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Essen: So verrückt geht's beim Lachyoga zu

Essen: So verrückt geht's beim Lachyoga zu

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Foto: Sebastian Konopka / WAZ FotoPool

Essen. 

Ein wenig mulmig ist mir schon, als ich den Grugapark in Essen betrete. Denn heute treffe ich mich nicht auf ein Bier mit Freunden auf der Wiese.

Ich will herausfinden, wieso dort jeden Montag eine Menschengruppe lauthals wie auf Kommando lacht. Ich gehe zum Lachyoga, das wöchentlich am Pavillon im Grugapark Essen stattfindet.

Essen: Lachen ohne Hemmungen im Grugapark

Um kurz nach sechs haben sich dort etwa 20 mir wildfremde Menschen jeden Alters versammelt, stehen im Kreis, schauen erwartungsvoll in die Runde.

„Lachen ist die beste Medizin“, das sagt nicht nur der Volksmund, sondern auch Kursleiter Christof Arnold, auch bekannt unter dem Künstlernamen Trio Chrio. Und dann geht’s schon mit der ersten Übung los. Die Teilnehmer sollen sich mit einem breiten Grinsen und Handschlag begrüßen. Für einige reicht schon die erste Begegnung, um in lautes Lachen auszubrechen.

Lachen auf Kommando ist gar nicht so leicht

Ich habe da noch Hemmungen, wundere mich aber zugleich über die Leichtigkeit, mit der einige der Lachyogis schon jetzt grundlos und lauthals lachen.

Arnold kann meine Hemmungen gut verstehen. „Als Kinder haben wir über alles mögliche gegluckst. Mit der Zeit wurde einem das leider aberzogen, impulsiv zu lachen“, erklärt er. Durch die Sozialisierung entwickele man ein Gespür dafür, worüber man überhaupt lachen dürfe und worüber nicht.

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„Außerdem haben alle die negative Erfahrung des Ausgelacht-Werdens gemacht. Und deswegen machen viele innerlich zu. Diese Blockaden kann man hier wieder lösen. Die Angst vor der Bewertung ausschalten“, das wünscht sich Arnold für die Anwesenden.

Albern sein in Gesellschaft

Nach einigen Handschlägen wird dann auch mein Grinsen wie von selbst immer breiter, das meiner Gegenüber auch, und dann steckt das Lachen einer Frau tatsächlich an. Ich lache mit – völlig ohne Grund. Einfach deshalb, weil wir uns gegenseitig angestrahlt haben.

Wir stellen uns während dieser Stunde Lachyoga noch etliche Male im Kreis auf, machen verschiedene Übungen, testen zum Beispiel verschiedene Vokale.

Haha, hoho, huhu – „Finde heraus, wie dein Lachen klingt“, sagt Arnold in die Runde. Wir beginnen gemeinsam ganz langsam und leise mit einem „hehe“, werden dann immer lauter. Klingt albern, ist es auch – und es funktioniert.

Plötzlich lache auch ich Tränen

Plötzlich lachen aus vollem Halse 20 erwachsene Menschen, ohne ersichtlichen Grund. Es muss wirklich ein ulkiges Bild abgeben für alle anderen Besucher der Gruga, die uns mit neugierigen Blicken beobachten.

Und dann lache ich mit, weil sich das ganz natürlich anfühlt. An irgendeinem Punkt kommen mir sogar die Tränen vor Lachen. Plötzlich ist es kinderleicht.

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In der Gruppe lacht es sich leichter

Diese fremden Menschen kommen zusammen und begegnen sich gegenseitig mit Wohlwollen. Und genau darum geht’s. „Solange ich mit jemandem lachen kann, schlagen wir uns nicht die Köpfe ein“, sagt Arnold.

Es sei dieses „Gruppending“, was uns zum Lachen bringe. Natürlich könne man jede Übung auch allein zuhause machen. In der Gruppe lache es sich aber viel leichter – solange man bereit ist, sich darauf einzulassen.

„Das kann doch keinen Spaß machen!“

Rund 60 Minuten später ist meine erste Lachyoga-Stunde vorbei. „So ein Quatsch“, sagt eine ältere Frau später zu mir. Sie habe das seltsame Gelächter vom Pavillion gehört und unsere Gruppe eine Zeit lang beobachtet. „Alle Lachen auf Kommando. Das kann doch nicht wirklich Spaß machen. Da lache ich lieber spontan“, erklärt sie mir.

Darüber kann ich nur schmunzeln. Probieren geht über Studieren. (vh)