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Ursula Gather wird Chefin der Krupp-Stiftung

Ursula Gather wird Chefin der Krupp-Stiftung

Ursula Gather wird neue Vorsitzende des Kuratoriums der Krupp-Stiftung. Die Rektorin der Technischen Universität Dortmund übernimmt damit die Nachfolge von Berthold Beitz. Der Krupp-Patriarch war am 30. Juli, nur wenige Wochen vor seinem 100. Geburtstag verstorben.

Essen/Dortmund. 

Auf den Patriarchen folgt eine Frau: Einen Monat nach dem Tod von Berthold Beitz hat das Kuratorium der Krupp-Stiftung die Dortmunder Professorin Ursula Gather an die Spitze gewählt. Zum 1. Oktober wird die Rektorin der Technischen Universität Dortmund das neue Amt auf dem Hügel in Essen antreten.

In den vergangenen Wochen war viel spekuliert worden zur Zukunft der Stiftung, die als eine der einflussreichsten Institutionen in NRW gilt und der wichtigste Anteilseigner des Essener Industriekonzerns Thyssen-Krupp ist.

„Das ist eine große Aufgabe“, sagte Ursula Gather im Anschluss an die Wahl. „Ich übernehme die Verantwortung gern.“ Das erfolgreiche Wirken der Stiftung gelte es fortzusetzen, fügte Gather hinzu.

Neue Ära für die Stiftung

Die gemeinnützige Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung ist das Vermächtnis des letzten persönlichen Inhabers der Firma. Mit Alfried Krupps Tod am 30. Juli 1967 ging das Vermögen des Industriellen auf die Stiftung über. Mit der Wahl der 60-jährigen Professorin beginnt eine neue Ära.

Erst im Dezember 2011 war Gather in das Gremium berufen worden. Der Stiftung aber ist sie seit 26 Jahren verbunden. 1987 erhielt die damals 33-jährige Mathematikerin den renommierten Krupp-Förderpreis für junge Hochschullehrer. Die Ehrung war mit einer Förderung von damals 850.000 DM verbunden. Die Wissenschaftlerin nutzte das Preisgeld, um ihre Forschungsarbeit voranzutreiben. Sie nahm die Ehrung aus den Händen von Berthold Beitz entgegen.

Seit 2008 leitet Ursula Gather die TU Dortmund. Zwei Jahre später übernahm sie auch den Vorsitz der Landesrektorenkonferenz der Universitäten in NRW. Die führungs- und durchsetzungsstarke Wissenschaftlerin lenkte die Uni durch schwierige Zeiten, die von Debatten um Studiengebühren, den doppelten Abiturjahrgang und knappe Haushaltsmittel geprägt waren. Ihre Mitarbeiter und Kollegen kennen sie als zugewandt, kompetent und sachorientiert.

„Die Entscheidung des Kuratoriums für eine starke Frau ist eine sehr gute Wahl“, sagte Thyssen-Krupp-Vorstandschef Heinrich Hiesinger. Sie sei eine „kluge, erfahrene und streitbare Wissenschaftlerin und Wissenschaftsmanagerin“. Mit ihrer Wahl ist eine von zwei wichtigen Personalien in der Krupp-Stiftung geklärt. Beitz war in Personalunion auch Vorsitzender des Stiftungsvorstands. Dieser Posten ist noch vakant.

Wissenschaftliche Bilderbuchkarriere

Ursula Gather legte eine wissenschaftliche Bilderbuchkarriere hin. 1979 schloss sie ihre Promotion an der Uni Aachen im Fach Mathematik ab, 1984 folgte die Habilitation. Ein Jahr später übernahm sie eine Professur an der Universität von Iowa (USA). 1986 erhielt sie den Ruf an die Fakultät Statistik der Uni Dortmund, wieder ein Jahr später kam die Krupp-Auszeichnung. Internationale Gastprofessuren führten sie nach Indien, in die USA (Yale University), nach Frankreich und Australien.

Doch ihr Augenmerk ist auch stark auf das Ruhrgebiet gerichtet. Ursula Gather treibt mit den Unis Bochum und Duisburg-Essen die „Universitätsallianz Metropole Ruhr“ voran und engagiert sich in zahlreichen Initiativen für den Wissenschaftsstandort Dortmund. Sie ist verheiratet und Mutter von zwei Söhnen.

Zum Tod von Berthold Beitz erinnerte sie sich in der „Zeit“ an einen Besuch auf Villa Hügel im Jahr 2008. Sie habe den damals 95-Jährigen um einen Rat gebeten, er antwortete: „Bleiben Sie immer unabhängig. Seien Sie nur sich selbst verpflichtet. Lassen Sie sich nie unter Druck setzen. Setzen Sie sich selbst die Ziele!“