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Prozess zum Schrebergarten-Mord in Essen: Vater (63) saß blutüberströmt auf dem Sofa und streichelte den Familienhund

Prozess zum Schrebergarten-Mord in Essen: Vater (63) saß blutüberströmt auf dem Sofa und streichelte den Familienhund

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Foto: DER WESTEN
  • Im Dezember soll Markus M. seinen Vater und seine Oma in einer Gartenlaube getötet haben
  • Ermittler beschreiben den Horror-Anblick vom Tatort
  • Markus M. sagt nicht aus

Essen. 

Apathisch sitzt der alte Herr auf dem Sofa. Überall ist Blut. Rechts neben ihm: Ein Dalmatiner, der Familienhund. Der Vater des mutmaßlichen Täters Markus M. starrt geradeaus. Sein Gesicht ist zertrümmert. Er streichelt den Hund. Das Fell ist blutrot.

Es waren Bilder, die auch die Polizeibeamten bis ins Mark erschütterten. Am zweiten Prozesstag des Schrebergartenmordes in Essen-Katernberg zeigt sich, mit welcher Brutalität der mutmaßliche Täter Markus M. seinen Vater und seine Großmutter umgebracht haben soll.

Der Tatort: Die Kleingartensiedlung an der Grundstraße, einen Steinwurf von Gelsenkirchen entfernt. Ganz am Ende liegt Parzelle 8. Hier hatte es sich die Großmutter wohnlich gemacht: Großer Garten, Terrasse. Kleines Häuschen, 50 Quadratmeter groß. Wohnzimmer, kleine Kochnische, Bad, sogar ein Kamin.

Die Kleingartenanlage in Katernberg ist stockfinster

Am Tatabend ist von der Idylle nicht viel zu sehen. Es ist der 7. Dezember, eine kalte Nacht. Auf der Gartenanlage ist es stockfinster. Nur in Parzelle 8 brennt Licht.

Als sich die Polizeibeamten zusammen mit dem Richter, der Staatsanwältin und dem Verteidiger hunderte Fotos vom Tatort anschauen, bleibt Markus M. regungslos auf der Anklagebank sitzen. Sein Blick fokussiert einen Punkt am anderen Ende des Sitzungssaals.

Die Beamten werden in der Winternacht von der Mutter von Markus M. erwartet. Sie ist verwirrt, sagt nur immer wieder: „Der Markus war das.“ Gerade erst hatte sie ihren Mann und die Oma gefunden.

Bis zur Gartenlaube sind es 150 Meter. Keine Laterne beleuchtet den Weg. Der Notarzt ist auch bereits da – traut sich aber nicht zum Haus. Erst mit der Polizei setzt sich der Trupp in Bewegung.

Blut bis in die letzte Ecke gespritzt

Die Terrassentür zum Häuschen steht sperrangelweit auf. „Überall war Blut“, erinnert sich ein Polizist. Der Vater von Markus M. sitzt auf der Couch. Neben ihm der Dalmatiner. Er streichelt ihn selbst dann noch, als die Polizeibeamten ins Haus stürmen. Vom Täter ist nichts mehr zu sehen. Dafür Unordnung, soweit das Auge reicht: „Der Täter muss überaus brutal vorgegangen sein. Das Blut ist bis in die hinterste Ecke des Raumes gespritzt“, sagt eine Polizistin aus.

Auf dem Boden liegen auch Haarbüschel. Sie gehören dem zweiten Opfer. Der Oma von Markus M. Sie liegt bäuchlings vor der Kochnische. Ist bereits tot. Der Vater von Markus M. hat schwere Kopfverletzungen erlitten, stirbt im Mai dieses Jahres schließlich daran. Auf dem Boden unter Kippenstummeln, Bierflaschen und Papier liegt die Tatwaffe: Ein Messer.

Angeklagter verzichtet auf Aussage

Markus M. hat seine Parzelle direkt nebenan. Die Polizei nimmt die Fährte auf. Doch niemand ist zuhaus. Ein Spürhund wittert etwas. Der Fußweg wird hier zu einem Trampelpfad. Silber-schwarz liegt eine Batman-Maske auf dem Boden. Sie gehört dem Täter.

Eigentlich sollte am zweiten Prozesstag auch Markus M. seine Erinnerungen an die Dezembernacht schildern. So hatte er es beim ersten Verhandlungstermin angekündigt. Doch der Angeklagte schwieg. Sein eigentlicher Anwalt war am Dienstagmorgen verhindert. Wohl deshalb verzichtete er auf eine Aussage. Zumindest an diesem Tag.

Markus M. wird am 8. Dezember, einen Tag nach der Tat, in Dortmund geschnappt. In einem Industriegebiet in der Nordstadt schleicht jemand herum, versteckt sich immer wieder, erzählt ein Anrufer der Polizei. Ein Polizeihundeführer ist zufällig vor Ort. Er nimmt die Verfolgung auf.

Bei Festnahme sah Markus M. sehr müde aus

Wen er da auf dem Betriebsgelände findet, weiß der Polizist da noch nicht. In einen großen Laubhaufen, direkt zwischen einem Transformatorenhäuschen und einem Zaun hält sich Markus M. versteckt.

Als er erwischt wird, lässt sich Markus M. ohne Widerstand festnehmen. Legt sich auf den Boden. Ohne Protest. Später wird er abgeführt. Auch da fragt er nicht nach dem Grund für die Festnahme. Der Diensthundeführer erinnert sich vor Gericht genau an diesen Moment: „Der Angeklagte sah sehr müde aus.“

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