur Familienstadt – für Windfeder sind das Dinge, die von Dagmar Mühlenfeld in jedem Fall bleiben werden.

Fragen wir noch mal eine Frau zum Schluss und hören von Inge Kammerichs, der MST-Chefin: Die Rathaussanierung, die Camera Obscura, Ruhrbania. Mülheim als Bildungsstadt. Erfolge, die untrennbar mit der Dagmar Mühlenfeld verbunden sind. Das war’s? Nein. „Sie war stets die bestgekleidetste Frau im Rathaus“, sagt Inge Kammerichs.