Gauck verbeugt sich an Gustav Heinemanns Grab in Essen
Joachim Gauck besuchte in Essen das Grab Gustav Heinemanns – und würdigte ihn als Vorbild. Heinemann war Essens Bürgermeister, später Bundespräsident.
Essen.
Auf Pomp, Gepränge und große Auftritte legte er keinen Wert. Für die Menschen war Gustav Heinemann während seiner Amtszeit 1969 bis 1974 der „Bürgerpräsident“, der die Herzen der Menschen bewegen konnte – freundlich, zugewandt, ein überzeugter Demokrat und Pazifist. Auch als Bürgermeister von Essen (1946 bis 1949) versuchte er die Not der Bevölkerung in der vom Krieg zerstörten Stadt zu lindern.
Wie Heinemann sucht auch der amtierende Bundespräsident Joachim Gauck die Nähe der Bürger, setzt sich ein für Frieden, Erinnerung und Aussöhnung. Ein Besuch am Grab Heinemanns, der vor 40 Jahren auf dem Essener Parkfriedhof bestattet wurde, war da für Gauck bei seinem Aufenthalt in der Stadt beinahe Pflicht.
Heinemann-Tochter Christina Rau verfolgte die Zeremonie
Gauck begrüßte die Angehörigen, die in der ersten Reihe der Trauerhalle Platz genommen hatten. Die älteste Tochter Uta Ranke-Heinemann saß dort, neben Barbara, drittes Kind von Hilda und Gustav Heinemann, auch Sohn Peter. Ganz in Schwarz gekleidet verfolgte Christina Rau die Zeremonie, Tochter von Heinemanns zweitem Kind Christa und Witwe des verstorbenen Bundespräsidenten Johannes Rau.
Gauck würdigte Gustav Heinemann als „politisches Vorbild und großen Demokraten“, der sich in seinem politischen Handeln stets von seinem Glauben und seinen Werten habe leiten lassen. Große Glaubwürdigkeit habe er sich erworben als Mitglied der Bekennenden Kirche in der Nazizeit sowie durch sein Eintreten gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands. Aus Protest gegen diese Politik des damaligen Kanzlers Konrad Adenauer war Heinemann 1952 aus der CDU ausgetreten.
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft fand am Pult persönliche Worte der Anteilnahme. Sie erinnere sich daran, wie groß die Trauer in ihrer Familie über den Tod Heinemanns gewesen war. „Menschen wie ihm ist es zu verdanken, dass aus Deutschland eine stabile Demokratie wurde“, sagte sie.
Am Schluss sagte Gauck: „So, nun lasst uns gemeinsam zum Grab gehen – und stellen wir uns dabei vor, wie sehr sich Gustav Heinemann darüber gefreut hätte, was aus Deutschland geworden ist.“