Essen.
In den nächsten 15 Jahren wird Essen mit über 40 000 Bürgern die Bevölkerung einer Kleinstadt verlieren und im Jahr 2025 nur noch 531 155 Einwohner haben. Oder: Essen schrumpft täglich um sieben Einwohner.
Das geht aus der neuesten bisher noch unveröffentlichten Prognose des Statistikamtes der Stadt zur Bevölkerungsentwicklung von 2010 bis 2025 hervor.
Damit schrumpft Essen zwar nicht ganz so schnell wie noch 2005 angenommen, muss jedoch intensiv über die Folgen für die Infrastruktur nachdenken: Denn Essen benötigt künftig noch weniger Schulen, Kindergärten und Mietwohnungen; die Stadt wird weniger Strom, Wasser und Heizenergie verbrauchen und auch die Kanal- und Straßeninfrastruktur muss weiter angepasst werden.
Vor 50 Jahren, 1961, hatte Essen inklusive der damals noch eigenständigen Gemeinden Kettwig und Burgaltendorf den historischen Rekord an Einwohnern erreicht: 750 000. Die Zahl sank dann stetig: Auf 627 000 Einwohner 1990, auf 600 000 im Jahr 2000 und auf 572 600 in diesem Jahr – mit fast gleichbleibender Tendenz. Von 1990 bis 2000 betrug das Minus 4,5 Prozent, von 2000 bis 2010 4,4 Prozent – und nun erwarten die Stadt-Statistiker einen leicht beschleunigten Rückgang von knapp 5 Prozent bis zum Jahr 2025.
Süden verliert weniger Einwohner
Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahren gehen das Statistik-Amt davon aus, dass Essen an Attraktivität bei Familien und Singles gewinnt: Jährlich ziehen im Schnitt 21 000 neu nach Essen, 20 000 verlassen diese Stadt, also ein leichter Zugewinn. Insgesamt schrumpft Essen vor allem deshalb, weil mit 7000 bis 8000 Menschen jährlich mehr Menschen sterben als Babys geboren werden. Denn nur noch rund 4500 Kinder kommen pro Jahr als Essener auf die Welt, vor zehn Jahren wurde in dieser Stadt zum letzten Mal die Marke von 5000 Babys erreicht.
So geht allein die Zahl an Kita-Kindern über drei Jahre, Grundschulkindern und Jugendlichen von heute 61 200 auf 53 700 zurück – ein Minus von 12,3 Prozent. Die Zahl der Hochbetagten über 80 Jahren steigt dagegen um 2560 Menschen auf 36 390 – ein Plus von 7,6 Prozent.
Das fügt sich zunächst ins Bild der ständigen Litanei von Politikern: Wir werden weniger, älter und – wegen des zunehmenden Migrantenteils – bunter. Die Stadtstatistiker glauben allerdings interessanterweise, dass sich der Anteil der über 65-jährigen in Essen insgesamt nicht mehr großartig verändern wird: Von 22,2 Prozent in diesem Jahr auf 22,6 Prozent 2025.
Der Süden (Kettwig, Werden, Burgaltendorf, Kupferdreh) verliert nur wenige Einwohner oder gewinnt sogar welche. Er wird genauso als beliebtes Zuzugsgebiet mit positiver Wanderungsbilanz eingeschätzt wie der ganze Nordwesten: So büßen Borbeck, Gerschede, Bedingrade und Frintrop, mit 5,2 Prozent bis 2025 weniger Einwohner ein als im Schnitt das gesamte Stadtgebiet mit 7,2 Prozent. Dagegen verlieren der Westen der Stadt, Altendorf und Holsterhausen, und der Norden, Altenessen und Vogelheim, absolut und prozentual die meisten Bewohner, über 10 000 Leute. Das sind bis zu 18 Prozent.