„Die normative Kraft des Faktischen hat die Regie übernommen.“ So sagt es ein Essener Politiker, der ungenannt bleiben möchte und der keinerlei Chance mehr sieht, dass Messe-Geschäftsführer Frank Thorwirth sein Amt vielleicht doch wird behalten können. Nachdem das Ergebnis einer vertraulichen Runde mit dem Oberbürgermeister und allen Fraktionschefs am vorletzten Freitag sofort den Weg in die Öffentlichkeit fand, gab es faktisch nur noch den Weg der Trennung. Der OB, auch Aufsichtsratsvorsitzender der Messe, hatte in der Runde das Okay bekommen, mit dem in Ungnade gefallenen Geschäftsführer über eine Änderung oder auch Auflösung seines Vertrags zu verhandeln.
Die Verhandlungen sind in Gang, der Aufsichtsrat wird am 27. Februar wohl Nägel mit Köpfen machen. Wahrscheinlich bezahlt die Messe schon ab März einen teuren Spaziergänger. 223 000 Euro beträgt laut Beteiligungsbericht 2011 Thorwirths Jahresgehalt, ein Dienstwagen kommt oben drauf. Mindestens auf das Geld hat der Messe-Chef Anspruch bis Februar 2014, denn so lange läuft sein Vertrag, der jetzt – ein Jahr vor Ablauf – zur Verlängerung oder eben Nicht-Verlängerung anstand. Nun könnte man es für normal halten, dass Thorwirth seine Arbeitskraft bis Vertragsende seinem Arbeitgeber zur Verfügung zu stellen hat. Das aber gilt in diesen Gefilden offenbar als unzumutbar – für Thorwirth als auch für die Messe.
Die Suche nach einem Nachfolger wird dauern, der Aufsichtsrat empfindet es dem Vernehmen nach aber als kein großes Problem, dass die Messe zunächst führungslos ist. Es stünden keine operativen Entscheidungen an, sondern „nur“ politische und die obliegen dem Rat der Stadt und dem Aufsichtsrat. Wohl im Frühjahr ist darüber zu befinden, wieviel Geld in den teilweisen Neubau der Messe fließen soll. „Es kann sogar ein Vorteil sein, wenn wir den Geschäftsführer erst bestimmen, wenn wir wissen, was gebaut wird“, sagt ein Aufsichtsratsmitglied.
Welches Profil muss der oder die „Neue“ haben? Nun, ein wenig konzilianter als Thorwirth solle er/sie schon sein. Dazu wird eine selbstbewusste Verkäuferpersönlichkeit erwartet, die aber andererseits auch flexibel und uneitel genug sein muss, um die Messe Essen in eine Fusion mit einer Großmesse zu führen. Nach wie vor gilt dies mittelfristig als unvermeidlich, obwohl etwa die Messe Düsseldorf entsprechende Avancen brüsk zurück wies.
Mit anderen Worten: Ganz leicht wird die Suche jedenfalls nicht.