Rund um das Schonnebecker Übergangswohnheim für Asylanten an der Wengestraße brodelt die Volksseele. Um die 20 Nachbarn beschweren sich massiv über die Zustände vor Ort. Dabei waren Polizei und Stadtverwaltung bislang nicht untätig.
Essen-Schonnebeck.
„Unhaltbare Zustände“, nannte dies ein Anwohner in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung (BV) VI. Nachbarin Anja Viehoefer führt aus: „Es wird geklaut, es ist immer wieder sehr laut und auch sonst passieren dort so einige Dinge“, führt sie aus. Diese „Dinge“ sind vielfältig. Der Schonnebecker Ratsherr Siegfried Brandenburg (CDU) präzisiert: „Transporter kommen nachts, bringen alte Kühlschränke, Metalle und Kabel.“ Er geht von illegalen Aktivitäten aus.
Hotline für Anwohner beim Sozialamt
Der Stadt und der Polizei sind die Vorwürfe bekannt. Im Juni und im Juli haben sie im Heim, das von 47 Menschen aus Serbien, Mazedonien und aus dem Irak bewohnt wird, Razzien durchgeführt. Die Ergebnisse? So lala, sagt die Stadt: „Es gab Feststellungen von Personen – aber kein Vergleich zu dem, was wir bei anderen Razzien erlebt haben“, sagt Hartmut Peltz, Büroleiter im Sozialdezernat.
Seit Monaten haben er und seine Mitarbeiter den Vorgang auf dem Tisch. „Die Probleme der Anwohner sind uns bekannt und wir denken, dass wir darauf auch reagiert haben“, so Peltz. Am runden Tisch hätten sich Polizei und Ausländerbehörde auf ein Konzept für Heim und Umfeld verständigt. Seit rund einem Monat patrouilliert regelmäßig – nach Dienstschluss des Hausverwalters – in der Nacht sowie an Wochenenden und Feiertagen ein privater Sicherheitsdienst, der auf die Einhaltung der Hausordnung achtet, das Gelände kontrolliert und auch auf die Nachbarn zugehen soll. Eine Hotline für die Anwohner soll in Kürze beim Sozialamt eingerichtet werden. „Wir sind etwas erstaunt von dem aktuellen Anwohnerprotest. Wir haben seit zwei Monaten überhaupt keine neue Beschwerde mehr bekommen“, erläutert Peltz: „Wir nehmen die Leute doch ernst, aber für uns gehört das Heim zu den weniger problematischen.“
Nur unter massivem Protest einer Bürgerinitiative wurde das Heim Anfang der 1990er Jahre überhaupt erst errichtet.
Die auf zehn Jahre befristete Genehmigung wurde stillschweigend verlängert.
Das Heim ist wie jedes andere auch
Auch die Polizei hat keine dicke Beschwerdeakte zum Thema Wengestraße, zumindest nicht aus den vergangenen Monaten. „Seit August hatten wir drei Ruhestörungen, alle an einem warmen Augustwochenende. Das Heim ist nicht auffälliger, als andere auch“, so Polizeisprecher Lars Lindemann.
„Die Bürger haben resigniert“, erklärt sich Brandenburg die Beschwerdelage. Er fordert mehr Kontrollen vor Ort und mehr Einsatzzeiten für die zuständige Sozialarbeiterin: „Das wäre der erste Schritt.“ Hartmut Peltz vom Sozialdezernat befürchtet, das werde nicht unbedingt viel nützen: „Mein Eindruck ist, dass ein Teil der Beschwerden daher kommt, dass die Einrichtung vor Ort vom Grunde auf abgelehnt wird.“