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Ur-Ur-Ur-Großvater, der Totengräber

Ur-Ur-Ur-Großvater, der Totengräber

Steele. 

Als Manfred Driehorst vor etwa 30 Jahren mit der Genealogie, der Ahnenforschung, begann, ist er noch kreuz und quer durch die Republik gedüst, um an Daten und Fakten zu gelangen. Standesamtsregister, Kirchenbücher – das waren die Quellen, die ihm die Türen zur Familienforschung öffneten. Das Internet hat diese Wege zwar nicht komplett überflüssig, wohl aber recht überschaubar gemacht. Manfred Driehorst, Vorstandsmitglied im Steeler Archiv, leitet einen zwölfköpfigen Club, der sich seit vier Jahren ausschließlich mit Familienforschung befasst.

Zu Beginn waren es fünf Mitglieder, blutige Anfänger, wie Driehorst sagt, denen er auf die Sprünge geholfen hat. Mittlerweile sind sie – übrigens mehr Frauen als Männer – absolut fit. Sie alle sind Experten auf dem Gebiet der Computergenealogie, haben Ahnenforschungsprogramme, sind in Mailing-Listen verzeichnet, um so Kontakt zu anderen Familienforschern zu knüpfen. Apropos: Wussten Sie, dass die Mormonen eine beinah unerschöpfliche Quelle für die Ahnenforschung sind? „Das war schon immer so, auch als wir noch mit Karteikarten gearbeitet haben“, erklärt Driehorst. Die Mormonen betreiben Familienforschung aus religiösen Gründen und veröffentlichen die Ergebnisse kostenlos.

100 Verwandte in den USA

Manfred Driehorst ist am Ende seiner Daten angelangt, sein Familienzweig quasi komplett. Was er nicht mit Hilfe von Standesamtsregistern recherchieren konnte – diese wurden 1874 von den Preußen eingeführt -, hat er aus Kirchenbüchern erfahren, die bis 1650 datieren. Soweit zurück reicht seine väterliche Linie. Eine mütterliche Linie reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Dann muss der geübte Genealoge aber schon auf Bürger- und Steuerlisten bzw. auf Musterungsrollen zurückgreifen. Was aber dann von vielen Zufällen abhängt. Driehorst: „Es sei denn, man hat einen Prominenten in der Ahnenfolge.“

Der Steeler Forscher selbst kann immerhin mit dem berühmten Nobelpreisträger Wilhelm Conrad Röntgen als Vorfahre aufwarten. Auch einen Totengräber hat er auf der Liste; sowie einen Großvater, der SPD-Bürgermeister war und von den Nazis aufgrund „renitenten Verhaltens“ aus dem Amt und aus dem Kreistag geworfen wurde. Auch steht fest, dass drei Driehorsts 1842 nach Amerika auswanderten. Landwirte, wie die meisten der Familie. Und da die Not zu der Zeit groß war – eine Kartoffelernte nach der anderen verdarb – ging’s in die Vereinigten Staaten, wo Driehorst heute über 100 Verwandte hat.

Überhaupt: „Interessant wird die Ahnenforschung dann, wenn der Familienzweig komplett ist und das Futter drumherum recherchiert wird“, sagt Manfred Driehorst. Was haben die Vorfahren gemacht, wie haben sie gelebt, welche Berufe hatten sie. Zusammen mit alten Bildern sind diese Informationen ein absolutes Muss, will man eine Chronik erstellen. Das alles erfordert viel Zeit und natürlich auch jede Menge Erfahrung. Die meisten Mitglieder der Gruppe sind älter, können sich ausgiebig mit dem Thema beschäftigen. Aber wie fängt man an?

„Ein Familienbuch und, falls vorhanden, ein Ariernachweis aus der Nazizeit sind das Sprungbrett in die Welt der Vorfahren“, so Driehorst. Von dort geht’s zur Kirche und zum Standesamt. Auch professionelle Hilfe kann in Anspruch genommen werden (s. Kasten). Manfred Driehorst lässt sich seine Stammbaumtafel bald auf einem Endlos-Papier ausdrucken – sie ist zehn Meter lang.