Für das „SubsTanz“ kam das alternative Party-Volk zur Essener Weststadthalle. Mehr als 300 Besucher genossen das Techno-Picknick, in der Nacht ging es Indoor weiter.
Essen.
Mächtig wummern die Bässe über die weite Wiese. Mehr als 300 Besucher lümmeln sich auf ihren Decken, den Blick gerichtet auf die bonbonfarbenen Drillinge der Weststadttürme, Zeichen für die Welt „da draußen“. Mit dem 1. „SubsTanz-Festival“ mit Open Air hat sich der grüne „Hinterhof“ der Weststadthalle in eine Insel der elektronischen Tanzkultur verwandelt, die man sonst nur selten zu Gesicht bekommt. Und das mitten in Essen.
Es ist Samstagnachmittag gegen 17 Uhr: Die Sonne knallt unbarmherzig vom Himmel, die raren Schattenplätze unter den Bäumen sind dicht bevölkert von den ersten rund 150 Besuchern. Auf der Tanzfläche wippen die Unerschütterlichen im Takt der noch weichen Beats, ein braun gebrannter Jüngling hopst unter seiner Afro-Bob-Perücke umher, fotografiert von seiner Freundin mit Indianerschmuck auf dem Kopf. Ein paar zufällig vorbeischlendernde Spaziergänger schauen interessiert zu. So langsam kommt der Tag ins Rollen.
Zweieinhalb Tonnen Technik und vier Tonnen Deko-Material
Stefan Rybarz sieht das gerne. Seit einem dreiviertel Jahr bastelt er am „SubsTanz“, dem großen Wurf mit Sonnenschein-Programm tagsüber und aufwendiger Party mit u.a. Drum’n’Bass, Techno und House auf drei Floors in der Weststadthalle zur Nachtzeit. Zusammengetrommelt hat der Mann, der aus der Techno-Hauptstadt des Ruhrgebiets Bochum kommt, alle möglichen Szene-Größen, Veranstalter, DJ’s, Deko-Künstler aus dem Revier, aus Oberhausen, Dortmund, Bochum und auch Essen. Zweieinhalb Tonnen Technik und vier Tonnen Deko-Material haben die vielen Helfer gut eineinhalb Tage lang für den großen Tag und die Nacht verbaut.
„Wir wollen ein unkommerzielles Event für die Party-Crowd machen. Der Gewinn wird unter den Teilnehmern verteilt“, berichtet Rybarz vom Konzept, dass er in Zukunft ein Mal pro Jahr umsetzen möchte. Nulltarif am Tag, nur sieben Euro in der Nacht liegen weit unter dem üblichen Marktpreis.
Vegane Hot-Dogs und Schminkstand
Hinzu kommt Liebe fürs Detail, ein kleiner Marktplatz mit veganen Hot-Dogs oder einem Schminkstand mit schwarzlichtaktiven Leuchtfarben bringen Farbe ins Spiel. Eine weitere Besonderheit des „SubsTanz“: Mit den Weststadthallen – hier hat Rybarz schon mehrere kleinere Veranstaltungen organisiert – hat er städtische Partner im Boot, die ihn kräftig unterstützen; eine höchst ungewöhnliche Kooperation in einer Szene, die eigentlich aus dem Underground kommt und sich mit Vorliebe an abgelegenen Plätzen oder in Clubs versammelt.
Denn die „Gemeinde“ die sich mittlerweile auf dem Rasen tummelt, gegen 19.30 Uhr sind sicherlich knapp 300 Gäste da, hat mit dem stylischen Elektro-Volk eines Smag-Open Airs am Seaside Beach nur am Rande zu tun. Goldige Glamour-Girls und tätowierte Bizeps-Pumper sind kaum zu finden, die Optik reicht von gemäßigt alternativ bis handelsüblich individuell. Mona (23) erzählt: „Es geht eben nicht um sehen und gesehen werden. Wir finden hier viele Bekannte und ein schönes Miteinander, ein bisschen wie in einer Familie.“ Mittlerweile sind die Beats härter geworden, die musikalische Dramaturgie nimmt langsam Kurs auf die Nacht. Ab 22 Uhr wird indoor gefeiert. Mona ist auf jeden Fall dabei.