Werkstudenten der EnergieGut GmbH erheben schwere Vorwürfe gegen das Tochterunternehmen des DVV-Konzerns.
Duisburg.
Kein Urlaub und keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall: Bernd Müller und Jana Meier (beide Namen geändert), Werkstudenten der EnergieGut GmbH, seit Jahresbeginn ein Tochterunternehmen des DVV-Konzerns mit Sitz in Rheinhausen und im Stromhandel tätig, erheben schwere Vorwürfe gegen die Geschäftsführung. Beide wollen aus Angst vor einem Rausschmiss anonym bleiben.
Das komplette Tagesgeschäft
Bernd Müller erzählt: 30 Werkstudenten seien bei EnergieGut in der Buchhaltung für Netznutzungsabrechnungen verantwortlich – ausgestattet mit befristeten Verträgen mit einer Laufzeit von drei bis sechs Monaten.
40 bis 80 Stunden arbeiteten die Werkstudenten pro Monat bei einem Stundensatz von 11 Euro. Bei nur 15 Festangestellten erledigten sie laut Jana Meier fast das komplette Tagesgeschäft.
Ein DVV-Sprecher nimmt zu den Vorwürfen der Werksstudenten Stellung: „Sollten Vorgesetzte gegenüber Mitarbeitern die vorgeworfenen Aussagen gemacht haben, widerspräche dies den strengen Verhaltensregeln des Konzerns. Dies werde von der EnergieGut-Geschäftsführung nicht toleriert. Allen Angestellten, auch Werksstudenten, stünden, so der Sprecher weiter, der gesetzliche Urlaubsanspruch sowie eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zu. Die Geschäftsführer sollen nun die Führungskräfte zum Thema befragen und deutlich machen, dass Verhaltensregeln strikt eingehalten werden müssen.
Es sei zudem richtig, dass bislang bei EnergieGut angestellte Werkstudenten nun das Angebot erhalten, bei Admito zu arbeiten. Admito müsse als Servicegesellschaft im Wettbewerb ihre Leistungen zu marktüblichen Konditionen erbringen. Deshalb sei es dem Unternehmen nicht möglich, die bisherige Vergütung für Werkstudenten weiterhin anzubieten.
„Wenn ich oder andere mal versucht haben, Urlaub einzureichen, ist uns mit dem Hinweis auf anstehende Vertragsverlängerungen nahe gelegt worden, darauf zu verzichten“, sagt die Werkstudentin. Müller erinnere sich an Aussagen wie: „Sie wollen doch noch länger hier arbeiten, oder?“ Diese stammten aus Teilen der Geschäftsführung sowie von Abteilungsleitern, so Müller.
Angst vor Rausschmiss
Ähnliches hätten die Werkstudenten auch gehört, wenn sie einen Krankenschein einreichen wollten. Vielmehr seien bei einem krankheitsbedingten Ausfall „Minusstunden“ aufgeschrieben worden. Müller: „Wer ausfiel, musste die entsprechenden Stunden nacharbeiten.“ Aus Angst vor einem Rausschmiss beziehungsweise aus Angst, keinen neuen Vertrag zu bekommen, hätten sich die Werksstudenten bisher nicht gewehrt.
Nun werde allerdings die Buchhaltung zum 1. Januar 2013 in die Admito GmbH, ein weiteres Tochterunternehmen des DVV-Konzerns, ausgelagert. Um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, seien die Studenten plötzlich gegen Ende dieses Jahres aufgefordert worden, Überstunden abzubauen und Urlaub zu nehmen.
Fass zum Überlaufen gebracht
„Bei Admito sollen wir nun problemlos Urlaube und Krankenscheine einreichen können. Allerdings verdienen wir dort künftig 9 statt 11 Euro pro Stunde“, so Müller. Das habe das Fass zum Überlaufen gebracht, zumal die Verträge erst kurzfristig vorgelegt worden seien. Der Betriebsrat bestehe aktuell nur noch aus einer Person, habe keinen Einfluss.
Müller: „Wir sind Leistungsträger im Unternehmen, fordern deshalb 11 Euro pro Stunde wie bisher und das, was uns gesetzlich schon längst zusteht: Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.“