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Essen: Krupp-Familie beklagt sich über Chaos beim Konzern

Essen: Krupp-Familie beklagt sich über Chaos beim Konzern

Eckbert Georg Klaus von Bohlen und Halbach
Der Unternehmer Eckbert Georg Klaus von Bohlen und Halbach ist der Enkel von Bertha Krupp. Foto: Ulrich von Born/ FUNKE Foto Services

Essen. 

Die Nachfahren von Friedrich Krupp haben sich lange rausgehalten, doch nun erhebt der Familienrat im Interview mit dem Handelsblatt schwere Vorwürfe gegenüber der Krupp-Stiftung, da diese das Chaos im Konzern nicht verhindert haben soll.

Während der schweren Krise Thyssen-Krupps und nach dem Ausstieg des CEOs sowie des Aufsichtsratschefs, hüllt sich auch der Vorsitzende der Stiftung weiter in Schweigen.

Familienrat müsste Stiftung beraten

Diana Friz, Friedrich und Eckbert von Bohlen und Halbach besitzen zwar keine nennenswerten Anteile an Thyssen-Krupp – die Stiftung hingegen 21 Prozent – jedoch repräsentieren sie den Familienrat, der vor der Stiftung 1943 gegründet wurde.

Die Idee sei es gewesen eine Familienstiftung zu errichten, die das Unternehmen erbt, und der der Älteste vorsteht. Die Stiftung sollte jedoch gleichzeitig Rechenschaft im Familienrat ablegen, so Friedrich von Bohlen im Gespräch mit der Zeitung: „Nach heutigen Maßstäben müsste der Familienrat eigentlich die Stiftung beraten, die ja seit dem Tod unseres Onkels die Position des Inhabers eingenommen hat.“

Zudem kritisiert der Familienrat, dass die Stiftung ihrer Aufgabe im unternehmerischen Sinne nicht nachkäme und keine klare Haltung zu erkennen sei. Laut Friedrich von Bohlen und Halbach sei das der Zusammensetzung in der Stiftung geschuldet: „Das Kuratorium müsste unternehmerischer und zeitgemäßer auf die Chancen und Herausforderungen reagieren. Hier bräuchte die Stiftung mehr unternehmerische Kompetenz.“ Diese sollte ja eigentlich aus dem Familienrat kommen, so von Bohlen und Halbach.

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Zudem sei die weitere Aufgabe der Stiftung, die Förderung von sozialen Projekten, nicht mehr ortsgebunden genug. „Wir haben den Eindruck, dass viele geförderte Projekte der Stiftung keinen Bezug mehr zu den Mitarbeitern und der Region haben“, so Diana Friz gegenüber der Zeitung.

Friedrich von Bohlen und Halbach findet noch deutlichere Worte: „Es fehlt überall der Fokus – unternehmerisch, strategisch, in der Vergabe der Mittel, in der Diskussion und Wahrnehmung über die eigenen Stärken. Die Frage nach der ‚Einheit des Unternehmens‘ ist auch die Frage nach dem Fokus.“

Familienmitglieder wären gerne aktiv in der Stiftung

Die bedeute jedoch nicht, dass Thyssen-Krupp weiterhin nur Stahl oder Aufzüge produzieren müsste, um die Einheit zu erhalten, sondern dass die Stiftung auch aus der Offensive komme und sich damit an die Spitze des Unternehmens setzen solle, sagt Friz im Interview. Dadurch, dass die Haltung der Stiftung nicht stark genug sei, würde sie sich blamieren, so Friz.

Laut Eckbert von Bohlen und Halbach müsse die Stiftung mit mehr Kompetenz ausgestattet werden – die Familienmitglieder würden dazu auch gerne beitragen.

Friedrich von Bohlen und Halbach: „Wenn man das Konzept des Familienrats zu Ende denkt, wären wir ein Beirat für die Stiftung.“