Bei den Hartz-IV-Quoten war Gelsenkirchen im Jahr 2014 mit 22,8 Prozent trauriger Rekordhalter im Ruhrgebiet vor Dortmund (18,2 Prozent) und Essen (19,1 Prozent). Im Bundesvergleich wurde Gelsenkirchen nur von Bremerhaven mit einer Hartz-IV-Quote von 23,5 Prozent überholt. Die Armutsquote hat sich in Gelsenkirchen von 17,4 Prozent (2009) kontinuierlich auf negative 21,1 Prozent im Jahr 2014 entwickelt. Das ist auf den Punkt gebracht das lokale Ergebnis des aktuellen Armutsberichts, den der Paritätische vor wenigen Tagen präsentierte.
„Mama, Papa, darf ich ein Eis? Diese Frage werden Eltern bald wieder täglich von ihren Kindern hören. Für mehr als 40 % der Gelsenkirchener Kinder wird die Antwort hierauf aber meist ,nein’ lauten, das ist fast jedes zweite Kind“, stellt die sozialpolitische Sprecherin der Gelsenkirchener Linken, Bettina Peipe, nach der Lektüre des Berichts ernüchtert fest. Der Armutsbericht zeige einmal mehr auf, wie „arm dran“ die Kinder in Gelsenkirchen seien.
Bettina Peipe: „Überrascht haben mich die Zahlen im Armutsbericht für Gelsenkirchen nicht, erschreckend finde ich sie jedoch immer wieder. Die Hartz-IV-Quote für Kinder für 2015 beträgt in unserer Stadt sogar 40 Prozent! Das ist ein unhaltbarer und menschenunwürdiger Zustand.“ Vom Land höre man Parolen wie: „Kein Kind zurücklassen“; die Bundesfamilienministerin rede immer wieder davon, dass besonders Alleinerziehende bessere Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben müssen. „Tatsache ist allerdings“, so Peipe in ihrer Stellungnahme, „dass dieser Personenkreis mit 41,9 Prozent am häufigsten von Armut betroffen ist. Der Bericht macht deutlich, dass Armut bereits in Kinderjahren beginnt und wir wissen, dass sich das bis ins Alter fortsetzt.“ Ein Gespenst gehe um. „Es heißt Altersarmut“. Die Zahl der Bezieher von Altersgrundsicherung habe sich zwischen 2003 und 2014 mit einem Zuwachs von 99 Prozent praktisch verdoppelt.
Die Stadt Gelsenkirchen bemühe sich laut der Linke-Stadtverordneten trotz Haushaltssicherungskonzept, viel für Kinder und Jugendliche zu tun, „aber es ist höchste Zeit, den Abwärtstrend zu stoppen und – wenn überhaupt noch möglich – umzukehren. Die Forderungen ihrer Partei an Bund und Land würden daher lauten: „Eine sanktionsfreie Mindestsicherung in Höhe von 1050 Euro, eine Mindestrente von 1050 Euro und eine ausreichende Kindergrundsicherung.“