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Warum heißt es eigentlich „potthässlich“? Gibt es einen Zusammenhang zum Ruhrgebiet?

Warum heißt es eigentlich „potthässlich“? Gibt es einen Zusammenhang zum Ruhrgebiet?

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Der Phoenix- See in Dortmund im Sonnenuntergang: Könnte irgendjemand diese Kulisse hässlich finden? Foto: imago/blickwinkel
  • Jeder kennt den Ausdruck potthässlich
  • Doch hat das Wort einen Bezug zum Ruhrpott?
  • Der Sprachwissenschaftler Professor Ulrich Ammon verrät es dir

Jeder unschöne Gegenstand kann mit diesem Ausdruck belegt werden. Potthässlich. Doch kommt das Wort bloß von hässlichen Töpfen oder gibt es tatsächlich einen Bezug zum Ruhrgebiet?

DER WESTEN hat den Sprachwissenschaftler Ulrich Ammon von der Universität Duisburg-Essen gefragt. Er sieht ganz klar einen Zusammenhang zwischen den Wörtern „potthässlich“ und „Ruhrpott“.

Potthässlich = hässlich wie der Pott?

„In dem Wort potthässlich lag zunächst die Bedeutung zu einem alten, hässlichen Gefäß“, erklärt der Sprachwissenschaftler. Der Begriff potthässlich könnte somit aus dem Mittelalter stammen, auf einen genauen Zeitraum möchte sich der Professor aber nicht festlegen. War es für die Menschen der Zeit völlig normal, einen verschrammelten Topf als potthässlich zu bezeichnen, hat das Adjektiv heutzutage an Bedeutung hinzugewonnen.

Beinahe jeder Gegenstand, der nicht ansehnlich ist, kann mit dem Wort belegt werden. So auch der Ruhrpott, meint Ammon: „Die Assoziation mit dem Wort ‚hässlich‘ war bei der Entstehung des Wortes ‚Ruhrpott‘ vielleicht nicht ausschlaggebend, entstand aber wohl im Kontext des weiteren Gebrauchs in der Sprache. Davon übertragen, ist dann wohl eben diese Assoziation entstanden.“

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Verwendung mit Ruhrgebietsbezug seit den 1960er Jahren

Der Sprachwissenschaftler ordnet die Annäherung der beiden Wörter historisch ein: „Seit dem Niedergang des Ruhrgebiets in den 60er und 70ern denken viele an eine verschmutzte und heruntergekommene Industrielandschaft. Genau in dieser Zeit entstand die Bezeichnung ‚Ruhrpott‘.“

Ammon ist überzeugt, dass seitdem die Wörter Ruhrpott und potthässlich sehr nah beieinander liegen: „Wenn ein Wort gesucht wird, das häufig mit der Assoziation ‚potthässlich‘ einhergeht, dann steckt in der Bedeutung des Wortes ein großer Teil Ruhrgebiet.“

Trotzdem würde das Wort nicht nur abwertend gebraucht, so der Sprachwissenschaftler.

„Man kann das Wort Ruhrpott auch im positiven Sinne gebrauchen“

Er erklärt: „Man kann das Wort Ruhrpott auch im positiven Sinne gebrauchen.“ Besonders, wenn es um die Attraktivität vieler neuer Industriemuseen im Ruhrgebiet gehe.

„Von den Industriemuseen geht ein neuer Reiz aus, der langfristig zu einem Umdenken bei den Leuten führen könnte. Das Ruhrgebiet ist heute längst mehr als eine schmutzige Industriekultur“, meint Ammon abschließend.

Dieser Artikel erschien zuerst am 25. April 2018 auf DER WESTEN