Gelsenkirchen.
Jeder kennt sie, viele haben schon mal etwas gespendet: Die Sammler des Vereins „Kinderwünsche e.V.“ mit ihren Büchsen, die auf dem Essener Weihnachtsmarkt und bei Heimspielen des BVB und Schalke 04 für einen guten Zweck um Unterstützung bitten.
Jetzt erheben Borussia Dortmund und auch Schalke 04 schwere Vorwürfe gegen den Verein: Die Clubs verdächtigen „Kinderwünsche e.V.“, der seinen Sitz in Gelsenkirchen hat, des Betrugs. Borussia Dortmund schreibt auf seiner Homepage: „Wir raten allen BVB-Fans und Mitgliedern, mindestens für die Dauer des laufenden Verfahrens, dringend davon ab an „Kinderwünsche e.V.“ zu spenden.“
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Der Bundesliga-Club geht juristisch gegen den gemeinnützigen Verein vor. Auch Schalke 04 hat bis auf weiteres alle Aktivitäten seitens „Kinderwünsche e.V.“ vor seinem Stadion untersagt und die Jahresberichte der gesammelten Spenden angefordert.
Aber was ist eigentlich passiert, dass die Clubs so drastisch reagieren? Vor allem auf einen gemeinnützigen Verein, der es sich auf die Fahnen geschrieben hat, den Unschuldigsten der Gesellschaft zu helfen.
Nicht alle Spenden sollen kranken Kindern zugute kommen
Der BVB hat starke Zweifel daran, dass wirklich alle Spenden kranken Kindern zugute gekommen sind. Denn nachdem der Fußballclub einen Rechenschaftsbericht des Vereins eingefordert hatte, habe es lange gedauert, bis dieser ausgehändigt wurde.
„Die dann überreichten Berichte und Dokumentationen warfen viele Fragen auf, die von „Kinderwünsche e.V.“ nicht schlüssig erklärt werden konnten, heißt es vom Verein. „Intensive und gründliche Nachforschungen und Beobachtungen der BVB Fan- und Förderabteilung haben ergeben, dass weder die angegebenen Kooperationspartner korrekt sind, noch entsprechen die dokumentierten Spendeneinnahmen von „Kinderwünsche e.V.“ unseren Beobachtungen“, schreibt der BVB auf seiner Homepage.
Verein soll mehr eingenommen haben als vermerkt
Auf gut Deutsch: Der Verein „Kinderwünsche“ hat laut BVB mehr eingenommen und gesammelt, als die Zahlen aus dem Bericht zeigen. Torsten Schild, Vorsitzender der BVB-Fanabteilung sagt, dass die Sammler bei allen Heimspielen beobachtet wurden. Und aufgefallen sei vor allem: Fans haben viel gegeben – mindestens mehrere hundert Euro sollen pro Spieltag zusammengekommen sein. Angekommen sei auf dem Konto des Vereins dann aber nur ein Bruchteil.
Sammler sind auch woanders fleißig
Die Sammler sind aber nicht nur bei jedem Heimspiel des BVB und von Schalke 04 am Stadion unterwegs. Sie sind unter anderem jedes Jahr auf dem Essener Weihnachtsmarkt und auf der Cranger Kirmes.
Der Verein „Kinderwünsche“ hat sich am Mittwoch nun zu den Vorwürfen schriftlich geäußert.
Verein weist Vorwürfe vehement zurück
„Die Vorwürfe eines zweckfremden Umgangs mit Spendengeldern weisen wir entschieden zurück. Alle Sammeldosen sind mit einer Sicherheitsplombe versiegelt, so dass ein unberechtigter Zugriff nicht unentdeckt bleiben würde. Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung und Weiterleitung von Spendengeldern konnten hier nicht festgestellt werden.“
Weiter heißt es vom Verein, dass nicht ausgeschlossen werden könne, dass die Vorwürfe sich gezielt gegen die Vorstandsvorsitzende Cornelia Kreisel richten. Warum sie konkret angegriffen werden soll, dazu äußerte der Verein sich nicht und war auch für keine weiteren Presse-Anfragen verfügbar.
Allerdings schreibt „Kinderwünsche e.V.“ außerdem von einer möglichen Verwechslung mit anderen Spendensammlern, die auf den gleichen Events auf der Suche nach Unterstützung sind. Außerdem seien die Spendensammler erst seit 2015 vor dem Stadion des BVB und auf Schalke im Einsatz. Der Verein wolle gegen die Vorwürfe juristisch vorgehen.
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