- Davut Y. stach dem Vorsitzenden eines Moschee-Vereins in den Bauch
- Angeblich, um einen Mordanschlag auf den Bürgermeister von Bottrop zu verhindern
- Jetzt muss er sich wegen versuchten Mordes vor verantworten
- Der 34-jährige Angeklagte ist an einer Psychose erkrankt
Essen.
Mit einem Messer stach Davut Y. dem Moscheevereinsvorsitzenden in den Bauch – weil er einen geplanten Anschlag auf Bottrops Bürgermeister Bernd Tischler vereiteln wollte.
Das jedenfalls behauptet Davut Y., der sich seit Freitag wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht Essen verantworten muss.
Video-Aufnahmen zeigen die Tat
Am 31. Dezember 2016 hat er laut Staatsanwaltschaft im Innenhof der Ditib-Moschee Ibrahim Ö. nach einem Gebet ein Messer seitlich in den Bauch gerammt.
Zu leugnen ist das kaum, denn Videoaufnahmen einer Überwachungskamera zeigen deutlich, wie Davut Y. an Ibrahim Ö. herantritt, ihn an der Schulter packt und dann mit einer schnellen Bewegung zusticht.
„Ich werde dich töten, Ehrloser“
Ö. stolperte, rappelte sich wieder auf , floh in die Moschee an der Prosperstraße. Dort schloss er die Tür hinter sich.
„Ich werde dich töten, Ehrloser“, habe Davut Y. gerufen. Das bestreitet der 24 Jahre alte Angeklagte, der sich während der gesamten Verhandlung ständig im Saal umsieht, als würde er jemanden suchen. Er habe den Vorsitzenden des Moscheevereins nur verletzen und erschrecken wollen.
„Ich soll den Bürgermeister mit einer Pistole umbringen“
Zwei Tage vor der Tat habe Ö. ihn in Begleitung eines Bodybuilders auf der Straße angesprochen. „Er hat gesagt, ich soll den Bürgermeister von Bottrop mit einer Pistole töten. Dafür bekomme ich dann zweieinhalb Millionen Euro. Das Geld soll ich dann von einem Autohändler aus Bottrop bekommen“, sagt Y. in einigermaßen gebrochenem Deutsch.
Richter Andreas Labentz fragte ihn langsam und deutlich, warum er denn nicht zur Polizei gegangen sei – eine Dolmetscherin übersetzte zusätzlich.
„Du bist behindert, wir glauben dir nicht“
Zur Polizei sei er nicht deshalb nicht gegangen, weil man ihm da nicht geglaubt hätte. Davut Y. hat eine paranoide Schizophrenie. „Die hätten gesagt: Du bist behindert, dir glauben wir nicht.“
Die Aussage, die er nach seiner Verhaftung laut Vernehmungsprotokoll gemacht hat, klingt indes etwas anders. Da ist keine Rede vom Anschlag auf den Bürgermeister. Vielmehr heißt es da: Ö. habe ihn wegen seiner Psychose immer wieder geärgert. „Er hat mich in meiner Ehre verletzt“, sagte der 34-Jährige laut Protokoll zur Polizei. Seine Gefühle hätten ihn übermannt, deshalb sei die Tat passiert.
Eine tickende Zeitbombe
In einem weiteren Gespräch habe er gesagt, dass so etwas auch wieder passieren könne, sagt die Polizeibeamtin Angela P. die als Zeugin geladen ist. „Dann sind sie ja eine tickende Zeitbombe“, habe zu ihm gesagt – woraufhin Y. nur mit den Schultern gezuckt habe.
„Die Aussage ist nicht von mir. Die Polizisten wollten mit verbieten, die Wahrheit zu sagen“, sagt Y. Klären ließ sich das am ersten Prozesstag nicht: Die Zeugin P. konnte sich nicht mehr ganz genau an die Vernehmung erinnern, und ihr Kollege ist zurzeit im Urlaub.
„Der Bürgermeister hat nur gelacht“
Ibrahim Ö, ein kleiner, schmal gebauter Mann, bestritt vehement, dass er dem Y. einen Mordauftrag gegeben habe. „Ich kenne den Bürgermeister, wir duzen uns. Ich hab ihm am Telefon von den Vorwürfen erzählt, er hat da nur drüber gelacht.“
Vielmehr habe er Davut Y. ein Hausverbot für die Moschee erteilt, weil dieser den Imam mehrfach bedroht und körperlich angegangen habe, so der 52-Jährige.
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Angst, Moschee zu betreten
Er leide noch immer an den Folgen des Messerangriffs, sagt Ibrahim Ö. „Bis Ende April hatte ich Schmerzen, und ich habe Angst, eine Moschee zu betreten.“
Wegen seiner psychischen Erkrankung könnte Davut Y. als schuldunfähig gelten und würde im Fall einer Verurteilung in eine psychische Einrichtung eingewiesen werden.
Am Montag wird der Prozess fortgesetzt.