- Aufnahme-Stopp für Ausländer bei der Tafel wirft weitere Fragen nach Armut in Essen auf
- Wie viele Hartz-IV-Empfänger gibt es in der Stadt?
- Hier kannst du dir mit einer Grafik einen Überblick nach Stadtteilen verschaffen
Essen.
Nach dem Aufnahme-Stopp für Ausländer bei der Essener Tafel ist eine neue Diskussion über Armut in der Stadt entbrannt. Auch in der Diskussionsrunde des Talkformats „Hart aber Fair“ nahmen sich die Gäste dem Thema an. Dort tauchte in einem Beitrag die Zahl von 102.000 Hartz-IV-Empfängern in Essen auf.
Auch Sozialdezernent Peter Renzel hatte die Zahl 100.000 zuvor in den Raum geworfen. Doch leben tatsächlich so viele Bürger der Stadt nur von Hartz-IV?
„In Essen leben rund 100.000 Personen von Leistungen der Grundsicherung“
Auf seiner Facebook-Seite schreibt Renzel: „In Essen leben rund 100.000 Personen von Leistungen der Grundsicherung. Und diese Grundsicherung ist eben eine solche (..).“
Sind es tatsächlich so viele Essener? Und in welchen Stadtteilen leben die meisten Hartz-IV- Empfänger? DER WESTEN hat die aktuellsten Zahlen recherchiert.
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107.769 Personen in Essen
Tatsächlich beziehen in Essen 107.769 Personen Leistungen nach Hartz IV. Jeder sechste Essener ist somit auf staatliche Hilfe angewiesen.
„Zu SGB 2 gehören die existenzsichernden Leistungen: Das Arbeitslosengeld II und das Sozialgeld. Außerdem gibt es noch das SGB 12, darunter verstehen wir Leistungsbezieher, die nicht erwerbsfähig sein können und zum Beispiel eine Erwerbsminderungsrente bekommen,“ sagt Isabel Razanica von der Stadt Essen gegenüber DER WESTEN.
Altendorf und Frohnhausen: Spitzenreiter bei den Stadtteilen
In der Übersicht zu den Stadtteilen der Hartz-IV-Empfänger im Essener Stadtgebiet wird das bekannte Nord-Süd-Gefälle der Stadt überdeutlich. Denn: Im Norden leben wesentlich mehr Empfänger der Grundsicherung als im Süden der Stadt.
Das sieht man in der Grafik auch an den beiden Spitzenreitern: Altendorf mit 8.182 und Frohnhausen mit 6.894 Empfängern der Grundsicherung. Hier leben die meisten Hartz-IV-Empfänger in Essen. In Frohnhausen ist das gemessen an der Bevölkerung jede fünfte Person. In Altendorf sogar jeder dritte Einwohner.
Zum Vergleich: Im wohlhabenden südlich gelegenen Stadtteil Bredeney bekommt nur jede 35. Person Sozialleistungen.
Diese Karte zeigt dir, in welchen Stadtteilen die meisten Hartz IV- Empfänger leben
Diese interaktive Stadtkarte zeigt dir im Detail, in welchen Stadtteilen die meisten Hartz- IV-Empfänger in Essen leben.
Du kannst am PC mit deiner Maus, oder an deinem Smartphone mit dem Finger über den jeweiligen Stadtteil gehen: Dann werden dir die genauen und aktuellsten Zahlen angezeigt.
Leistungen für Asylbewerber laufen separat
Asylbewerber bekommen zwar auch Unterstützung vom Staat: Jedoch bestreiten sie ihren Lebensunterhalt nicht mit den gleichen Hartz-IV-Leistungen. „Asylbewerber bekommen nur Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, das läuft also komplett separat. Anspruch auf Arbeitslosengeld II hat der Asylbewerber in Deutschland erst, wenn sein Asylverfahren vollständig abgeschlossen ist und genehmigt wurde,“ so Razanica von der Stadt Essen.
Das heißt: Asylbewerber sind in dieser Zahl mehrheitlich gar nicht enthalten.
Dortmund liefert ähnliche Zahl
Aber leben in Essen im Vergleich zu anderen Ruhrgebietsstädten besonders viele Hartz-IV-Empfänger? In der Ruhrpott-Großstadt Dortmund leben mit 580.511 Einwohnern nur geringfügig mehr Menschen als in Essen (573.784). Doch auch hier beziehen laut dem Jobcenter derzeit 103.945 Dortmunder die Grundsicherung. Das ist also wie in Essen jeder sechste Bürger.
Vergleich: Düsseldorf im unteren Mittelfeld
In Düsseldorf ist die Quote deutlich geringer. „In Düsseldorf haben wir 62.000 Personen, die auf die Leistungen nach beiden Sozialgesetzbüchern, also auf die Grundsicherung angewiesen sind,“ sagt Jürgen Hennigfeld vom Jobcenter Düsseldorf. Das ist jeder Zehnte.
„Mit dieser Zahl bewegen wir uns im Vergleich mit anderen Großstädten im unteren Mittelfeld,“ so Hennigfeld.