Die Staatsanwaltschaft Essen bestätigte am Mittwoch, dass gegen acht ehemalige und aktive AStA-Referenten (Allgemeiner Studierenden Ausschuss) der Universität Duisburg-Essen wegen des Verdachts auf Untreue ermittelt wird.
Im Spätsommer wurde ein anonymes Schreiben an verschiedene Adressaten, unter anderem an die Universitätsleitung und die Staatsanwaltschaft geschickt. In dem achtseitigen Schriftstück werden schwere Vorwürfe der Untreue, Korruption und des Betruges gegen mehrere ehemalige und aktive AStA-Referenten erhoben. „Daraufhin haben wir die Staatsanwaltschaft gebeten, diese Anschuldigungen zu überprüfen. Das Schreiben hat bei uns schieres Entsetzen ausgelöst“, sagt Uni-Sprecherin Beate Kostka.
Die Täter sollen sich über Jahre hinweg bereichert und Geld von und für die Studierendenschaft in die eigene Tasche gesteckt haben. Dabei sollen gefälschte Rechnungen von den Referenten vorgelegt worden und von eingeweihten Mittätern gegengezeichnet worden sein. Außerdem wird in dem Anschuldingungsschreiben, dessen Verfasser sich pikanterweise „Sumpfgeist“ nennt, ein undurchsichtiges Netzwerk von Firmen beschrieben, welche regelmäßig lukrative Aufträge vom AStA bekommen haben sollen. Die beschuldigten Referenten wiederum sollen an diesen Aufträgen direkt oder indirekt mitverdient haben. So soll etwa für die Durchführung eines Sommerfestes 2006 in Essen eine Firma beauftragt worden sein, deren Geschäftsführer selber Beauftragte des AStAs waren. Auch bei nachfolgenden Sommerfesten soll so vorgegangen worden sein.
AStA-Referenten sollen Konten der Studierendenschaft leer geräumt haben
Im selben Jahr sollte es auch mehrere Kontopfändungen gegen den AStA geben. Doch ehe die Gerichtsvollzieher aktiv werden konnten, sollen die beschuldigten Referenten, gegen die jetzt ermittelt wird, die Konten der Studierendenschaft leer geräumt haben. „Dieses Geld wurde fast ein Jahr heimlich unter Verschluss gehalten, da der AStA offiziell zahlungsunfähig gewesen ist. Andere gewählte Referenten erhielten fast ein Jahr lang keine Aufwandsentschädigungen. Regulär ausgezahlt haben sich ihre Aufwandsentschädigung nur die genannten Personen“, heißt es in dem Brandbrief.
Die Vorwürfe gegen die Referenten gehen noch weiter. So ist beispielsweise von „Mietfahrzeugen“ die Rede, die „zum größten Teil zu Privat-, Vergnügungs- oder privattouristische Urlaubsfahrten benutzt werden. Alles auf Kosten der Studierendenschaft.“
Wie hoch der entstandene Schaden ist, lässt sich nur abschätzen und wird erst am Ende der Ermittlungen feststehen. Nach Informationen unserer Zeitungsgruppe handelt es sich um mehrere Zehntausend Euro. Einer der Beschuldigten soll sich mit dem über Jahre unrechtmäßig angeeigneten Geld selbstständig gemacht haben und mittlerweile sogar ein kleines Hotel an der Ostsee besitzen. Besonders pikant sind die Vorwürfe gegen diesen, immer noch aktiven Referenten, weil er mittlerweile gar kein Student mehr ist. Die Rechtslage, ob er überhaupt noch AStA-Referent sein darf, ist unklar. Die Uni hat sich vorgenommen, dies zu klären und gegebenenfalls Konsequenzen zu ziehen.