Elektro-Musik nach einem besinnlichen Tag voller Weihnachtslieder, das kommt immer besser an. Fast alle Essener Clubs und Kneipen haben am Heiligabend geöffnet. „Dampf ablassen“ nach den stressigen Tagen oder einfach nur die Flucht vor der Langeweile, wenn die Eltern ins Bett gehen.
Essen.
Gutes Essen, dann die Bescherung unterm Weihnachtsbaum und zum Abschluss vielleicht noch in die Kirche: So oder ähnlich sieht der Heiligabend wohl bei den meisten Essenern aus. Doch längst ist der 24. Dezember nicht mehr nur ein Familienfest, sondern für viele auch ein echter Party-Termin. „Vor fünf Jahren war Heiligabend kaum ein Club geöffnet, heute sind es beinahe alle“, erklärt Philip Harbodt, der mit seiner Agentur „Deluxe Nights“ Partys in der ganzen Stadt organisiert.
Tanz-Musik nach einem besinnlichen Tag voller Weihnachtslieder, das kommt immer besser an. Auch bei Laura Fancello. Vergangenes Jahr sei sie zum ersten Mal an Heiligabend losgezogen. „Anfangs hat es sich komisch angefühlt, die Eltern an diesem Abend alleine zu lassen“, gibt die 22-Jährige zu. Aber: „Die gehen gegen 22 Uhr ins Bett, statt mich dann in mein Zimmer zu verkriechen, treffe ich mich jetzt halt noch mit Freunden.“
„Heiligabend ist d e r Ausgehtag“
Diesen Beweggrund hat auch Harbodt beobachtet, genauso wie den Wandel beim Heiligabend-Publikum. „Früher waren es die Singles und Alleinstehenden, die abends noch unter Menschen wollten.“ Mittlerweile nutzen jedoch besonders Jugendliche die Möglichkeit, den 24. Dezember unter Freunden zu beenden. Dabei seien die Weihnachtsfeiern, anders als Halloween oder „Tanz in den Mai“, weniger wilde Partynächte als eher „gemütliches Beisammensein“, so Harbodt, der auch als DJ im „Naked Club“ auflegt.
Pionier im Bereich „Partys am Heiligabend“ ist das „Essence“. Seit mehr als zehn Jahren, früher noch unter dem Namen „Mudia Art“, bittet Geschäftsführer Michael Selders zum Tanz. Auf den Weihnachtsbaum müssen seine knapp 2000 Gäste dabei nicht verzichten: Eine sieben Meter hohe Tanne schmückt den zur Diskothek umgebauten Kinosaal. „Heiligabend ist bei uns d e r Ausgehtag im Jahr“, erklärt Selders. Im „Essence“ treffen sich weniger die Jugendlichen als vielmehr die Tanzwütigen ab 25 Jahren. „Viele haben nach den stressigen Vorweihnachtstagen einfach das Verlangen, Dampf abzulassen“, erklärt Selders. Und dieses Verlangen scheinen immer mehr Menschen zu bekommen. Bis zu drei Stunden mussten Essence-Besucher vergangenes Jahr vor der Tür Schlange stehen.
Doch natürlich gibt es auch die, für die der 24. Dezember einfach nur Familientag ist. „Ich war Heiligabend noch nie weg“, sagt Tristan Meiners. Immer wieder versuchten Freunde ihn zu überreden, doch „man hat im Sinn, dass es halt ein besonderer Tag ist“, erklärt der 24-Jährige. Also bleibt es beim besinnlichen Zusammensein mit Eltern und Geschwistern.
Geschenk an sich selbst
Andere wiederum zieht es nach der Bescherung in die Kneipen und Bars der Stadt. „Da hat sich in den letzten drei, vier Jahren viel verändert“, weiß die Essener Dehoga-Vorsitzende Christiane Behnke. Für viele Betreiber sei der Heiligabend zu einem der besten Abende im Jahr geworden.
Doch woher der Trend, am „Fest der Liebe“ noch bis tief in die Nacht unter Leute zu gehen? Über die Jahre will Michael Selders beobachtet haben: „Die Menschen arbeiten mehr und länger, die Vorweihnachtszeit ist stressiger – viele haben einfach den Wunsch, sich danach selbst zu belohnen.“ Der Disko- oder Kneipenbesuch als Weihnachtsgeschenk an sich selbst.
Na dann: Frohes Fest – und eine stressfreie Party.
Info: Party für den guten Zweck in Rüttenscheid
„Frida hilft“ – unter diesem Motto lädt das „Frida“ auf der Rüttenscheider Straße am Heiligabend zur Party. Jeder Gast, der mit einem Kinder-Geschenk kommt, erhält freien Eintritt (regulär: 5 Euro).
Süßigkeiten oder Spielzeuge sind dabei gerne gesehen. Allerdings bittet das „Frida“ darum, die Geschenke nicht zu verpacken, da sie am Eingang kurz überprüft werden.
Alle Präsente gehen an die Kinder des Kettwiger Kinderheim St. Josefshaus.