Duisburg/Essen.
Die Uni Duisburg-Essen leistet sich erstmals in ihrer Geschichte einen Werbe-Slogan. Die Hochschule wirbt künftig mit „Offen im Denken“. Laut RektorUlrich Radtke geht es dabei vielmehr um Identitätsfindung als um PR.
Martin Menkhaus ist Werber. Normalerweise verhandelt er mit den Marketing-Chefs von Firmen. Jetzt hat Menkhaus’ Agentur erstmals mit einer Hochschule zu tun gehabt. Und er gewann die überraschende Erkenntnis: „An der Uni sind die Entscheidungswege kürzer.“ Wahrscheinlich liegt das daran, dass diese Kampagne von der Hochschul-Leitung so richtig ernsthaft gewollt ist und nicht erst von irgendwem aufgeschwätzt werden musste.
Die Uni Duisburg-Essen geht erstmals in ihrer Geschichte mit einer professionellen Kommunikationsstrategie an die Öffentlichkeit. Ein Jahr lang wurde sie entwickelt. Die Hochschule wirbt künftig mit dem Spruch „Offen im Denken“. Vier Plakat- und Anzeigenmotive sind fertig. Herausgestellt werden sollen die Besonderheiten der Hochschule: Auf einem Motiv sieht man einen echten Uni-Professor – den Bildungsforscher Rolf Dobischat –, der gemeinsam mit Studenten an einem Imbiss-Stand Pommes isst. Unter dem Bild steht: „Wir sind exzellent. Aber nicht elitär.“ Ein anderes Bild ist unterschrieben mit: „Elfenbein werden Sie bei uns nicht finden. Aber dafür Ihre Zukunft.“
„Wir wollen mit dieser Kampagne nicht zuvorderst neue Studenten gewinnen“, sagt Uni-Rektor Ulrich Radtke. „Die Kampagne ist vielmehr nach innen gerichtet.“ Sie solle Studenten, Mitarbeitern und Professoren dabei helfen, die Identität der Hochschule bewusster wahrzunehmen und weiterzuentwickeln.
„An der Uni wurden alle eingebunden“
Der Arbeit der Werbeagentur ging gemeinsames Kopfzerbrechen voraus: Zunächst wurden 3000 Studenten in Duisburg und Essen nach ihrer Meinung gefragt. Dann tagten Workshops, besetzt mit Vertretern aller Gruppen, die es an der Uni gibt. Wer sind wir eigentlich, und wo wollen wir überhaupt hin?, lautete die Frage. Werber Menkhaus hat festgestellt: „In Firmen entscheiden Marketing-Strategen allein über so etwas. Hier, an der Uni, wurden alle eingebunden.“ Und so sagt jetzt auch Studenten-Vertreter Jens Eißmann, Vorsitzender des AStA: „Ich finde den Vorstoß sehr gut, das kann sich jetzt weiterentwickeln.“
Der Werbespruch „Offen im Denken“ soll die Besonderheit transportieren, dass an der Uni Duisburg-Essen besonders viele Studenten aus bildungsfernen Schichten zu einem Abschluss gelangen. Als erste Uni in Deutschland richtete sie 2008 ein Prorektorat für „Diversity Management“ ein, will den hohen Ausländer-Anteil nicht als Nachteil, sondern als Chance begreifen. Auch der Qualität der Lehre und der Betreuung werde entsprechende Priorität eingeräumt – beispielsweise mit einem bundesweit einzigartigen „Mentoring“-System.
„Wir sind kein weltferner, akademischer Zirkel“, sagt Rektor Radtke. In den Workshop-Sitzungen, berichtet Werber Menkhaus, sei beim Nachdenken über die gemeinsame Identität immer auch wieder die Rede von „mittendrin“ und „in Bewegung“ gewesen: „Wir sind Deutschlands jüngste Voll-Uni“, sagt Radtke. Heißt: Besonders dynamisch und Neuem gegenüber stark aufgeschlossen. 2003 wurden die Unis Duisburg und Essen fusioniert. Beide hatten 1972 als „Gesamthochschulen“ angefangen. Die Kampagne soll mit einem Image-Film fortgesetzt werden, er ist derzeit in Arbeit, beteiligt sind Studenten. Und im Herbst wird der Internet-Auftritt der Uni überarbeitet.