Essen altert und wirbt daher seit geraumer Zeit um junge Familien und Studenten. Das Viererbündnis aus EBB, FDP, Grünen und CDU nimmt nun nicht die Jungen ins Visier, sondern die Alten: Sie sollen in Bewegung gebracht werden, damit sie lange selbstständig leben können. „Essener Senioren: aktiv und mobil“, lautet die Überschrift des Seniorenförderplans, der bis August Gestalt annehmen soll.
Schon jetzt sind 22 Prozent der Essener über 65 Jahre alt, schon jetzt umfassen die „Hilfen zur Pflege“ jährlich 60 Millionen Euro. Eine Summe, die mit dem demografischen Wandel weiter steigen wird – wenn man nicht gegensteuert. „Wir sollten den Menschen möglichst früh aktivierende Angebote machen“, meint CDU-Ratsfrau Jutta Eckenbach. Wer Sport treibe, soziale und kulturelle Interessen pflege, habe bessere Chancen, gesund zu bleiben und in der eigenen Wohnung zu leben. Das nutze dem einzelnen – und helfe auf Dauer, „kostenintensive Hilfen zur Pflege zu vermeiden“.
Das Argument dürfte auch den Kämmerer überzeugt haben, für das Programm erst einmal Geld in die Hand zu nehmen: 1 Prozent des Etats für Hilfen zur Pflege, also 600 000 Euro, sollen investiert werden, um neue Angebote für ältere und alte Menschen zu schaffen und bestehende zu vernetzten. Im Mittelpunkt steht dabei die Arbeit im Stadtteil: „Der Radius von Senioren wird kleiner, wir müssen in Pantoffel-Nähe tätig werden“, sagt die Grüne Christine Müller-Hechfellner. Viele Menschen seien mit dem Ausstieg aus dem Arbeitsleben und dem Verlust des Partners vereinsamt, sie zu erreichen, sei ein wichtiges Ziel des Förderplans.
Darüber hinaus wolle man auch Migranten gezielter ansprechen: Auch viele von ihnen seien nicht in einem fürsorglichen Familienverbund aufgehoben. Im Jahr 2020 werde sich diese Problematik für alle Senioren verschärfen, glaubt EBB-Ratsherr Lothar Wolbring: „Dann gehen starke Jahrgänge in Rente, denen wenige junge Menschen gegenüber stehen. Da müssen die Alten sich selbst organisieren.“ Fit gemacht werden sollen sie dafür möglichst als junge Alte: „Es ist ja nicht so, dass man ab einem bestimmten Alter zwangseingewiesen wird“, sagt Wolbring. Zwar sei ein Drittel der über 70-Jährigen pflegebedürftig, daneben gebe es viele aktive Senioren. „Denen müssen wir modernere Angebote machen“, fordert Barbara Rase (FDP).
Dabei wolle man auf die Expertise von Wohlfahrtsverbänden und Seniorenbeirat zurückgreifen, die bereits Angebote von der Sturzprophylaxe bis zu den Spaziergangs-Paten machen. Erfolgsformate wie das Seniorenkino in der Lichtburg seien dabei vielleicht ein Hinweis, dass sich der klassische Seniorenkaffee überlebt habe.