Die Entsorgungsbetriebe (EBE) sollen sich bei der Umsetzung eines Dekra-Gutachtens Zeit nehmen, empfiehlt die Stadt ihrer Tochter. Die Dekra hatte den EBE ein jährliches Einsparvolumen von 1,2 Millionen Euro attestiert. Dass die Stadt auf die Bremse tritt, provoziert Widerspruch.
Essen.
Zu teuer und nur wenig effizient – was die Dekra den Entsorgungsbetrieben Essen (EBE) da vor einigen Monaten in einem von der Stadt bestellten Gutachten schwarz auf weiß attestierte, las sich für die Verantwortlichen des städtischen Tochterunternehmens wenig schmeichelhaft. Zur Erinnerung: Ein Einsparvolumen von nicht weniger als 1,2 Millionen Euro pro Jahr hatte der Gutachter in den Werkstätten der EBE ausgemacht. Umso drängender stellte sich die Frage, welche Konsequenzen die Mutter Stadt denn aus dem Gutachten zu ziehen gedenkt. Die Antwort liegt nun auf dem Tisch: Mit dem Sparen hat es die Stadt nicht besonders eilig.
Das Gutachten, für das die Stadt einen hohen fünfstelligen Betrag bezahlt haben soll, wird demnach zwar nicht in der Schublade verschwinden. Die Verwaltung empfiehlt vielmehr, die Vorschläge des Gutachters sehr wohl umzusetzen. Nur möge man sich dafür Zeit nehmen. Sehr viel Zeit. Insgesamt bedürfe die Umsetzung „eines mehrjährigen Prozesses“. Über den Stand der Dinge möge die EBE-Geschäftsführung jeweils am Ende eines Geschäftsjahres berichten.
So etwas provoziert Widerspruch noch bevor der für Finanzen und städtische Beteiligungen zuständige Fachausschuss des Stadtrates sich in der kommenden Woche mit besagter Empfehlung befasst. Eine „Umsetzung in homöopathischen Dosen“ sei nicht das, was sich seine Fraktion vorgestellt habe, ätzt Thomas Kufen, Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion, in Richtung des Oberbürgermeisters, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Entsorgungsbetriebe ist.
Wechsel vom öffentlichen Dienst zu Remondis unbeliebt
Wie berichtet, hat die Dekra bei den EBE-Werkstätten eine „deutliche Lohnlastigkeit“ ausgemacht, was den Vorsitzenden des EBE-Betriebsrates auf die Palme brachte. Im Raum steht nun der Abbau von 19 Stellen. Die EBE zählt rund 900 Mitarbeiter. Betriebsbedingte Kündigungen hat OB Paß bekanntlich ausgeschlossen.
„Das bedingt eine gewisse Langsamkeit“, sagt Stadtkämmerer Lars-Martin Klieve, der sonst kein Geheimnis daraus macht, dass es seiner Ansicht nach mit dem Sparen zuweilen etwas schneller gehen könnte. Klieve spricht von praktikablen Vorschlägen, die Verwaltung sei aber für bessere offen.
Laut Vorlage kann die EBE Stellen nur auf dem Wege der natürlichen Fluktuation abbauen, indem sie frei werdende nicht wieder besetzt. Soweit zumutbar könnten Mitarbeiter in anderen Werkstätten beschäftigt werden: bei der Evag, oder – auf freiwilliger Basis – beim Mitgesellschafter Remondis. Die Bereitschaft vom öffentlichen Dienst zum ungeliebten privaten Miteigentümer zu wechseln, dürfte allerdings wohl gen null tendieren.