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Essen: Massaker an Schule vereitelt – Jugendlicher packt aus

Die Polizei hat im Mai ein Blutbad am Don Bosco Gymnasium in Essen verhindert. Jetzt startet der Prozess gegen terrorverdächtigen Jugendlichen.

Essen
© IMAGO / Sven Simon

Hass im Netz

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Im Mai dieses Jahres ist die Stadt Essen nur knapp einer Katastrophe entgangen. Ein damals 16-Jähriger soll seinerzeit wild entschlossen gewesen sein, einen Anschlag auf seine Schule (Don Bosco Gymnasium) verüben zu wollen. Spezialeinheiten (SEK) stürmten in den frühen Morgenstunden des 12. Mai die Wohnung seiner Eltern in Essen.

Im Kinderzimmer des mittlerweile 17-Jährigen sollten die Beamten erschreckende Entdeckungen machen. So stießen Ermittler in der Dachgeschoss-Wohnung nicht nur auf ausländerfeindliche und rechtsextreme Schriften, sondern auch auf Material zum Bau von Rohrbomben. Am Freitag (9. Dezember) hat nun der Prozess gegen den terrorverdächtigen Jugendlichen vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf begonnen. Schon vor Beginn der Verhandlung hat die Verteidigung bereits die wichtigste Frage beantwortet.

Essen: Anschläge auf Schule geplant – Jugendlicher packt aus

So verriet Rechtsanwalt Andreas Wieser, dass sein Mandant geständig sein werde. Dem Verteidiger des minderjährigen Angeklagten fordert, dass im Prozess die Hintergründe der Anschlagspläne genau aufgedröselt werden. „Mir ist wichtig, dass man bei einem so jungen Menschen genau hinguckt“, sagte der Strafverteidiger der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Es seien einige Faktoren zusammengekommen, die am Ende in den Anschlagsplänen gegipfelt seien. „Pubertät, Corona-Pandemie, wenig soziale Kontakte“, nannte Wieser in diesem Zusammenhang. Im Gespräch mit einem psychiatrischen Gutachter habe der Gymnasiast bereits umfassend ausgepackt. Er habe sich über das Internet radikalisiert – seine Eltern hätten von alldem nichts mitbekommen.

Blutbad in Essen in letzter Sekunde vereitelt

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Jugendliche am 13. Mai dieses Jahres einen Anschlag auf das Essener Don-Bosco-Gymnasium verüben wollte. Der Jugendliche habe seine Gewaltphantasien gegenüber Mitschülern angedeutet. Einer von ihnen vertraute sich damals seiner Lehrerin an. Die schaltete die Polizei ein. Die Ermittler handelten sofort. Neben 16 zum Teil präparierten Rohrkörpern fanden die Einsatzkräfte auch Armbrüste, Messer, Macheten und Luftdruckpistolen.

„Möglicherweise hat die NRW-Polizei heute einen Alptraum verhindert“, zeigte sich NRW-Innenminister Herbert Reul nach dem Einsatz erschrocken. Wegen der besonderen Bedeutung des Falls übernahm die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen. Sie klagt den Schüler nun wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, Terrorismusfinanzierung sowie Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz an. Dafür drohen dem Angeklagten nach Jugendstrafrecht bis zu fünf Jahre Haft.

Jugendlicher verstört nach Festnahme in Essen

Nach seiner Festnahme sorgte der Jugendliche weiter für Aufsehen. Im August veröffentlichte der Bundesgerichtshof weitere Details zum Angeklagten. In einem Beschluss war die Rede von einer „gefestigten rassistischen Gesinnung“. Dem Jugendlichen wurden eine „massive Gewaltbereitschaft“ und „schädliche Neigungen“ attestiert.


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Im Gefängnis habe er gegenüber Bediensteten „offen von seinem Anschlagsplan, seinen Mordfantasien, seinem Ausländerhass“ gesprochen. Weiter habe er mit Bewunderung über frühere rechtsextremistische Attentäter gesprochen und „hiervon bisher keinen Abstand genommen“, so der Bundesgerichtshof. Der Prozess gegen den minderjährigen Angeklagten hat am Freitag unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht gestartet. Vorerst sind zehn Verhandlungstage geplant. Dabei wurde ein Geständnis des Angeklagten angekündigt. Das soll nach Angaben der Gerichtssprecherin allerdings frühestens am 22. Dezember geschehen. (mit dpa)