Ulrich Radtke ist empört über das Vorgehen von 15 großen deutschen Universitäten, die sich im Kampf um knappe Gelder zum Verbund „German U 15“ zusammengeschlossen haben. Ziel ist eine bessere Ausgangsposition im Kampf um die knappen Mittel – zu Lasten der kleineren Hochschulen, kritisiert Radtke.
Essen.
Das bringt die kleineren und jüngeren Hochschulen auf die Palme: 15 große Universitäten Deutschlands haben sich zu dem Verbund „German U 15“ zusammengeschlossen und beanspruchen eine Führungsrolle.
Ihr Ziel ist es, einen direkteren Draht zur Politik zu bekommen und bei der Verteilung der Mittel künftig bevorzugt zu werden. Bei einer Neuordnung der Hochschulfinanzierung nach Ende der Exzellenzinitiative 2017 müssten „die besonders leistungsfähigen Hochschulen hervorgehoben“ werden, sagte ein U 15-Sprecher. In NRW gehören Bonn, Köln und Münster zu der illustren Runde. Alle anderen Hochschulen, auch im Ruhrgebiet, fühlen sich brüskiert.
Gegen die Bildung von Clubs und Kartellen
In einem offenen Brief an die Hochschulrektorenkonferenz, ein Gremium aller Universitätsrektoren, macht Prof. Ulrich Radtke, Rektor der Universität Duisburg-Essen, seinem Unmut in deutlichen Worten Luft: Eine Gruppe „akademischer Scheinriesen“ versuche, „die Spitze im Kampf um die Futtertröge einzunehmen“, schreibt Radtke. Dabei seien die Ausgrenzungskriterien beliebig: „Die Größten wollen die Stärksten und zugleich Besten sein.“ In Anlehnung an die Bankenkrise sei bereits von „systemrelevanten Hochschulen“ die Rede. „Prestigegewinn durch Selbstermächtigung“, nennt Radtke dies.
Uni Duisburg-EssenDie Bildung solcher „Clubs und Kartelle“ hält er für gefährlich. Sie seien leistungsfeindlich und behinderten den akademischen Wettbewerb. „Will man das künstliche Konstrukt einer universitären Ober- und Unterschicht erreichen? Vor dem Hintergrund, dass für den gesamten Hochschulsektor viel zu wenig Geld zur Verfügung steht, ist das fatal.“ Übrig bleibe gegenüber den „freihändig festgestellten Eliten“ eine Schar unterfinanzierter „Verlierer“. Radtke: „Das ist ebenso unerträglich wie unproduktiv.“
Schwelender Machtkampf der Unis
Dem Rektor der jüngsten großen Universität der Republik – seit der Fusion der Unis Duisburg und Essen sind erst zehn Jahre vergangen – ist klar, dass er sich dem Vorwurf der Missgunst aussetzen könnte. Dies sei aber nicht sein Motiv: „Es muss erlaubt sein, auf die große Gefahr hinzuweisen.“ Mit Radtkes Brief wurde der bislang hinter den Kulissen schwelende Machtkampf öffentlich. Der Streit könnte die Hochschullandschaft entzweien.