Veröffentlicht inEssen

Warum ein Faber-Konzert unbedingt auf die Bucket List MUSS

Warum ein Faber-Konzert unbedingt auf die Bucket List MUSS

Faber-Essen-Weststadthalle.JPG
Der Schweizer Musiker Faber alias Julian Pollina am 17. Oktober 2017 vor ausverkauftem Haus in der Weststadthalle in Essen. Foto: Peter Sieben

Essen. 

Wo zum Teufel bin ich hier? Gerade eben noch kam tosende, treibende Balkanpolka von der Bühne geschossen.

Und jetzt ist der Typ mit dem Wuschelkopf plötzlich ein Chansonier, dessen Stimme klingt, als hätte man ihn jahrelang mit Whisky und Kippen zwangsernährt.

Ich scheiß auf deutsche Texte

Das geht durch Mark und Bein, wenn Faber seinen Bass ins Mikro brüllt und dabei am ganzen Körper zittert, als wollte er auch noch sein letztes Stimmband ins Publikum speien.

Dieser Schweizer Musiker und seine Band sind live ein Phänomen. Die Weststadthalle ist ausverkauft, dabei war das Konzert schon von der Zeche Carl hierher verlegt worden – wegen des großen Andrangs.

Die, die am Mittwochabend hier sein dürfen, können sich glücklich schätzen: Es ist ein Fest.

Ich scheiß auf deutsche Texte, dachten wir neulich noch, als der seichte Herzschmerz von Tim Bendzko und Co. aus dem Radio sickerte.

Romantik im Puff

Seit Faber wissen wir wieder, was möglich ist: So ein Songtext kann von einem Puffbesuch handeln – und trotzdem so romantisch sein, dass wir Gänsehaut kriegen. Und Faber kann derb über die Verflossene schimpfen („du Nutte“) – und trotzdem nehmen wir es ihm nicht übel.

Machohaft und sexistisch wie Gangsterrap sei das, sagt mancher Kritiker. Bullshit! Nur wer sich der Ironie und Doppelbödigkeit in Fabers Songs komplett verweigert, kann so was behaupten.

————————————-

• Mehr Themen:

Sänger Faber über Büdchen-Romantik – und was Helene Fischer mit der AfD zu tun hat

Die Rolling Stones in Düsseldorf – Wenn alte Männer wie Elfen tanzen

————————————-

Aber scheiß auf Textanalyse. Der ganze Saal tanzt gerade in einer verrauchten Kneipe in Bratislava oder Paris oder Zürich auf den Tischen.

Und als Faber mal eben von der Bühne schlendert, um sich ne neue Kippe anzustecken (die Stimme muss mit Qualm geölt werden), rastet die Band komplett aus: Gitarrensolo, Pianoirrsinn und ein Typ, der gleichzeitig Schlagzeug und Posaune spielt.

Und plötzlich knutschen die Männer

Als der Saal dann bei „Alles Gute“ zwischen Folk und stampfendem Polka vibriert und tanzt, ist noch lange lange nicht Schluss. Und plötzlich knutschen alle Männer, die nicht Faber sind, auf der Bühne. Lebensfreude, Liebe und ein Schlag in die Fresse aller Spießer.

Falls ihr sowas wie eine Bucket List habt: Schreibt „Faber live sehen“ darauf. Und schaut zu, dass ihr schnell den Haken dahinter setzt.