Die Bezirksregierung Münster ist aufgeschreckt. Flüchtlinge kritisieren die mangelnde Versorgung der Erstaufnahmestelle heftig. Die soll jetzt überprüft werden.
Gelsenkirchen.
Die Unmutsäußerungen von Flüchtlingen über die mangelnde Versorgung in der Erstaufnahmestelle an der Mehringstraße hat die Bezirksregierung Münster aufgeschreckt.
„Wir haben die Nachricht sofort an die Bezirksregierung Arnsberg weitergeleitet“, sagte Sprecher Thomas Drewitz, dort liege die landesweite Zuständigkeit. Gut möglich sei es, dass nun von Arnsberg aus ein „Mobilteam“ ausgesandt werde, um die Vorwürfe vor Ort in Gelsenkirchen zu überprüfen.
Keine abgezählten Gerichte
Drewitz betonte, dass die seit 2014 vom Innenministerium mit allen Betreuungsverbänden beschlossenen Versorgungsstandards einzuhalten seien. „Von der Kleiderkammer über sanitäre Anlagen bis hin zum Essen unter besonderer Berücksichtigung religiöser Aspekte ist darin alles geregelt“, so Thomas Drewitz, der die Klage nach zu wenig Essen als „subjektiven Eindruck“ einordnete. Er sagte auch, dass das an Flüchtlinge ausgegebene Taschengeld nicht dazu diene, um damit Lebensmittel in Supermärkten einzukaufen.
Derweil weist das DRK als zuständiger Betreuungsverband an der Mehringstraße die Vorwürfe über zu wenig Essen zurück. „Es gibt weder abgezählte Gerichte noch wurden Bezugskarten nicht eingelöst“, erklärte DRK-Geschäftsführer Johannes Heinrich. Jeder bekomme genug zu essen. Sozialarbeitern, die bis 20 Uhr vor Ort seien, seien keinerlei Beschwerden zu Ohren gekommen.
Muslime werden „entsprechend ihrer Religion versorgt“
Heinrich betonte, dass Muslime „entsprechend ihrer Religion versorgt werden“ und nannte Beispiele: „Aufläufe mit vegetarischen Klopsen, Kartoffeltaschen mit Erbsen-Buntgemüse und Pilzpolenta, Spaghetti mit Gurkensalat, zum Frühstück Brot, Brötchen, Marmelade, Käse.“ Zudem steuere die Tafel Obst bei. Heinrich räumte aber ein, dass landestypische Kost die Ausnahme sei. „Es ist eine Notunterkunft, da können wir nicht täglich Oliven, Fladenbrot und Zaziki anbieten.“ Mit Hilfe von ehrenamtlichen Helfern und Bürgern aus der Nachbarschaft, am besten mit gleichen Wurzeln, soll dieses Problem angegangen werden.
Regierungsvizepräsidentin Dorothee Feller und Gelsenkirchens Sozialdezernentin Karin Welge haben am Donnerstag gemeinsam Notunterkünfte von Flüchtlingen in Gelsenkirchen besucht. Ihr Urteil: „Die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge in Gelsenkirchen ist vorbildhaft gelungen.“ Sozialarbeiter, von Dolmetschern begleitet, haben nach Angaben der Stadt lediglich den Hinweis erhalten, dass zum Frühstück mehr Obst gewünscht werde. Allerdings sei von Bewohnern beklagt worden, dass die Verfahrensdauer bei Asylanträgen als zu lang erachtet werde. Diesen Hinweis nahmen Bezirksregierung und Verwaltung nach eigener Darstellung aber schon am Dienstag zum Anlass, schnellere Verfahren an der Mehringstraße zu fordern, so dass nach den derzeitigen Planungen in der kommenden Woche mit weiteren Registrierungen begonnen werde.