Keine gewalttätige Randale, stattdessen Helm ab um 20.30 Uhr, und alle gehen brav nach Hause – so hatte sich die Polizei den Ausgang der Demo gewünscht. Und am Ende auch bekommen.
Wem das nun im Einzelnen zu verdanken war, blieb offen. Es machte jedenfalls, so meldete die Polizei am Wochenende, „sowohl in der libanesisch-türkisch-stämmigen Einwohnerschaft, als auch bei den polizeilichen Netzwerkpartnern“ ziemlichen Eindruck.
Doch den Beifall der Ordnungshüter für sich selbst konnte etwa das Duisburger Bündnis gegen Antisemitismus nicht teilen. Sie nannte das Eigenlob „bizarr“ und klagte, schon vor Beginn der Demo pro Israel „zweimal um mehr Schutz gebeten“ zu haben – vergeblich. Auf ihr Drängen seien gegen 20 Uhr die verbliebenen Teilnehmer der Kundgebung mit Bussen in Sicherheit gebracht worden. „Das es – unseres Wissens nach – keine Schwerverletzten gab, ist pures Glück.“
Dass die Polizei zumindest hie und da womöglich überrascht wurde, scheinen die im Internet massenhaft kursierenden Fotos und Videos zu beweisen, die zeigen, wie Polizeibeamte zahlreichen arabisch-stämmigen Demonstranten auf der Kettwiger hinterherspurtet. Die Empörung vieler Beobachter speist sich daneben zu einem Gutteil aber auch aus dem Umstand, dass die Polizei keine erkennbaren Anstalten machte, ungeheuerliche Provokationen zu unterbinden.
So mussten sich die Pro-Israel-Demonstranten ein in den Davidstern verschränktes Hakenkreuz ebenso gefallen lassen wie solche Formulierungen auf Plakaten: „Angeblich früher Opfer – heute selber Täter“. Ob es sich dabei nicht, so vermuteten Teilnehmer entsetzt, um einen Fall von strafbarer Leugnung des Holocausts handelte?
Für heftigen Streit sorgt die von der Essener Linksjugend „solid’“ organisierte Kundgebung gegen das Bombardement im Gaza-Streifen auch unter den Linken – und zwar bundesweit. „Dass im Vorfeld einer Veranstaltung, zu der auch Linke aufgerufen hatten, der Schutz jüdischer Einrichtungen verstärkt werden musste, dass auf und nach einer solchen Kundgebung antisemitische Parolen skandiert wurden, dass die Essener Alte Synagoge erklärtes Ziel israelfeindlicher Teilnehmer dieser Kundgebung war, dass Flaschen und Steine auf pro-israelische Demonstranten geworfen wurden – das alles beschämt mich zutiefst“, schrieb Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn. Der NRZ-Landesvorsitzende der Linken, Ralf Michalowsky, wies Höhns Kritik laut Tagesspiegel als „selektive Wahrnehmung der Welt“ zurück.
Wenn es nach der Beendigung der Kundgebung zu Problemen gekommen sei, „liegen diese vollständig im Verantwortungsbereich der Polizei“, so Michalowsky, der noch einem anderen Skandal auf der Spur ist: Auf der Pro-Israel-Demo habe ein Bundestagsabgeordneter das „völkerrechtswidrige Verhalten Israels gerechtfertigt.“
Es war Harald Petzold, Brandenburger Abgeordneter – seiner eigenen Partei.