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Via-Krise auf dem Höhepunkt

Via-Krise auf dem Höhepunkt

Regierungspräsidentin Anne Lütkes fordert mehr Einsparungen bei den drei Verkehrspartnern. Evag-Aufsichtsratschef Wolfgang Weber kontert: „In Essen sind wir auf einem guten Weg“

Essen,. 

Die jüngste Kritik der Regierungspräsidentin Anne Lütkes am Dreier-Bündnis Via, zu dem die Verkehrsbetriebe in Essen, Duisburg und Mülheim gehören, bringt den SPD-Ratsherrn und Evag-Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Weber in Rage. „Ich hab’ langsam den Kaffee auf. Ich bin wirklich verstimmt. Wenn die Bezirksregierung meint, man könne alles besser machen, dann soll sie doch die Geschäftsführung übernehmen.“ Ihn ärgert der Vorwurf, dass offensichtlich vorhandene Konsolidierungspotenziale bei den Via-Partnern nicht ausgeschöpft würden. Genau dies treffe am Beispiel Evag nicht zu. Man habe in Essen gespart, wo man konnte. „Ich habe ein gutes Gewissen, was die Kosten der Evag betrifft. Wir sind wirklich auf einem guten Weg“, erklärt Weber.

Die Bezirksregierung sieht das für den Via-Bereich insgesamt anders und zieht die Bochum-Gelsenkirchener Verkehrsgesellschaft Bogestra zum Vergleich heran. Die Kosten wären geringer und die Bogestra bringe trotzdem – gemessen an der Gesamtbelegschaft – mehr Fahrer ans Steuer.

„Dort liegen andere Faktoren vor“, entgegnet Wolfgang Weber. In Bochum und Gelsenkirchen würde der Straßenbahnverkehr von einer Gesellschaft betrieben, im Via-Verbund aber von drei. Hinzu kommt: Die Evag muss in Essen hohe Summen in den Betrieben und in die Instandsetzung ihres U-Bahn-Netzes investieren. Für den Ausbau des Betriebshofes Schweriner Straße kommt die Essener Verkehrsgesellschaft allein auf. Bochum hat für seinen Betriebshof Engelsburg noch einen Zuschuss bekommen. Essen nicht.

Das sind nur einige Beispiele, warum Weber meint, dass wieder mal Birnen mit Äpfeln verglichen werden. „Wir können sämtliche Zahlen erklären. Aber die haben nicht bei uns nachgefragt“, klagt er. „Mich ärgert, dass über uns und nicht mit uns gesprochen wird.“ Von der Stellungnahme der Regierungspräsidentin, die an die drei OB von Essen, Mülheim und Duisburg schrieb, habe er nur aus der Zeitung erfahren. „Ich kenne den Brief nicht.“ Aber das wird sich wohl bald ändern. Im letzten Absatz bat Anne Lütkes die OB, ihr Schreiben dem Rat zur Kenntnis zu geben – „wegen „der besonderen Bedeutung der Thematik“.

Jährliches Sparziel wird möglicherweise nicht erreicht

Wie es mit Via weitergehen soll, darauf hat Wolfgang Weber keine schnelle Antwort. Die gibt es auch nicht. Via wurde vor mehr als fünf Jahren gegründet. Die Evag ist nur zu 49 Prozent beteiligt, obwohl sie deutlich mehr Fahrgäste befördert als die anderen beiden Verkehrsbetriebe zusammen. „Schon von Anfang an gab es Kompromisse“, erinnert sich Weber. Das mache das Zusammenwachsen schwieriger. Das jährliche Sparziel von 13,5 Millionen Euro bis 2020 wird möglicherweise nicht erreicht. 6,5 Millionen – mehr sind derzeit nicht drin.

Aber was man hat, das hat man. Weber plädiert dafür, den Status Quo erstmal festzuschreiben, damit sich die Evag und die anderen auf ihr Tagesgeschäft konzentrieren können. „Da haben wir schon genug Probleme“, so Weber. Der weitere Zusammenschluss könne nur Schritt für Schritt erfolgen. „Wir müssen erstmal Ruhe reinbringen. Auch ich bin langfristig für einen einheitlichen Verkehrsbetrieb. Aber wir haben die hundertprozentige Lösung noch nicht gefunden.“

Seine Prognose: Das wird noch Jahre dauern.