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Essen: Darum stehen SIE jede Woche in der Innenstadt – „Wir können einfach nicht anders“

Essen: Darum stehen SIE jede Woche in der Innenstadt – „Wir können einfach nicht anders“

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Fairsorger Essen: Ehrenamtliche Hilfe in der Innenstadt

Essen: Darum stehen SIE jede Woche in der Innenstadt – „Wir können einfach nicht anders“

Fairsorger Essen: Ehrenamtliche Hilfe in der Innenstadt

Seit 2016 versorgen die Fairsorger an drei Tagen in der Woche Bedürftige in der Innenstadt in Essen.

Essen. 

Wer am Abend schon einmal durch den nördlichen Teil der Innenstadt in Essen gelaufen ist, dem ist der Menschenandrang an der St. Gertrudkirche vielleicht schon einmal aufgefallen.

Drei Mal in der Woche stehen hier bis zu 100 Menschen an, um warmes Essen, Getränke, Kleidung und Hygieneartikel zu erhalten. Ermöglicht wird dies durch den Verein Fairsorger Essen. Wir haben die ehrenamtlichen Helfer einen Abend lang begleitet.

Essen: Sie stehen bei jedem Wetter dort

Es ist kalt am Montagabend. Doch das hält hier niemanden davon ab, mit anzupacken. „Wir stehen immer hier, egal wie schlimm das Wetter ist“, sagt Ingrid Steinhauer-Sarr. Sie ist erste Vorsitzende der Fairsorger Essen und eines der Gründungsmitglieder.

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Den Verein in seiner jetzigen Form gibt es seit Mai 2016. Etwa 30 bis 35 Mitglieder sind darin organisiert. Zuvor hatten sich die Mitglieder lose über Facebook-Gruppen organisiert. Damals war man ebenfalls montags, mittwochs und freitags unterwegs, noch mit Suppenfahrrad. Heute gibt es einen festen Standort, die Tage sind geblieben. Das Team besteht ausschließlich aus Ehrenamtlichen: vom Studenten bis zum Rentner eine bunt gemischte Truppe.

Der Ablauf an den Abenden ist inzwischen Routine: Um 18 Uhr treffen sie sich am Lager des Vereins. Dort werden die Kofferräume gefüllt, bis es um 18.30 Uhr in Richtung der Kirche geht. Auf mehreren Biertischen wird alles, was vorher im Kofferraum landete, aufgebaut und aufgereiht.

Bis zu 100 Personen warten auf die Ausgabe

Schon zehn Minuten, bevor es mit der Verteilung losgeht, versammeln sich die ersten Hungrigen um die aufgestellten Tische. Sehnsüchtig warten sie auf warme Suppe, Brot oder einen Kaffee. An diesem Montag gibt es zudem frisches Obst und etwas Süßes. Um 19 Uhr beginnt die Verteilung.

„Wir bedienen hier mindestens 70 Personen, manchmal auch bis zu 100“, erklärt Ingrid Steinhauer-Sarr. Die Zahl sei dabei in den vergangenen Jahren stark gestiegen: „Vor etwa zwei Jahren haben wir im Schnitt noch 35 Personen versorgt.“ Gerade am Monatsende werden es viele. „Da stehen sie bis runter die Treppen an der Kirche an“, verdeutlicht Vereinsmitglied Bernd. Seine Partnerin Ursula hat die Suppe an diesem Abend gekocht.

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Ohne Spenden wäre das Engagement der Helfer in Essen nicht möglich. Lebensmittel kommen von der Tafel, Supermärkten, Restaurants und Bäckereien, werden von Fahrdiensten abgeholt. Verteilt wird es in buntem Plastikgeschirr. „Wir hatten früher mal Einweggeschirr, aber so ist es natürlich deutlich nachhaltiger“, erzählt die Vorsitzende.

„Essen und Trinken ist der Türöffner für die Seele“

Das warme Essen ist aber nur ein Teil der Arbeit. Es geht auch um Gespräche. Darum, Menschen ein offenes Ohr und etwas Zeit zu schenken, denen sonst kaum jemand zuhört. „Essen und Trinken ist der Türöffner für die Seele. Wer mit uns sprechen möchte, kann zu uns kommen“, sagt sie.

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Auch Menschen, die den Absprung von der Straße geschafft haben, kämen immer wieder vorbei. „Wir sind für einige sicher ein bisschen Familienersatz. Bei einigen Jüngeren vielleicht auch so etwas wie Mama-Ersatz“, berichtet Ingrid Steinhauer-Sarr.

Diesmal ist es ruhiger – es ist Monatsanfang und Weihnachtszeit. Da seien die Passanten in der Stadt großzügiger mit ihren Spenden, wodurch weniger Menschen auf das Angebot der Fairsorger zurückgreifen würden.

Menschen verlassen sich auf die Helfer

„Jeder der sagt: ‚Ich bin bedürftig‘, darf zu uns kommen. Eine Prüfung führen wir nicht durch“, stellt Steinhauer-Sarr klar. „Wenn wir aber glauben, dass jemand nicht unbedingt zu unseren Gästen gehört, sprechen wir ihn an. “ Die Bedürftigen, für die Fairsorger sind es ihre Gäste. Die meisten kennen sie mit Namen.

Unter diesen Gästen ist auch Carsten. Seit einem Monat lebt er auf der Straße, verlor gemeinsam mit seinem Bruder die Wohnung. Für ihn sind die Fairsorger mehr als nur eine warme Mahlzeit am Abend. „Das Angebot hilft mir ungemein bei meinem Leben auf der Straße. Die Leute sind auch einfach unglaublich freundlich. Sie helfen uns, wo sie nur können, beispielsweise bei der Wohnungssuche.“

Das Leben auf der Straße sei anstrengend. Wenig Schlaf, selbst für Kleinigkeiten wie eine frische Dusche ist man auf die Hilfe anderer angewiesen. Bei seinem Weg von der Straße baut er auch auf die Hilfe des Essener Vereins. Eine Unterstützung, auf die sich viele auf der Straße verlassen.

Noch nie fiel eine Tour aus

„In all den Jahren mussten wir noch nie eine Tour ausfallen lassen. Selbst an Heiligabend standen wir vergangenes Jahr hier“, erzählt die Vorsitzende des Vereins stolz.

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Wenn auch du den Verein bei seiner Arbeit unterstützen willst, kannst du das über verschiedene Wege tun:

  • Sachspenden können montags und mittwochs ab 18:45 Uhr an die St. Gertrudkirche gebracht werden
  • Auf Facebook hat die Gruppe eine Bedarfsliste erstellt, was gerade benötigt wird >>> Bedarfsliste
  • Finanzielle Spenden können auf das Spendenkonto überwiesen werden
  • Über eine Fördermitgliedschaft kannst du einen monatlichen Betrag spenden
  • Wenn du organisatorisch oder beim Verteilen mithelfen willst, komm abends vorbei oder melde dich bei den Fairsorgern

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Es gibt ein Karteikartensystem, in dem genau nachgehalten wird, welcher Gast zu welchem Zeitpunkt welche Spende erhalten hat. 600 Personen umfasst das Register. „Wir haben unsere Erfahrungen gemacht und aus unseren Fehlern der Anfangszeit gelernt“, so Steinhauer-Sarr.

Es ist mehr als nur Ehrenamt

„Es ist mehr als nur ein Ehrenamt. Es ist auch für uns eine gemeinsame Zeit und ein Zusammensein“, beschreibt sie. Freitags setzte man sich zum Beispiel nach den Touren öfter noch in der Kneipe zusammen.

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Auch außerhalb der drei Abende in der Woche, an denen sie an der St. Gertrudkirche stehen, bleibe dieser innere Drang zu helfen.

„Wir können einfach nicht anders. Wenn ich durch die Stadt gehe und jemanden sehe, der einen Schlafsack braucht, dann laufe ich ins Lager und hole ihm einen. Den Schlüssel habe ich immer dabei. Das geht uns allen so“, schließt Steinhauer-Sarr.