Der Geschäftsführer der Gelsenkirchener Großbäckerei Stauffenberg, Frank Ostendorf, muss sich vor dem Landgericht Essen verantworten. Ihm wird vorgeworfen mit Scheinrechnungen einen Millionenbetrug begangen zu haben. Vor Gericht bricht der Manager in Tränen aus. Dabei galt er einst als Goldjunge.
Gelsenkirchen/Essen.
Der Manager weint. Oft stockt er, wenn er dem Landgericht Essen erklärt, dass er als Geschäftsführer und Besitzer der Gelsenkirchener Großbäckerei Stauffenberg einen Millionenbetrug zu verantworten hat. Zwei seiner Co-Geschäftsführer müssen sich neben dem 47-Jährigen wegen Betruges in 90 Fällen vor der I. Essener Strafkammer verantworten.
Eigentlich galt Frank Ostendorf als ein Goldjunge. Ende der 90er Jahre hatte sein Vater Klaus seine Bäckerei an Großbäcker Kamps verkauft. Der Kaufpreis soll angeblich zwei Milliarden Euro betragen haben. Seitdem ist die Familie aktiv im Ankauf anderer Großbäckereien. 2001 stieg Sohn Frank Ostendorf bei dem Gelsenkirchener Stauffenberg-Unternehmen ein, das Kunden wie Aldi, Lidl und Netto mit Backwaren und Brot beliefert. Gesellschaftsrechtlich sei die Firma getrennt von den Aktivitäten seines Bruders und seines Vaters, der es immerhin auf Platz 239 in der Forbes-Liste der reichsten Leute Deutschlands schaffte.
Insolvenz angemeldet
Gemeinsam haben sie, dass ihre Firmen in den vergangenen drei Jahren kriselten. Vater Klaus musste Insolvenz anmelden, nachdem sein „Müller-Brot“ wegen Mäusekot und Kakerlaken in der Backstube in die Schlagzeilen geriet.
Sohn Frank Ostendorf sagt vor Gericht, Stauffenberg sei dadurch in Mitleidenschaft gezogen worden, weil Lieferanten und Kunden ihn „in Sippenhaftung“ genommen hätten. Das sei 2011 und 2012 gewesen, sie hätten diese Krise aber überwunden. Als 2013 ein neuer Großauftrag an Land gezogen wurde, seien sie aber von ihrer Kapazität her überfordert gewesen.
Scheinrechnungen für frisches Geld ausgestellt
Die Katastrophe hätte ihren Lauf genommen. Der Großkunde habe erst einmal keine Produkte mehr abgenommen, so dass die Firma in eine Liquiditätskrise geraten sei. Da sei ihnen die Idee gekommen, über Scheinrechnungen an frisches Geld zu kommen. Weil die Kunden immer lange Zahlungsziele von 60 Tagen nach Rechnungsstellung hatten, bedienten sie sich einer Stuttgarter Factoring-Firma, die ihnen die Rechnungsbeträge vorfinanzierte. Diesem Unternehmen hätten sie im Sommer 2013 in vier Monaten 90 Scheinrechnungen über sechs Millionen Euro eingereicht, die dieses auch bezahlte.
Ein Fehler, so Ostendorf: „Die Ereignisse waren schneller als das Hirn.“ Im Oktober erstatteten seine Geschäftsführer und er Selbstanzeige, Stauffenberg ging in die Insolvenz. Ostendorf selbst übernahm die Firma im Februar mit weit weniger Personal. „Wir sind ertragreich, auf einem guten Weg“, sagt er.