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Kaum Gemüse oder Milch – Lebensmittel bei der Essener Tafel werden knapp

Kaum Obst oder Milch – Essener Tafel gehen Lebensmittel aus

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Tafel Foto: Knut Vahlensieck
Die Essener Tafel bezieht ihre Lebensmittel von Supermärkten. Diese haben inzwischen ein verbessertes Warensystem. So bleibt immer weniger übrig.

Essen. 

„Mögen Sie Pizza?“, fragt Ulla Beduhn und zeigt auf die Kühltruhe vor ihr, gefüllt mit Dutzenden Margarita-Pizzen. Die Frau auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches nickt und lacht: „Meinen Kindern wird das zwar gefallen, ich hätte aber eigentlich lieber Milch und Joghurt.“

Ausgabezeit bei der Essener Tafel am Wasserturm an der Steeler Straße. Mit einer großen Tasche steht die Mutter zweier Kinder mit anderen Bedürftigen in einer Schlange. Ein bisschen Joghurt, einen Vanillepudding, Milch, Blumenkohl und Tomaten möchte sie am liebsten mit nach Hause nehmen. Ulla Beduhn, die bei der Essener Tafel Lebensmittel verteilt, muss sie enttäuschen. „Das wird heute ganz schwer!“

Lebensmittel müssen gerecht verteilt werden

Von dem einen zu viel, von dem anderen zu wenig: Die Essener Tafel muss mit ihren Lebensmitteln momentan extrem haushalten, „Mit der geringen Menge kommen wir sonst einfach nicht bis zum Ende der Ausgabezeit hin“, sagt Ulla Beduhn. Schaut man auf die Tische in der Ausgabehalle, findet man zwar fast jede Obstart und jede Brotsorte. Die Menge aber ist es, die den Mitarbeitern der Tafel Sorgen macht. 240 Familien wollen schließlich mit vollen Taschen nach Hause ziehen.

Engpässe gibt es momentan bei Obst und Gemüse. Im Februar und März habe man einen Rückgang von 50 Prozent festgestellt. Mangelware sind auch Milchprodukte. Gerade mal drei Kisten mit Milch hat die Tafel bekommen, was etwa 30 Liter entspricht. Ein bisschen Margarine ist da, ein bisschen Joghurt, ein Dutzend Becher Schlagsahne.

Eine Familie mit mehreren Kindern, die schon eine Milchtüte eingesteckt hat, zeigt noch einmal auf die Buttermilch-Becher, versucht noch etwas zu ergattern.. „Nein, Sie haben schon“, sagt Ulla Beduhn. Sie muss konsequent bleiben, die Vorräte gut verwalten. „Natürlich will ich jedem eine Freude machen, aber ich muss die Lebensmittel auch gerecht verteilen.“

Märkte kalkulieren heutzutage viel besser

Am Mangel kann auch Jörg Sartor (Vorsitzender der Essener Tafel) nichts ändern. Die Tafel ist abhängig von den Supermärkten. „Aktuell ist Obst in den Läden ziemlich teuer. Die Nachfrage bei den Kunden ist dann nicht so groß“, so Sartor. Deshalb kaufe der ein oder andere Markt weniger ein, vermutet er.

Ein weiterer Grund ist der: Die Märkte kalkulieren heute viel genauer. Andreas Krämer, Sprecher der Rewe-Group (zu der neben Rewe auch Penny gehört) erklärt, dass die Warensysteme „viel ausgefeilter“ seien als noch vor Jahren. Technisch seien die Märkte „bestens gerüstet“. Der Marktleiter überprüfe am Abend den aktuellen Bestand in den Regalen, könne sofort die Zahl der verkauften Lebensmittel auf dem Tablet nachlesen und noch schnell die Bestellungen für den nächsten Tag machen. „Wir wollen das weniger nach Gefühl machen“, sagt Krämer. Möglichst keine Verluste machen, jeden Joghurt an den Mann bringen. Sogar Wetterberichte fließen in die Prognosen ein. Hohe Temperaturen heißt mehr Bier, mehr Grillfleisch.

Pizza für alle

Jörg Sartor kann und will den Supermärkten keinen Vorwurf machen. „Die stehen schließlich auf, um zu verkaufen und nicht, um die Tafel zu beliefern.“ Zwischen 98 und 99 Prozent der eingekauften Ware gehe bei der Rewe-Group letztlich an den Kunden, sagt Krämer.

Ein Glück für die Tafel, dass es trotz besserer Technik hin und wieder einige Pannen gibt – wie bei den Pizzen. Diese verlieren in der nächsten Woche die Haltbarkeit, sind erst gar nicht in die Läden gekommen. 10.000 Pizzen kann Sartor nun rausgeben. „Das ist wirklich eine Ausnahme.“