- Essener Tiertafel verschenkt Futter
- Dieses kommt nur aus Spenden
- Zwei Mal im Monat ist Ausgabe
Essen.
Es wimmelt vor Menschen in dem engen Raum an der Krayer Straße 35 in Essen. An der einen Wand steht ein Schreibtisch, dort sitzen zwei Frauen und geben Zettel an die Wartenden aus, die sich brav anstellen. Auf der anderen Seite: Noch ein Tisch, zwei andere Frauen. Sie nehmen die Zettel von den Kunden an, schauen auf die Mengenangabe: Fünf Kilo Trockenfutter, Fünf Kilo Nassfutter und ein paar Leckerlies. Endlich gibt es wieder genug Futter für die Fellnase zuhause. Die Essener Tiertafel sorgt dafür.
Die junge Frau steht hier nicht gern. Sie möchte auch nicht erkannt werden, zu peinlich ist es ihr, dass sie am Ende des Monats nicht mehr genug Geld hat, um ihrem Hund genug Futter zu kaufen. Die Frau bekommt von den Mitarbeiterinnen Kim (22) und Daniela (37) mehrere Dosen Hundefutter und eine abgepackte Plastiktüte mit Trockenfutter.
Dann verlässt sie schnell die Tiertafel. Andere sehen es nicht so eng. Vor der Tür wartet Martin (Name v. d. Red. geändert). Er ist Mitte Zwanzig und holt auch für seinen Hund Futter. „Ich habe einen Job, aber mit dem Geld komme ich nicht weit. Meinen Hund habe ich schon lange, schon als ich noch genug Geld hatte. Die Miete wurde aber erhöht, die Lebensmittel werden teurer, ich bin auf Kurzarbeit. Irgendwie muss man sich ja weiterhelfen.“
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Und dafür gibt es die Essener Tiertafel. 2016 wurde sie gegründet, mittlerweile zählt die Tiertafel über 100 Kunden. Die meisten von ihnen haben Katzen, dann kommen Hunde, Nager und Vögel.
Sandra Lachmann (45) ist Vorsitzende der Tafel. Für sie ist es wichtig, dass die Menschen, die für ihre Tiere kommen, sich willkommen fühlen.
Denn sie weiß, dass die Menschen eher selbst weniger essen, als ihre Tiere hungern zu lassen. Eine spezielle Geschichte hat sie besonders berührt.
Ältere Damen hat gehungert, um ihr Tier füttern zu können
„Eine ältere Dame hat am Ende des Monats immer nur noch trockene Nudeln gegessen, damit ihr Tier genug Futter hatte. Das Geld war einfach zu knapp, um beide ausreichend zu versorgen.“
Als sie das erste Mal in der Tiertafel stand, hat sie geweint, erzählt Lachmann, „’Jetzt könne sie sich auch mal wieder ein Kotelett gönnen am Ende des Monats‘ hat sie gesagt und dabei geweint.“
Das Futter für die Tiertafel kommt komplett aus Spenden. In zahlreichen Geschäften (Blumenläden, Friseursalons, Zoohandlungen) stehen Sammelstellen, in denen jeder Futterspenden abgeben kann. „Aber bitte nur verschlossene Nahrung. Offenes Futter können wir leider nicht verwenden.“
Spenden sind immer gern gesehen
Natürlich können Spender auch jederzeit anrufen und Futter, Spielzeug oder Streu für Nager vorbeibringen. Wenn der Liebling eingeschläfert werden muss zum Beispiel, dann seien oftmals noch viele Dosen Futter zu Hause.
„Die nehmen wir natürlich gerne an, bevor sie weggeworfen werden“, sagt Lachmann.
Voraussetzungen, wer Futter abholen kann
Natürlich gibt es bestimmte Voraussetzungen, wer hier Futter abholen kann. Die Tiertafel braucht Nachweise über die Bedürftigkeit. Einen Hartz IV oder Rentenbescheid zum Beispiel. Aber auch Impfausweise der Tiere oder Kaufverträge.
„Wir wollen ja den Bedürftigen helfen, die es wirklich nötig haben“, erklärt Lachmann.
Die Ausgabe ist immer am dritten Montag und dritten Mittwoch eines Monats. Das hat einen ganz simplen Grund: „Am Anfang des Monats haben die Bedürftigen noch genug Geld. Das wird erst ab der Hälfte knapp und irgendwann reicht es dann gar nicht mehr.“